Tragen gesellige Vereine für Musik, Sport und Gärtnerei im 19. und 20. Jahrhundert zu sozialer Integration bei? Dieser Frage stellt sich die Studie und vergleicht über zwei Jahrhunderte hinweg die Entwicklung deutscher und britischer Vereine. Sie zeigt, dass Vereine in beiden Ländern sozial integrativ wirkten, aber auch dazu dienten, soziale Ausschlüsse vorzunehmen, Statusunterschiede hervorzuheben und Abhängigkeiten zu festigen. In Großbritannien inspirierte die kommerzielle Populärkultur die Vereinsbildung, Vereine wurden von wirtschaftlichen Unternehmen wie Presseverlagen oder Brauereien materiell unterstützt. In Deutschland dagegen übte der Staat den prägenden Einfluss aus, indem er Freizeitvereine erst kontrollierte und sie dann zu "gemeinnützigen" Zwecken förderte.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bei Klaus Nathaus' Versuch eines Vergleichs zwischen deutschen und britischen Vereinen im 19. und 20. Jahrhundert, bei dem sich der Autor auf Georg Simmel bezieht, wie Siegfried Weichlein feststellt, fehlt etwas. Dass beim Angeln, Singen und Kleingärtnern Geselligkeit organisiert wird, will Weichlein gern glauben. Ebenso das von Nathaus gezeichnete Bild von britischer Marktnähe und deutscher Staatsnähe bei den Vereinen. Vermisst hat der Rezensent das Thema politische Sozialisation. Neben Geselligkeit, findet Weichlein, organisierten Vereine schließlich immer auch Werte und Haltungen und die politisch relevante Ressource Solidarität, und verweist auf die Anfänge der Gewerkschaften.
© Perlentaucher Medien GmbH
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