Orthographische Normen zeichnen sich durch einen hohen Grad an Explizitheit und sozialer Verbindlichkeit aus, was zu einer ausgeprägten Hochwertung der Einheitlichkeit sowie einer geringen Variabilität führt. Seit der Revision der Rechtschreibreform von 2006 sind jedoch mehr orthographische Varianten explizit zugelassen als zuvor und das Phänomen der orthographischen Varianz rückt verstärkt in den Fokus der öffentlichen Diskussion, wobei es kontroverse Einschätzungen erfährt. Die Studie untersucht die Auswirkungen der orthographischen Varianz auf die kollektive und individuelle literale Praxis. Zur kollektiven Praxis gehören dabei die im Sprachusus beobachtbaren Gebrauchspräferenzen und der Umgang in Regelwerken und Wörterbüchern. Dieser Teil der Untersuchung ist von der Frage geleitet, welche der jeweils zugelassenen Doppelformen sich aufgrund welcher Kriterien im Sprachgebrauch durchsetzen wird. Zur individuellen Praxis gehören die Auswirkungen auf den Schreibprozess sowie die mentalen Repräsentationen und subjektiven orthographischen Konzepte, welche die Variantenwahl im Schreiben steuern. Die Untersuchung zeichnet sich durch einen umfassenden Zugang zur Orthographie sowie durch die Kombination innovativer Forschungsmethode (u.a. Korpusanalyse und Keystroke-Logging) aus.
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