Jeder Leser, der die Bernie Gunther-Romane des schottischen Autors Philip Kerr verfolgt, weiß, dass die Reihe nicht chronologisch angelegt ist. In „Operation Zagreb“, dem zehnten (übersetzten) Band, schickt der Autor seinen Protagonisten aus dem Jahr 1956 zurück in die Jahre 1942/43.
1956: Bernie
Gunther hat es mittlerweile an die Französische Riviera verschlagen. Als er einen Film mit der…mehrJeder Leser, der die Bernie Gunther-Romane des schottischen Autors Philip Kerr verfolgt, weiß, dass die Reihe nicht chronologisch angelegt ist. In „Operation Zagreb“, dem zehnten (übersetzten) Band, schickt der Autor seinen Protagonisten aus dem Jahr 1956 zurück in die Jahre 1942/43.
1956: Bernie Gunther hat es mittlerweile an die Französische Riviera verschlagen. Als er einen Film mit der Schauspielerin Dalia Dresner anschaut, wird er von den Erinnerungen an die Ereignisse des Jahres 1942 eingeholt.
Damals lebt er in Berlin und hat eine Stelle im Präsidium am Alexanderplatz inne, die ihm ein ehemaliger Weggefährte besorgt hat. Es gibt genug zu tun, die Kriminalität ist hoch. Und doch meint Joseph Goebbels, seit 1933 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sowie Präsident der Reichskulturkammer, Bernie Gunther wie seinen Laufburschen behandeln zu können. Wenn er pfeift, muss Gunther springen. Und wenn der Minister meint, dass er eine ganz bestimmte Schauspielerin, in diesem Fall Dalia Dresner, für einen Propaganda-Film haben möchte, weil er sich in sie verguckt hat, muss Gunther sie herbeischaffen, auch wenn er dafür ins Ausland reisen muss. Denn Dresner stellt Bedingungen: nur wenn sie Informationen über den Verbleib ihres Vaters bekommt, wird sie Goebbels Wunsch erfüllen. Und so macht sich Gunther auf die Suche nach dem ehemaligen Priester, der sich der Terrororganisation Ustascha angeschlossen hat. In Kroatien wird er fündig, aber damit fangen die Schwierigkeiten erst richtig an.
Philip Kerr schreibt packende historische Kriminalromane, die aber über die bloßen Schilderungen von in fiktive Inhalte verwobenen Fakten hinausgehen. Die Ergebnisse seiner Recherchen schmerzen, denn er schont seine Leser nicht, sondern führt ihnen die menschenverachtenden Grausamkeiten der regimetreuen Gruppierungen, in diesem Fall die der kroatischen Faschisten, deutlich vor Augen. Mittendrin sein Protagonist Bernie Gunther, von dem immer wieder der Spagat zwischen gehorsamer Befehlsausführung und seiner eigenen moralischen Integrität in einem zutiefst unmoralischen System gefordert wird.
Der Roman ist nicht immer einfach zu lesen. Zum einen fehlt, wie bereits erwähnt, der Reihe die Chronologie, zum anderen werden auch innerhalb der Geschichte verschiedenen Zeitebenen bedient. Dazu die verarbeiteten Themen, was dem Leser stellenweise hart an die Nieren geht. Aber Kerrs Bücher sind wichtig, legen sie doch immer wieder den Finger in Wunden, machen bewusst und animieren zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema. Unbedingt lesen!