Nicht überzeugend
Immanuel Grauer ist der Zusammenhang zwischen Denken und Glauben sehr wichtig, gerade in der Postmoderne, in der wir leben und in der niemand sich gerne so genau festlegt. Deshalb wollte er ein Buch für Gottsucher schreiben, in dem er zentralen Fragen nach Gott, Wundern, dem
ewigen Leben und dem Leid in dieser Welt auf den Zahn fühlt.
Ich schreibe bewusst „wollte“, denn…mehrNicht überzeugend
Immanuel Grauer ist der Zusammenhang zwischen Denken und Glauben sehr wichtig, gerade in der Postmoderne, in der wir leben und in der niemand sich gerne so genau festlegt. Deshalb wollte er ein Buch für Gottsucher schreiben, in dem er zentralen Fragen nach Gott, Wundern, dem ewigen Leben und dem Leid in dieser Welt auf den Zahn fühlt.
Ich schreibe bewusst „wollte“, denn dieses Unterfangen ist ihm meiner Meinung nach nicht geglückt. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass Gottsucher, wie sie im Untertitel genannt werden, aufgrund dieses Buches Gott finden werden. Den bisherigen positiven Rezensionen kann ich mich daher leider nicht anschließen, mich hat das Buch ganz und gar nicht überzeugt, weder was den Schreibstil noch den Inhalt anbelangt.
Zunächst einmal der Titel: Er wird kurz aufgegriffen, es wird aber überhaupt nicht erklärt, was rote Orangen damit zu tun haben sollen, dass alles nicht immer so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Verwirrend – muss nicht sein, finde ich. Das ganze Buch und wie es aufgemacht ist, war nicht wirklich meine Art. Für mich bewegt sich der Autor an der Oberfläche der beliebtesten klischeehaften Einwände gegen den christlichen Glauben, die er noch nicht einmal zufriedenstellend behandelt. Vieles wird einfach so als Annahme im Raum stehen gelassen, die wirklich interessanten Fragen werden teilweise geschickt umgangen. Wenn es beispielsweise um die historisch-kritische Bibelwissenschaft geht, so frage ich mich, mit welchen Wissenschaftlern er es bisher zu tun gehabt hat. Das, was er darstellt, sind eher einzelne, größtenteils abstruse Ansichten, die ein völlig falsches Bild liefern. So ähnlich ging es mir noch an einigen anderen Stellen. Es wirkt so, als würde der Autor es sich gerne so leicht wie möglich machen. Ohne sagen zu wollen, dass er nicht Recht hat, was den Wahrheitsgehalt der Bibel betrifft, so braucht es dafür doch bessere Argumente als „was in der Bibel steht ist wahr, weil es in der Bibel steht“ – gerade für jemanden, der am Anfang betont, wie wichtig ihm Denken im Zusammenhang mit Glauben ist, enttäuschend. Zwar ist das Buch nicht völlig frei von guten Gedanken und Anregungen, jedoch im Verhältnis zu den uninteressanteren Abschnitten eindeutig zu wenig.
Fazit: Ein paar gute Abschnitte, leider nicht wirklich darüber, worum es beim Glauben eigentlich geht. Für mich ist zweifelhaft, ob Glaubensskeptiker so überzeugt werden wollen, da habe ich schon viele wesentlich bessere Bücher gelesen. Kann ich leider nicht weiterempfehlen!