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Die Gäste des pompösen Wiener Opernballs werden zum Ziel eines Terroranschlags. Ein Fernsehjournalist, der die Live-Übertragung aus den Ballsälen koordinieren soll, beobachtet das Verbrechen auf den Monitoren. Sein eigener Sohn ist unter den Opfern. Die Kameras laufen weiter und senden weltweit das Sterben von Tausenden. Das Attentat verändert die politische Landschaft. Der Journalist versucht, von Trauer um seinen Sohn getrieben, die Hintergründe des Anschlags zu klären. Sie sind verworren wie das Weltbild jener kleinen Gruppe von 'Entschlossenen', die das Morden vorbereitete.

Produktbeschreibung
Die Gäste des pompösen Wiener Opernballs werden zum Ziel eines Terroranschlags. Ein Fernsehjournalist, der die Live-Übertragung aus den Ballsälen koordinieren soll, beobachtet das Verbrechen auf den Monitoren. Sein eigener Sohn ist unter den Opfern. Die Kameras laufen weiter und senden weltweit das Sterben von Tausenden. Das Attentat verändert die politische Landschaft. Der Journalist versucht, von Trauer um seinen Sohn getrieben, die Hintergründe des Anschlags zu klären. Sie sind verworren wie das Weltbild jener kleinen Gruppe von 'Entschlossenen', die das Morden vorbereitete.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.02.2006

Band 7
Das große Medienmassaker
Josef Haslinger: „Opernball”
Dieser Roman fackelt nicht lange. Massenmord, Panik, Entsetzen: alles auf der ersten Seite schon da. Ein Fernsehreporter sitzt in seinem Sendewagen und sieht auf zwanzig Bildschirmen gleichzeitig, wie die Besucher des Wiener Opernballs jämmerlich krepieren. Auch sein Sohn Fred ist dabei: Er war als Kameramann im Einsatz. Wie sich herausstellt, hat eine kleine Gruppe Rechtsradikaler, die sich „Die Entschlossenen” nennt, Blausäure in die Lüftungsschächte der Staatsoper eingeleitet. Tausende sterben. Die Katastrophe wird vom Privatsender ETV in ganz Europa live übertragen - ein Medienereignis sondergleichen. Hat der Sender von dem Anschlag gewusst? Das Buch erregt diesen furchtbaren Verdacht, erhärtet ihn aber so wenig, wie man die Verwicklungen der Polizei in die Planung des Attentats erfährt.
Josef Haslingers Roman „Opernball”, erschienen 1995 und damals sofort ein Bestseller, ist kein Krimi im klassischen Sinne, sondern ein medienkritischer Politthriller, erzählt anhand der Tonbandprotokolle des Fernsehjournalisten und Kriegsberichterstatters Kurt Fraser, der hier in Ich-Form auch seine eigene Lebens- und Familiengeschichte beschreibt. Nach dem Giftgasanschlag, bei dem er seinen Sohn verliert, begibt sich Fraser auf Recherche, befragt Opernballgäste und Polizisten und stößt irgendwann auf „den Ingenieur”, der als letzter Überlebender und gläubiger Jünger der „Entschlossenen” einer der Drahtzieher des Attentats ist. Aus den geschickt montierten Lebensberichten und Aussagen ergibt sich nicht nur eine spannende Erzählkonstruktion, sondern auch ein plastisches, drastisches Gesellschaftspanorama. Es ist das Sittenbild einer morbiden Gesellschaft, der mit ihren Werten auch die Orientierung abhanden gekommen ist und deren latenten Rechtsradikalismus Haslinger in eine nachgerade historische Dimension zu betten versteht: angefangen von den Aufnahmen der Leichenberge in Bergen-Belsen, die Kurt Frasers Vater, ein Wiener Jude, bei der Befreiung des KZs einst machte, über die nationalsozialistisch-spiritualistisch verbrämte Ideologie der „Entschlossenen” bis hin zum zugespitzten Bild von der Oper als Gaskammer, dem medial ausgeschlachteten „Harmagedon” der Terroristen.
Es ist die Verschränkung von Medienmacht und Gewalt, von Massenmord und Massengeschäft, die Haslingers Thriller bei allen pseudo-dokumentarischen Elementen zu einem veritablen, aus heutiger Perspektive geradezu hellsichtigen Medienroman macht. Spätestens seit dem 11. September 2001 hat die Realität die Anschlagskraft dieses Romans nicht nur bestätigt, sondern um Längen überboten.
CHRISTINE DÖSSEL
Josef Haslinger
Foto:
T. Langdon/Visual Support
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