Europa wächst zusammen - politisch. Kulturell glänzt es weiter mit dem Reichtum seiner Regionen. Die Orgel zeigt es wie im Brennspiegel: Es gibt sie immer noch, die brillanten Instrumente in Skandinavien, die große Spätromantik Frankreichs, die reiche Barockkultur der Niederlande, den deutschen Export ins Baltikum, die singenden Prinzipale Italiens und vieles andere mehr. Der "Orgelführer Europa" setzt den erfolgreichen "Orgelführer Deutschland" fort. Wieder werden annähernd 100 der interessantesten Orgeln, diesmal unserer Nachbarländer, in Wort und Bild porträtiert und dem Liebhaber wie dem professionellen Orgelspieler in spielerischer Form nahe gebracht. Neben viel Information kommt das unterhaltsame Element nicht zu kurz. Auch anhand von Steinzeitmalerei, am leibhaftig auftretenden Couperin oder an Urlaubern in El Arenal auf Mallorca lässt sich europäische Orgelgeschichte verstehen.Karl-Heinz Göttert ist Germanistikprofessor an der Kölner Universität und hat zuletzt 14 Jahre an der historischen Orgel einer kleinen romanischen Kirche den Dienst versehen. Eckhard Isenberg ist Kantor an zwei Kölner Kirchen. Die eine hat er vor Jahren mit einer "klassischen" Orgel versorgt, die andere mit einer "romantischen" Orgel ausgestattet.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2000Nicht nur an der schönen blauen Donau: Fliegende Orgelhändler beglückten ganz Europa
Wie soll man den "Orgelführer Europa" von Karl-Heinz Göttert und Eckhard Isenberg loben? Auf die hemdsärmelige Eleganz des Vorgängerbandes, des "Orgelführer Deutschland", wurde in dieser Zeitung seinerzeit hingewiesen (F.A.Z. vom 10. November 1998), und sie zeichnet auch das Folgewerk aus. Alle Tugenden des ersten Buches besitzt auch das zweite. Göttert, der Kölner Professor für Germanistik, ist ein begnadeter Plauderer, der seine Informationen mit bewundernswerter Beiläufigkeit an den Mann bringt. Isenberg darf wohl als treibende Fachkraft hinter dem Unternehmen vermutet werden. Wer auch immer für die Auswahl der Instrumente verantwortlich ist: Hier ist fast alles, was außerhalb Deutschlands in Europa an Orgeln Ruhm und Klang besitzt, vereint: die Domorgeln von Uppsala, Trondheim und Roskilde, die berühmten holländischen Instrumente, die Orgeln der französischen Abteien und Kathedralen, die verschnörkelten österreichischen, die kleinen italienischen und die monströsen spanischen Werke.
Die besondere Geschichte der englischen Konzertsaalorgel wird knapp anhand der Instrumente von London, Liverpool und Birmingham beschrieben, der mühevoll und nicht widerspruchsfrei erzielte Anschluß Britanniens an kontinentale Entwicklungen anhand des kühnen Instruments in der Kapelle des Oxforder New College geschildert.
Eines demonstrieren Göttert und Isenberg: Orgeln und Orgelspiel sind eine sinnenfrohe Angelegenheit; diese Sinnenfreude teilt sich durch Stil und Gestaltung dieses Bilderbuches zwanglos mit. Im Vergleich zum Vorgängerband hat sich die Qualität der Abbildungen verbessert, auch wenn gelegentlich ein Instrument bedenklich schief steht und ein anderes offensichtlich vom Geheimdienst photographiert wurde. Von der aus Bonn stammenden Orgel in der Symphony Hall in Birmingham (unsere Abbildung) steht bisher wenig mehr als der Prospekt; bald soll sie vollendet sein. Schon jetzt glaubt man, wie sie leuchtend das Zentrum des Saales bildet, einen festlichen Klang zu vernehmen.
MICHAEL GASSMANN.
Karl-Heinz Göttert, Eckhard Isenberg: "Orgelführer Europa". Bärenreiter-Verlag, Kassel 2000. 265 S., Abb., geb., 48,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie soll man den "Orgelführer Europa" von Karl-Heinz Göttert und Eckhard Isenberg loben? Auf die hemdsärmelige Eleganz des Vorgängerbandes, des "Orgelführer Deutschland", wurde in dieser Zeitung seinerzeit hingewiesen (F.A.Z. vom 10. November 1998), und sie zeichnet auch das Folgewerk aus. Alle Tugenden des ersten Buches besitzt auch das zweite. Göttert, der Kölner Professor für Germanistik, ist ein begnadeter Plauderer, der seine Informationen mit bewundernswerter Beiläufigkeit an den Mann bringt. Isenberg darf wohl als treibende Fachkraft hinter dem Unternehmen vermutet werden. Wer auch immer für die Auswahl der Instrumente verantwortlich ist: Hier ist fast alles, was außerhalb Deutschlands in Europa an Orgeln Ruhm und Klang besitzt, vereint: die Domorgeln von Uppsala, Trondheim und Roskilde, die berühmten holländischen Instrumente, die Orgeln der französischen Abteien und Kathedralen, die verschnörkelten österreichischen, die kleinen italienischen und die monströsen spanischen Werke.
Die besondere Geschichte der englischen Konzertsaalorgel wird knapp anhand der Instrumente von London, Liverpool und Birmingham beschrieben, der mühevoll und nicht widerspruchsfrei erzielte Anschluß Britanniens an kontinentale Entwicklungen anhand des kühnen Instruments in der Kapelle des Oxforder New College geschildert.
Eines demonstrieren Göttert und Isenberg: Orgeln und Orgelspiel sind eine sinnenfrohe Angelegenheit; diese Sinnenfreude teilt sich durch Stil und Gestaltung dieses Bilderbuches zwanglos mit. Im Vergleich zum Vorgängerband hat sich die Qualität der Abbildungen verbessert, auch wenn gelegentlich ein Instrument bedenklich schief steht und ein anderes offensichtlich vom Geheimdienst photographiert wurde. Von der aus Bonn stammenden Orgel in der Symphony Hall in Birmingham (unsere Abbildung) steht bisher wenig mehr als der Prospekt; bald soll sie vollendet sein. Schon jetzt glaubt man, wie sie leuchtend das Zentrum des Saales bildet, einen festlichen Klang zu vernehmen.
MICHAEL GASSMANN.
Karl-Heinz Göttert, Eckhard Isenberg: "Orgelführer Europa". Bärenreiter-Verlag, Kassel 2000. 265 S., Abb., geb., 48,- DM.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Michael Gassmann vermittelt in seiner Rezension viel von der "Sinnenfreude", die seiner Ansicht nach auch den vorliegenden Band charakterisiert - sowohl inhaltlich, als auch was die Gestaltung betrifft. Er lobt die "hemdärmelige Eleganz" des Bandes, in dem es den Autoren, wie Gassmann betont, in angenehm lesbaren Stil gelingt, den Leser geradezu beiläufig mit der Thematik vertraut zu machen. Der Rezensent weist darauf hin, dass bereits der Vorgängerband, "Orgelführer Deutschland", sich durch ähnliche Qualitäten auszeichnete. Die Qualität der Bilder hat sich seiner Ansicht nach hier jedoch deutlich verbessert - auch wenn er mit einem Augenzwinkern einige weniger geglückte Fotobeispiele aufzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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