Produktdetails
- Verlag: Frankfurt, M./Wien/Zürich, Büchergilde Gutenberg, 2008.
- ISBN-13: 9783763257560
- Artikelnr.: 27987983
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.06.2014DAS HÖRBUCH
Heiter schweben
Ein munteres Hörspiel nach
Virginia Woolfs „Orlando“
Orlando – so nennen wir einen schönen jungen Mann aus dem Elisabethanischen Zeitalter, der mit dreißig Jahren eine Frau wurde, die noch manches Jahrhundert erlebte, bis sie im zwanzigsten in London mit einem Gedicht berühmt wurde. Virginia Woolf hat sein/hat ihr Leben 1928 in einer „Biografie“ geschildert, an der Liebhaber wie Verächter des Genres der Lebensbeschreibungen gleichermaßen Vergnügen haben. Das Schreiben, heißt es, sei Woolf bei diesem Buch leichter gefallen, ein Liebesbrief sei es an ihre Freundin Vita Sackville-West.
Heiter wie ein Juniabend beginnt das Hörspiel des Bayerischen Rundfunks nach Virginia Woolfs Roman, obwohl gleich zu Beginn von abgeschlagenen Köpfen die Rede ist, die im Haus der Väter Orlandos an den Dachbalken hingen und ihn aufzufordern schienen, es seinen Ahnen gleich zu tun. Die Übersetzerin Gaby Hartel und die Regisseurin Katja Langenbach lassen neben Orlando in zweierlei Gestalt eine Autorin und zwei Biografen zu Wort kommen und die Musik ganz gleichberechtigt mitspielen. Kein allwissender Erzähler nervt, obgleich immer wieder Allgemeinstes und Wissenswertes vorgetragen werden; dem Helden gelingen mehrere Rollen, doch verliert er sich darüber nicht, ihm bleibt die Gewissheit seiner selbst. Diese unaufgeregte Inszenierung wird zu einer beglückenden Einübung in den Schwebezustand, weil sie sich ganz der Freude am literarischen Spiel überlässt.
JENS BISKY
Virginia Woolf: Orlando. Eine Biographie. Aus dem Englischen von Gaby Hartel. Musik: Ulrike Haage. Mit Paul Herwig, Wiebke Puls u.a. Der Hörverlag, München 2014, 6 CDs, 24,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Heiter schweben
Ein munteres Hörspiel nach
Virginia Woolfs „Orlando“
Orlando – so nennen wir einen schönen jungen Mann aus dem Elisabethanischen Zeitalter, der mit dreißig Jahren eine Frau wurde, die noch manches Jahrhundert erlebte, bis sie im zwanzigsten in London mit einem Gedicht berühmt wurde. Virginia Woolf hat sein/hat ihr Leben 1928 in einer „Biografie“ geschildert, an der Liebhaber wie Verächter des Genres der Lebensbeschreibungen gleichermaßen Vergnügen haben. Das Schreiben, heißt es, sei Woolf bei diesem Buch leichter gefallen, ein Liebesbrief sei es an ihre Freundin Vita Sackville-West.
Heiter wie ein Juniabend beginnt das Hörspiel des Bayerischen Rundfunks nach Virginia Woolfs Roman, obwohl gleich zu Beginn von abgeschlagenen Köpfen die Rede ist, die im Haus der Väter Orlandos an den Dachbalken hingen und ihn aufzufordern schienen, es seinen Ahnen gleich zu tun. Die Übersetzerin Gaby Hartel und die Regisseurin Katja Langenbach lassen neben Orlando in zweierlei Gestalt eine Autorin und zwei Biografen zu Wort kommen und die Musik ganz gleichberechtigt mitspielen. Kein allwissender Erzähler nervt, obgleich immer wieder Allgemeinstes und Wissenswertes vorgetragen werden; dem Helden gelingen mehrere Rollen, doch verliert er sich darüber nicht, ihm bleibt die Gewissheit seiner selbst. Diese unaufgeregte Inszenierung wird zu einer beglückenden Einübung in den Schwebezustand, weil sie sich ganz der Freude am literarischen Spiel überlässt.
JENS BISKY
Virginia Woolf: Orlando. Eine Biographie. Aus dem Englischen von Gaby Hartel. Musik: Ulrike Haage. Mit Paul Herwig, Wiebke Puls u.a. Der Hörverlag, München 2014, 6 CDs, 24,99 Euro.
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