Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Soziologie - Krieg und Frieden, Militär, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die deutsche Öffentlichkeit kennt Stauffenberg als den Hitler-Attentäter, besser Informierte kennen ihn alsKopf der Staatsstreichorganisation vom 20. Juli 1944. In vielen Reden, Aufsätzen und Büchern überStauffenberg finden sich Hinweise auf sein charismatisches Wesen, auf seine Verbundenheit mit dem DichterStefan George, auf Stauffenbergs moralische und christliche Grundhaltung. Dazu, dass Stauffenberg einer derSpitzen-Generalstabsoffiziere seiner Generation war, erfahren wir in der Regel wenig. Stauffenberg warOberst, vielleicht der jüngste Oberst des Heeres. Was hat er eigentlich tagsüber gemacht? In machen Büchernscheint es, als sei er zur Durchführung einer Verschwörung vom Dienst freigestellt gewesen, aber so war es janicht. Was machte er als Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres, und hatte das irgendwie mitdem Entschluss zum Staatstreich zu tun? Soldaten dürfen ihre ganz spezifischen Fragen an die BiographienStauffenbergs richten.Die dramatischen Abläufe in Rastenburg und Berlin machten deutlich, dass es schwierig war, diesen Umsturzzu planen und durchzuführen. Hier waren allen Stammtischgesprächen zum trotz keine Dilettanten am Werk.Unter den Bedingungen des NS-Staates handelte es sich vielmehr um eine sehr erfolgversprechende und auchrealistische Vorbereitung eines Umsturzes. Die Tragödie der Verfolgung vollzog sich in Berlin, in denVerfolgungsmaßnahmen, Verurteilungen und Hinrichtungen, die nach dem 20. Juli 1944 folgten. Wenige derBeteiligten überlebten. Der Triumph des Bösen war nicht gestoppt, aber es war sichtbar geworden, dass es Vertreter eines anderen Deutschland gab, keine willigen Vollstrecker, sondern Menschen, die dem Regimewiderstanden und ihnen vor Gericht nur noch eingeschüchtert und unter dem Galgen die Wahrheit sagenkonnten.Daher lässt sich die Tat des 20. Juli 1944 nur begreifen als Ausdruck eines Willens und Schaffens desgesamten Widerstands. Das bedeutet, dass der 20. Juli 1944 nicht tagespolitischen Bewertungen undVereinnahmungen ausgesetzt werden darf. Es ging dabei um Prinzipien von Politik, Ethik und Moral, die aufder Grundlage politischen Vertrauens der Beteiligten, die politische, soziale und kulturelle Unterschiedeüberwanden und sich vertrauten.
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