"Die wunderbare unbegreifliche Wahrheit einer solchen Ehe wie Menelas-Helena, wie sie uns durch die Augen Homers entgegentritt, nicht als bewiesen "hinzunehmen, "sondern sie sich selber dichterisch zu beweisen ", nennt Hofmannsthal als "tiefsten Antrieb "zur Gestaltung seines lyrischen Dramas, in dem er sich u.a. der antiken Fabel von der angeblich unschuldig nach Ägypten entrückten Helena und der gleichzeitigen Existenz eines ihr gleichgebildeten Trugbilds in Troja bedient. Die Edition bietet das gesamte, heute über mehrere Archive verstreute handschriftliche Material zu dem Werk und verfolgt unter Heranziehung zahlreicher, bislang unpublizierter Zeugnisse dessen Entstehung von einer frühen Konzeption als Farce (1919) bis hin zu der in Zusammenarbeit mit Richard Strauss über mehrere Zwischenstadien erreichten Endfassung (1924), aus der schließlich das Libretto hervorgeht. (Die Uraufführung der 1925 -1927 komponierten Oper fand 1928 in Dresden statt. ) Der reichhaltige Kommentar erschließt darüber hinaus eine Vielzahl bislang unbekannter Quellen. Ergänzt wird der Band durch sieben zwischen 1895 und 1923 notierte Opern- und Singspielpläne, die an Motive von Goethe, Heine und Schubart sowie aus 1001 Nacht anknüpfen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.1999Unter dem Musizierpanzer
Und im Wagner-Licht: Hofmannsthals "Frau ohne Schatten"
Als "Die Frau ohne Schatten" 1919 von Wien aus ihren Weg über die europäischen Opernbühnen nahm, waren sich Anhänger wie Gegner der gerade erst zum Schlagwort erhobenen "Neuen Musik" einig in ihrer Ablehnung. Paul Bekker kennzeichnete das jüngste Ergebnis der Zusammenarbeit von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal als "Versuch, die genießerische Kunstatmosphäre einer versinkenden Epoche festzuhalten", und Bruno Schrader geißelte gleichermaßen die "verrückt-phantastische Handlung" und den "wüsten Rausch" der Musik. Noch die gewählte Metaphorik ließ keinen Zweifel daran, dass man die "Frau ohne Schatten" für eine letzte Aufgipfelung des Wagner'schen Musikdramas hielt, von dem schon Eduard Hanslick gesagt hatte, es sei "der gesungene und gegeigte Opiumrausch".
Tatsächlich scheint der historische Ort des ebenso aufwendigen wie ästhetisch fragilen Werkes durch das Jahr 1914, als Dichter und Komponist über ihrem Projekt vom Weltkrieg überrascht wurden, eher gekennzeichnet als durch das Datum der Uraufführung; 1919 gab es mit Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" bereits das Modell eines "armen Theaters". Aber hält die "Frau ohne Schatten" der durch Krieg und Zusammenbruch der imperialen Ordnung heraufgeführten "geistigen Zeitwende" (Bekker) wirklich so wenig stand?
Wer sich mit Fragen dieser Art neu befassen möchte, kann dies jetzt auf einer Materialbasis tun, wie sie üppiger und akribischer aufbereitet kaum denkbar ist. Die "Frau ohne Schatten" bildet den Hauptteil von Band 35.1 der Kritischen Ausgabe der Werke Hofmannsthals ("Operndichtungen 3.1"). Der Umgang mit einem Buch, das neben hundert Seiten "eigentlichem" Text über sechshundert Seiten Varianten und Erläuterungen enthält, ist freilich gewöhnungsbedürftig. Doch der geduldige Leser, hat er sich vom Ideal einer linearen Lektüre einmal verabschiedet, wird reichlich entlohnt. Er wird Zeuge einer kreativen Anstrengung, die über Jahre hinweg bestimmte Motive und Figuren umkreist, immer neue Quellen beizieht, eine operntaugliche Form sucht und schließlich findet.
Für die Musik ist dabei der im Grundsatz bekannte, hier aber durch eine Fülle von neuen Details belegte Rekurs von Dichter und Komponist auf Mozart von besonderem Interesse. Mozart war für Strauss so etwas wie das Gegengift gegen Wagner. Hofmannsthal, der frühzeitig die Einsicht formulierte, dass Musikgeschichte nicht in stetigem, linearem Fortschritt, sondern "rhythmisch", ja "wie alle Entwicklung . . . in der Spirale" verlaufe, drängte Strauss in Richtung einer neuen Klassizität. Der Rückbezug auf das achtzehnte Jahrhundert war um 1910 alles andere als ein beschaulich-retrospektives Vergnügen. Vielmehr sind bei Komponisten wie Ravel, Debussy und eben Strauss die Wurzeln gelegt für jene frappierende Verschränkung von Moderne und Klassizismus, die sich später vor allem mit dem Namen Strawinskys verbinden sollte. Ähnliches ließe sich über die Märchensphäre sagen, die bei Hofmannsthal unter anderem auf der Grundlage der "Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht" ersteht. (Der Herausgeber Hans-Albrecht Koch identifiziert eine Fülle von Motiven aus dieser Quelle.) Tausend Kilometer weiter westlich, jenseits der Schlachtfelder des Weltkriegs, hatte Marcel Proust die gleiche Vorlage bei der Arbeit an der "Suche nach der verlorenen Zeit" zur Hand.
Dennoch muss gefragt werden, ob Strauss die Möglichkeiten des Textbuchs hinreichend genutzt hat (und hier ist sehr zu bedauern, dass die Ausgabe zwar Strauss' Änderungsvorschläge in gemeinsam benutzten Arbeitsexemplaren dokumentiert, nicht aber die teils an gleicher Stelle notierten musikalischen Motive). Hofmannsthal dachte an eine symmetrische Konstellation aus "hohem" und "niederem" Paar wie in der "Zauberflöte", die durch Prüfungen zur "Läuterung" gelangen sollten. Strauss reagierte darauf mit dem auf einer gemeinsamen Autoreise "im Mondschein zwischen San Michele und Bozen" ausgesponnenen Gedanken, "die obere Welt mit dem ,Ariadne'-Orchester zu begleiten, die dichtere, bunte Erdenatmosphäre mit dem großen Orchester". Insofern das drastisch entschlackte Orchester der "Ariadne auf Naxos" (1912/16) schon äußerlich eine Abkehr von Wagner bezeichnet, hätte sich hier die Chance geboten, erstmals für eine dezidiert ernste Sphäre - fernab dem Buffo-Charakter des "Rosenkavalier" (1910) - ein wagnerfreies Idiom zu finden.
Dass dies nicht gelang, vielmehr die "Frau ohne Schatten" - trotz zahlreicher betörend schöner Effekte im hellen Register - letztlich im Schatten des Bayreuther Meisters verblieb, ist nach dem jetzt erreichten Kenntnisstand nicht Strauss allein anzulasten, sondern hat mit den tieferen Intentionen des Dichters zu tun. Ihm ging es weniger um Kontrastierung als um Vermittlung der Sphären. Die "Färberin", Exponentin des "niederen" Paares, ist alles andere als eine Papagena, sondern die wohl komplexeste Gestalt des Librettos überhaupt. Ihr beherrschender Charakterzug, die "Bizarrerie", wechselt in Hofmannsthals frühesten Notizen noch unentschieden zwischen ihr und der "Kaiserin" hin und her. Die ideale Existenz der Feenwelt, also die hohe Geistigkeit der Dichtung, ist nichts wert ohne Hinabstieg in den "Menschendunst" und die Niedrigkeiten alltäglicher Existenz. Das allerdings ist eine Aussage, die auch 1919 hätte interessieren können.
Strauss versprach Hofmannsthal noch vor Fertigstellung der Partitur, den "Wagner'schen Musizierpanzer" in Zukunft endgültig abzulegen. Ihr nächstes Projekt sollte eine "politisch-satirisch-parodistische Operette" sein. Aus der darauf folgenden Zeit stammen ein paar Dutzend Notizen und zwei Szenarien unter dem Titel "Danae oder die Vernunftheirat", die den vorliegenden Band ergänzen. Die so genannte "Vernunftheirat" ist im Gegenteil eine Verbindung aus Liebe, die nur zeitweise von materiellem Überfluss gesegnet erscheint. Am Ende ist aller Reichtum verloren, und "die beiden Liebenden kauern miteinander auf nackter Erde". Verstand Hofmannsthal, gründlicher Leser von Simmels "Philosophie des Geldes", bereits die "Frau ohne Schatten" als "Allegorie des Socialen", so ist der Gegenwartsbezug hier noch deutlicher. Das Projekt geriet über anderen Vorhaben in Vergessenheit, und (Strauss gab den Stoff, unter Verweis auf Hofmannsthals Szenarien, Jahrzehnte später an Joseph Gregor weiter. Das von Hofmannsthal versammelte mythologische Personal steht wiederum einer Märchensphäre nicht fern. Den entscheidenden Satz dazu liest man in einer um 1918 entstandenen Notiz: "Die Prinzessinnen", heißt es da, sind "alle heimatlos, weil ein Krieg alles entwurzelt".
ANDREAS MEYER.
Hugo von Hofmannsthal: "Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe". Band XXV.1, Operndichtungen 3.1: "Die Frau ohne Schatten. Danae oder die Vernunftheirat". Herausgegeben von Hans-Albrecht Koch und Ingeborg Beyer-Ahlert. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1998. 750 S., geb., 548,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Und im Wagner-Licht: Hofmannsthals "Frau ohne Schatten"
Als "Die Frau ohne Schatten" 1919 von Wien aus ihren Weg über die europäischen Opernbühnen nahm, waren sich Anhänger wie Gegner der gerade erst zum Schlagwort erhobenen "Neuen Musik" einig in ihrer Ablehnung. Paul Bekker kennzeichnete das jüngste Ergebnis der Zusammenarbeit von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal als "Versuch, die genießerische Kunstatmosphäre einer versinkenden Epoche festzuhalten", und Bruno Schrader geißelte gleichermaßen die "verrückt-phantastische Handlung" und den "wüsten Rausch" der Musik. Noch die gewählte Metaphorik ließ keinen Zweifel daran, dass man die "Frau ohne Schatten" für eine letzte Aufgipfelung des Wagner'schen Musikdramas hielt, von dem schon Eduard Hanslick gesagt hatte, es sei "der gesungene und gegeigte Opiumrausch".
Tatsächlich scheint der historische Ort des ebenso aufwendigen wie ästhetisch fragilen Werkes durch das Jahr 1914, als Dichter und Komponist über ihrem Projekt vom Weltkrieg überrascht wurden, eher gekennzeichnet als durch das Datum der Uraufführung; 1919 gab es mit Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" bereits das Modell eines "armen Theaters". Aber hält die "Frau ohne Schatten" der durch Krieg und Zusammenbruch der imperialen Ordnung heraufgeführten "geistigen Zeitwende" (Bekker) wirklich so wenig stand?
Wer sich mit Fragen dieser Art neu befassen möchte, kann dies jetzt auf einer Materialbasis tun, wie sie üppiger und akribischer aufbereitet kaum denkbar ist. Die "Frau ohne Schatten" bildet den Hauptteil von Band 35.1 der Kritischen Ausgabe der Werke Hofmannsthals ("Operndichtungen 3.1"). Der Umgang mit einem Buch, das neben hundert Seiten "eigentlichem" Text über sechshundert Seiten Varianten und Erläuterungen enthält, ist freilich gewöhnungsbedürftig. Doch der geduldige Leser, hat er sich vom Ideal einer linearen Lektüre einmal verabschiedet, wird reichlich entlohnt. Er wird Zeuge einer kreativen Anstrengung, die über Jahre hinweg bestimmte Motive und Figuren umkreist, immer neue Quellen beizieht, eine operntaugliche Form sucht und schließlich findet.
Für die Musik ist dabei der im Grundsatz bekannte, hier aber durch eine Fülle von neuen Details belegte Rekurs von Dichter und Komponist auf Mozart von besonderem Interesse. Mozart war für Strauss so etwas wie das Gegengift gegen Wagner. Hofmannsthal, der frühzeitig die Einsicht formulierte, dass Musikgeschichte nicht in stetigem, linearem Fortschritt, sondern "rhythmisch", ja "wie alle Entwicklung . . . in der Spirale" verlaufe, drängte Strauss in Richtung einer neuen Klassizität. Der Rückbezug auf das achtzehnte Jahrhundert war um 1910 alles andere als ein beschaulich-retrospektives Vergnügen. Vielmehr sind bei Komponisten wie Ravel, Debussy und eben Strauss die Wurzeln gelegt für jene frappierende Verschränkung von Moderne und Klassizismus, die sich später vor allem mit dem Namen Strawinskys verbinden sollte. Ähnliches ließe sich über die Märchensphäre sagen, die bei Hofmannsthal unter anderem auf der Grundlage der "Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht" ersteht. (Der Herausgeber Hans-Albrecht Koch identifiziert eine Fülle von Motiven aus dieser Quelle.) Tausend Kilometer weiter westlich, jenseits der Schlachtfelder des Weltkriegs, hatte Marcel Proust die gleiche Vorlage bei der Arbeit an der "Suche nach der verlorenen Zeit" zur Hand.
Dennoch muss gefragt werden, ob Strauss die Möglichkeiten des Textbuchs hinreichend genutzt hat (und hier ist sehr zu bedauern, dass die Ausgabe zwar Strauss' Änderungsvorschläge in gemeinsam benutzten Arbeitsexemplaren dokumentiert, nicht aber die teils an gleicher Stelle notierten musikalischen Motive). Hofmannsthal dachte an eine symmetrische Konstellation aus "hohem" und "niederem" Paar wie in der "Zauberflöte", die durch Prüfungen zur "Läuterung" gelangen sollten. Strauss reagierte darauf mit dem auf einer gemeinsamen Autoreise "im Mondschein zwischen San Michele und Bozen" ausgesponnenen Gedanken, "die obere Welt mit dem ,Ariadne'-Orchester zu begleiten, die dichtere, bunte Erdenatmosphäre mit dem großen Orchester". Insofern das drastisch entschlackte Orchester der "Ariadne auf Naxos" (1912/16) schon äußerlich eine Abkehr von Wagner bezeichnet, hätte sich hier die Chance geboten, erstmals für eine dezidiert ernste Sphäre - fernab dem Buffo-Charakter des "Rosenkavalier" (1910) - ein wagnerfreies Idiom zu finden.
Dass dies nicht gelang, vielmehr die "Frau ohne Schatten" - trotz zahlreicher betörend schöner Effekte im hellen Register - letztlich im Schatten des Bayreuther Meisters verblieb, ist nach dem jetzt erreichten Kenntnisstand nicht Strauss allein anzulasten, sondern hat mit den tieferen Intentionen des Dichters zu tun. Ihm ging es weniger um Kontrastierung als um Vermittlung der Sphären. Die "Färberin", Exponentin des "niederen" Paares, ist alles andere als eine Papagena, sondern die wohl komplexeste Gestalt des Librettos überhaupt. Ihr beherrschender Charakterzug, die "Bizarrerie", wechselt in Hofmannsthals frühesten Notizen noch unentschieden zwischen ihr und der "Kaiserin" hin und her. Die ideale Existenz der Feenwelt, also die hohe Geistigkeit der Dichtung, ist nichts wert ohne Hinabstieg in den "Menschendunst" und die Niedrigkeiten alltäglicher Existenz. Das allerdings ist eine Aussage, die auch 1919 hätte interessieren können.
Strauss versprach Hofmannsthal noch vor Fertigstellung der Partitur, den "Wagner'schen Musizierpanzer" in Zukunft endgültig abzulegen. Ihr nächstes Projekt sollte eine "politisch-satirisch-parodistische Operette" sein. Aus der darauf folgenden Zeit stammen ein paar Dutzend Notizen und zwei Szenarien unter dem Titel "Danae oder die Vernunftheirat", die den vorliegenden Band ergänzen. Die so genannte "Vernunftheirat" ist im Gegenteil eine Verbindung aus Liebe, die nur zeitweise von materiellem Überfluss gesegnet erscheint. Am Ende ist aller Reichtum verloren, und "die beiden Liebenden kauern miteinander auf nackter Erde". Verstand Hofmannsthal, gründlicher Leser von Simmels "Philosophie des Geldes", bereits die "Frau ohne Schatten" als "Allegorie des Socialen", so ist der Gegenwartsbezug hier noch deutlicher. Das Projekt geriet über anderen Vorhaben in Vergessenheit, und (Strauss gab den Stoff, unter Verweis auf Hofmannsthals Szenarien, Jahrzehnte später an Joseph Gregor weiter. Das von Hofmannsthal versammelte mythologische Personal steht wiederum einer Märchensphäre nicht fern. Den entscheidenden Satz dazu liest man in einer um 1918 entstandenen Notiz: "Die Prinzessinnen", heißt es da, sind "alle heimatlos, weil ein Krieg alles entwurzelt".
ANDREAS MEYER.
Hugo von Hofmannsthal: "Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe". Band XXV.1, Operndichtungen 3.1: "Die Frau ohne Schatten. Danae oder die Vernunftheirat". Herausgegeben von Hans-Albrecht Koch und Ingeborg Beyer-Ahlert. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1998. 750 S., geb., 548,- DM.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sehr eingehend widmet sich Rezensent Friedrich Dieckmann diesem Band der Gesamtausgabe von Hofmannsthals Werken, wobei er zunächst zu bedenken gibt, dass historisch-kritische Editionen die Breite ihrer Darstellung nicht von der Stellung des einzelnen Werks, sondern von der Quellenlage abhängig machen. Und so lässt Dieckmann keinen Zweifel daran, dass er das Opernlibretto "Ägyptische Helena", das fast den ganzen Band füllt, für ein "problematisches Produkt" hält, das nicht zu den Meisterleistungen Hofmannsthals gehört. Die Oper, die der Schriftsteller zusammen mit Richard Strauss schuf, sei von "tiefer Ratlosigkeit" geprägt. Auch auf der Bühne sei sie kein Erfolg gewesen, bemerkt der Rezensent kritisch. Die Edition zeigt nun den Werdegang des Textes, die Kürzungen, Veränderungen, sie liefert Erläuterungen und Anmerkungen, die Dieckmann als aufschlussreich lobt. Allerdings, findet er, kann man es mit den Anmerkungen auch übertreiben, so geschehen, wenn der Ausruf Helenas "Schütze, was dein ist!" auf Verse Goethes oder Schillers zurückgeführt wird. Denn auf einiges, so der Rezensent leicht spöttisch, wird Hofmannsthal auch "ganz von selbst gekommen" sein. Alles in allem aber preist Dieckmann den Band als eindrucksvolle Dokumentation, die zeigt, dass das Schreiben schwer ist - besonders, "wenn man es kann".
© Perlentaucher Medien GmbH
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