HEIMAT – IHRE VERBINDUNG WIRD GEHALTEN
Hat Florian Illies in GENERATION GOLF seiner Generation einen Namen gegeben, so gibt er in ORTSGESPRÄCH unserer Heimat ein Gesicht. Mit scharfsichtigem Blick voller Neugier, Humor und Empathie enthüllt er die liebenswürdigen Skurrilitäten der deutschen Provinz. Ziel seiner Reise ist das Städtchen Schlitz, das sich mit urwüchsiger Hartnäckigkeit erst dem Kaiser, dann den Russen und schließlich auch der neuen Zeit widersetzte – eine Reise in die Heimat, von der wir nicht aufhören können zu träumen.
Eingebettet in die bewaldeten Hügel und sattgrünen Wiesen des Fuldatals liegt ein schmuckes kleines Städtchen. Es hat einen stillgelegten Bahnhof, eine Post, ein Heimatmuseum und die größte Kerze der Welt. Die Kirche ist aus dem Jahre 812 und die Pizzeria von 1985. Dieser Ort heißt Schlitz. Er steht exemplarisch für den schönsten aller Orte: Heimat. Jenen Ort, gegen den wir uns oft wehren wollen, aber nicht wehren können. Unsere Verbindung wird gehalten. ORTSGESPRÄCH erzählt von der Liebe zum Landleben und zu dem sagenhaften Zwischenreich der deutschen Provinz, von der Erinnerung an Schwimmbadwiese und Karnevalssitzung, an den Schreibwarenladen um die Ecke und die Apfelernte im Herbst. Aber natürlich geht es nicht nur um die Traumbilder der Vergangenheit, sondern auch um die Veränderungen der Gegenwart. Um unheimliche Klassentreffen und »Total Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe«. Darum, wie Heimat dem Selektionsdruck im global village manchmal standhält – und ihm manchmal umso hoffnungsloser ausgeliefert ist.
Hat er in seinen letzten Büchern die vergangenen Melodien und Marken seiner Generation beschrieben und bewahrt, so bündelt Illies nun die Schrullen und die Lebensweisheiten, die Landeier und die Helden seines Heimatlands zu einer mitreißenden Telenovela. In ORTSGESPRÄCH macht er sich auf den Weg, um eine Welt fern der City-Tarife und der Starbucks-Kultur für uns zu erforschen und ein landauf, landab diskutiertes Thema zu erfassen: die Heimat im Wandel. Ein nostalgischer, aber nicht verklärter, ein ironiefunkelnder, aber nicht spöttischer Reisebericht von einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und einem der scharfsichtigsten Beobachter des Landes.
Hat Florian Illies in GENERATION GOLF seiner Generation einen Namen gegeben, so gibt er in ORTSGESPRÄCH unserer Heimat ein Gesicht. Mit scharfsichtigem Blick voller Neugier, Humor und Empathie enthüllt er die liebenswürdigen Skurrilitäten der deutschen Provinz. Ziel seiner Reise ist das Städtchen Schlitz, das sich mit urwüchsiger Hartnäckigkeit erst dem Kaiser, dann den Russen und schließlich auch der neuen Zeit widersetzte – eine Reise in die Heimat, von der wir nicht aufhören können zu träumen.
Eingebettet in die bewaldeten Hügel und sattgrünen Wiesen des Fuldatals liegt ein schmuckes kleines Städtchen. Es hat einen stillgelegten Bahnhof, eine Post, ein Heimatmuseum und die größte Kerze der Welt. Die Kirche ist aus dem Jahre 812 und die Pizzeria von 1985. Dieser Ort heißt Schlitz. Er steht exemplarisch für den schönsten aller Orte: Heimat. Jenen Ort, gegen den wir uns oft wehren wollen, aber nicht wehren können. Unsere Verbindung wird gehalten. ORTSGESPRÄCH erzählt von der Liebe zum Landleben und zu dem sagenhaften Zwischenreich der deutschen Provinz, von der Erinnerung an Schwimmbadwiese und Karnevalssitzung, an den Schreibwarenladen um die Ecke und die Apfelernte im Herbst. Aber natürlich geht es nicht nur um die Traumbilder der Vergangenheit, sondern auch um die Veränderungen der Gegenwart. Um unheimliche Klassentreffen und »Total Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe«. Darum, wie Heimat dem Selektionsdruck im global village manchmal standhält – und ihm manchmal umso hoffnungsloser ausgeliefert ist.
Hat er in seinen letzten Büchern die vergangenen Melodien und Marken seiner Generation beschrieben und bewahrt, so bündelt Illies nun die Schrullen und die Lebensweisheiten, die Landeier und die Helden seines Heimatlands zu einer mitreißenden Telenovela. In ORTSGESPRÄCH macht er sich auf den Weg, um eine Welt fern der City-Tarife und der Starbucks-Kultur für uns zu erforschen und ein landauf, landab diskutiertes Thema zu erfassen: die Heimat im Wandel. Ein nostalgischer, aber nicht verklärter, ein ironiefunkelnder, aber nicht spöttischer Reisebericht von einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und einem der scharfsichtigsten Beobachter des Landes.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2006Der Herbst kann kommen
Zwischen Heimat und Hollywood: Selten war die deutschsprachige Literatur so welthaltig wie heute. Ein Ausblick auf die neuen Bücher
Sie sind alle wieder da in diesem neuesten Herbst, die alten und die neuen Protagonisten aus der Welt der deutschsprachigen Literatur. Die alten Könige, die jungen Streber, die Schaumschläger, die Eindringlinge, die ewigen Platzhirsche und die echten Revolutionäre. Während einige sich vor Jahren in einer Endlosschleife verirrt haben, aus der sie sich ein Leben lang nicht mehr herausschreiben können, jagen andere von Idee zu Idee, von Neuerfindung zu Neuerfindung.
Einer der größten Neuerfinder der deutschen Gegenwartsliteratur ist der Unternehmer und Schriftsteller Ernst-Wilhelm Händler (8). Der sich mit jedem neuen Buch tief in ein neues Gesellschaftssystem hineinfräst und dieses mit den Mitteln der literarischen Tradition umkreist und erleuchtet, wie es kein zweiter kann. Klingt synthetisch, ist aber ungeheuer lebendig und widerständig und klug. Dieses Mal ist es die Welt der Literatur, der sogenannte Literaturbetrieb. Ein alter, mächtiger, patriarchalischer Verleger, nach dem eine ganze Kultur benannt worden ist (wer dabei nicht an den Suhrkamp-Verleger Unseld denkt, hat die letzten zwanzig Jahre kein Feuilleton gelesen) zwingt einen freien Schriftsteller in seinen Verlag, um das Buch eines Erfolgsautors zu beenden. Er entdeckt zu spät, daß es seine eigene Lebensgeschichte ist, die ihm gestohlen wurde und die er nun unter fremdem Namen für einen Fremden fertigstellen soll. Es geht um das Verhältnis von Leben und Literatur, es geht um Macht, und es geht um uns. Daß der Verlag, in dem dieses Buch erscheint, der des einst verstoßenen Unseld-Sohnes ist, wird das Gerede des Betriebs schön am Laufen halten.
Währenddessen können wir uns schon einmal mit diesem erstaunlichen Experiment beschäftigen. 400 Seiten Roman und nur ein Mensch. Jonas erwacht eines Morgens - und ist allein auf der Welt. Menschen, Tiere, alle sind über Nacht verschwunden. Wir wissen nicht wieso und nicht wohin. Außerirdische, eine geheimnisvolle Bombe, eine Flucht von allen ins Nirgendwo? Jonas ist übriggeblieben, und sein Erfinder, der junge Wiener Autor Thomas Glavinic (6), schickt ihn auf eine Reise durch die leere Welt. Kein Romanstoff könnte langweiliger und ermüdender sein. Glavinic macht daraus ein wahnsinnig poetisches und spannendes Werk.
Auch der Österreicher Christoph Ransmayr (4), mehr als zehn Jahre liegt das Erscheinen seines letzten Romans "Morbus Kitahara" zurück, läßt seine Helden in letzte Einsamkeiten reisen. Zwei Brüder suchen in Osttibet den letzten weißen, unentdeckten Fleck der Welt, den fliegenden Berg. Sie finden ihn, sie glauben ihn zu finden, doch nur einer der beiden kehrt zurück. Die Geschichte erinnert von fern an das Drama von Ransmayrs Freund und Reisegefährten Reinhold Messner und dessen Bruder, der auf einer gemeinsamen Expedition unter noch immer ungeklärten Umständen starb. Ransmayr hat für sein Buch die Versform gewählt. 350 Seiten Verse, das klingt nach Schrecken, doch es ist die passende Form für diese Geschichte aus einer archaischen Welt der Gegenwart. Man liest sich schnell hinein.
Einige hundert Kilometer südwestlich hätte der Reisende auf den entschlossenen Reporter Helge Timmerberg (2) treffen können. Schon fast eine Legende aus alten "Tempo"- und anderen Zeiten, reist er mit seiner grauen Mähne auf knapp zweihundert Seiten durch das Indien der Gegenwart und bereitet uns auf die unübersehbare Zahl indischer Bücher zum diesjährigen Buchmesseschwerpunkt vor. "Fiction oder Non-Fiction?" fragt ihn die alte Korrespondentin, die er bei seiner Ankunft in Delhi besucht. "Non-Fiction", sagt er stolz, und sie entgegnet, oh, da müsse er sich beeilen, wenn er noch in den Himalaja wolle, die Pässe würden demnächst geschlossen. Der Nachteil der Wirklichkeitsbeschreiberei: ständig muß man hetzen.
Wie auch Thomas Meinecke (13), den man meist mit Plattenkoffer unterm Arm, unterwegs von einem "Auflegen" zum anderen, trifft. Der hat in einem neuen Erzählungsband aufs herrlichste "historische Kippmomente der sexuellen Kulturen" festgehalten und nacherzählt. Und vor allem findet der gender- und theoriebegeisterte Meinecke in diesen Geschichten über Andy Warhol, Richard Gere und Cindy Crawford zu einer theoriegrundierten, aber kaum mit Theorie prahlenden Erzählfreude wie seit langem nicht mehr.
Oooh, die Hochglanzwelt, der schwule Glamour, das ist aber nicht die Welt des Schweizer Autors Peter Stamm (18). Die Ruhe in seinen Büchern ist schon legendär. In seinem neuesten ist es wieder ganz besonders still. Er hat inzwischen fast schon so etwas wie eine Gemeinde um sich und seine Bücher versammelt. Aber auch jede Menge Feinde, die behaupten, hinter all der Stille und all den gläsernen Menschen fände sich kein Geheimnis, sondern: Nichts. Doch wir wissen, in Wahrheit ist dort: Poesie.
Und dieser frühere Poet der Stille hat als Protagonisten seines neuen Romans einen Terroristen gewählt. Christoph Peters (7) beschreibt das Leben eines gescheiterten deutschen Selbstmordattentäters in Ägypten im Jahr 1993. Peters (auf unserem Bild leider unsichtbar), der sich selbst als geläuterten "katholischen Fundamentalisten" bezeichnet, wagt viel beim Versuch, die Motive des jungen Terroristen nachvollziehbar zu machen. Im Gespräch mit dem um seine Begnadigung bemühten deutschen Botschafter, der einst RAF-Sympathisant war, entwickelt Peters eine Phänomenologie des Terrors, die er über weite Strecken überzeugend und spannend erzählt und die ihm an entscheidenden Punkten dann doch phrasenhaft und ausgedacht gerät.
Die politische Autorin und ewige Kleinschreiberin Kathrin Röggla (1) (also kathrin röggla) beschreibt in zwei Essays ihre Faszination für Katastrophen. "es ist so. mich faszinieren katastrophen . . . ganz einfach, weil ich mit dem phantasma der atomkatastrophe aufgewachsen bin und mich in diesem genre quasi zuhause fühle." Das Genre sind Katastrophenfilme, und Röggla beschreibt diese Katastrophenerfahrung als Stadterfahrung, schreibt sie, von den Baldwin Hills aus Los Angeles überblickend. Und beschwört die moderne Großstadt als Ort der "sozialen realitäten, widersprüche - also der ort der literatur und somit in doppelter hinsicht der ort meiner existenz".
Das Gegenteil dessen, was Florian Illies (14) als Sehnsuchtsort einer imaginären oder wirklichen "Vormoderne" in seinem Heimatstädtchen Schlitz erkennt. Ein Fluchtpunkt aus der Welt des Hybriden und der ewigen Beschleunigung heraus. "Die Welt rast voran, aber an der Wand neben dem Kachelofen im Schwarzen Grund 17 geht die Zeit auch schon mal rückwärts. Nicht zuletzt deshalb hat dieses Haus eine solche magnetische Anziehungskraft, die man selbst auf Satellitenbildern zu spüren meint."
Und dieser Mann blickt gerade eher in zukünftige Welten. Jakob Arjouni (16), der einst den großen Detektiv Kayankaya erfand und uns mit "Magic Hoffmann" den schönsten Wenderoman schenkte. Sein neues Buch ist ein Zukunftsroman aus dem Jahr 2064. Die Welt ist durch eine Mauer in Arm und Reich geteilt, und es regieren Terrorangst und totale Überwachung. Sehr gut gemeint und sehr ausgedacht.
Auch der Österreicher Wolf Haas (21) hatte mit einem Krimihelden geradezu kultischen Erfolg, doch nach seinem letzten "Brenner"-Roman erklärte er, damit sei jetzt Schluß. Er wolle ganz was anderes machen. Alle sagten: Das wird schwierig. Daß er es seinen Lesern aber so schwermachen würde, das ist dann doch eine Überraschung. Statt einen Roman zu schreiben, läßt er eine Dame namens "Literaturbeilage" auf mehr als zweihundert Seiten einen Romanautor namens Haas über einen Roman interviewen, von dem wir nur in Andeutungen die (sehr schöne) Handlung erfahren. Das kann man nicht wirklich durchlesen, und man hätte sich so sehr gewünscht, daß ihn irgend jemand vor dieser, ja nun: "Idee" bewahrt hätte.
Da ist der alte Erinnerungsmeister Walter Kempowski (gerade nicht im Bild) traditioneller. Er erzählt noch einmal eine Ostpreußengeschichte, eine Fluchtgeschichte, eine Geschichte vom Ende des Krieges. Alle treten noch einmal auf im alten Gut Georgenhof, SS-Männer, flüchtende Juden, Zwangsarbeiter, ahnungslose Kinder und eine gute, alte Familie, die im Angesicht des letzten Schreckens noch Silberlöffel zählt und putzt.
Ja, und unserem Nobelpreisträger war da ja noch ein kleines Lebensdetail wieder eingefallen, mit dem er den Betrieb ein weiteres Mal am Laufen hält, mit einem Buch, das in seinem endlos mäandernden Umständlichkeitsstil mehr verschweigt als verrät. Aber das mit großen Worten. Das ist aber noch längst nicht das letzte Geheimnis des Günter Grass (15). Oder wissen Sie schon, wo er eigentlich am 11. September war? Also.
Am ersten Jahrestag der Anschläge war der Held von Thomas Hettches (20) neuem Roman in New York. Er sucht die Spuren eines jüdischen Emigranten, über den er eine Biographie schreiben will, und verliert auf der Suche seine Frau. Auf der Suche nach ihr gerät er immer tiefer in das Land hinein, ins Landesinnere und in die Mythenwelt des amerikanischen Films. Es ist auch eine Suche nach sich selbst, dem eigenen Herkommen, und daß ein deutscher Autor im Jahr 2006 dies nicht nur in der deutschen Geschichte, sondern eben auch in der Bilderwelt von Hollywood sucht, ist sehr erfreulich. Doch die Reise ist auch eine Reise in ein untergehendes Reich. Amerika ist das späte Rom. Präsident Bush der Claqueur des letzten Niedergangs.
Auch Helmut Krausser (12) (Jahrgang 1964, wie Hettche und Arjouni) läßt seinen Erzähler eine Auftragsbiographie schreiben. Ein sterbender Industrieller erzählt ihm die Geschichte der Liebe seines Lebens. Eine ewig verfehlte Liebe natürlich, die einst im Luftschutzkeller bei einem Fliegerangriff schüchtern begann. Dann wird ihm die Geliebte per Landverschickung entzogen, und sein Leben lang wird er sie suchen, immer wieder kurz finden, um sie schließlich endgültig zu verlieren. Wir durchstreifen die deutsche Geschichte, Studentenbewegung, RAF, Flucht in die DDR und wieder zurück. Wer hatte gesagt, daß die deutsche Gegenwartsliteratur zu wenig will, zu wenig wagt?
Alles Unsinn! Lesen Sie doch zum Beispiel einmal den neuen Roman von Bernd Schroeder (9). Das ist auch eine Jahrhundertgeschichte. Die Geschichte des Hochstaplers, Akademikers, genialen Geschichtenerfinders und möglichen Mörders Karl Hau. Der sich die Ehe mit Lina Molitor erschlich, mit ihr nach Amerika floh und - vielleicht - wenige Jahre später seine Schwiegermutter ermordete. Dafür zum Tode verurteilt und später zu lebenslanger Haft begnadigt wurde und in der Weimarer Republik zwei sensationelle Bestseller über sein Schicksal schrieb - was für ein Buch, was für eine Geschichte!
Wie auch Felicitas Hoppe (19), die große Sprachumtänzlerin, Weltreisende im Container, aber immer frisch gebügelt. Wie sie die Geschichte von Johanna von Orléans in ihrem neuen Buch nicht erzählt, wie sie sie umspringt und weitererzählt, umerzählt, von den wahren Protokollen ihres Prozesses erschüttert, wie sie sie als Sprungbrett in eine neue Welt benutzt und sich weit hinüberschießen läßt, in ein Johanna-Universum - zum Staunen.
So wie das Strauß-Universum, die Welt von Botho Strauß (17), die eigentlich die unsrige ist, deren Bewohner er aber mit einer sonderbaren Röntgenbrille durchleuchtet. Ihre Sehnsucht, ihre Einsamkeit, die stolzen und lächerlichen Gedanken. Strauß hat einmal gesagt, er schreibe eigentlich immer nur am selben Buch. Aber dieses eine wird mit jedem Neuerscheinen besser.
Die Welt der weisen Darmstädterin Gabriele Wohmann (10) muß weniger hell durchleuchtet werden. Die Geheimnisse der langsam alternden Bewohner ihrer Geschichtenwelt liegen offen zu Tage. Und auch ihr Humor. Sie leben so lange schon zusammen, daß die ewige Frage "Heiraten oder nicht" zu einem letzten Witz geworden ist. Die Kinder sagen über ihre Vorgänger: "Meine Eltern haben eine bescheuerte Angst davor, eines schönen Tages die älteste Generation zu sein." Und die Eltern sagen: "Es wird zur Zeit zu viel gestorben."
Deshalb heißt es: lieben, was das Leben noch möglich macht. Wie Martin Walsers (5) greiser Held, der gegen Ende seines Lebens einer wahren Körpersucht erliegt und von seiner Frauengier fast getötet wird: "Er ist enttäuscht. Er hatte gehofft, im Alter nehme eine Art Sterbebereitschaft zu." Doch er hat sich getäuscht. Nur Lebensbereitschaft. Letzte Lebensgier.
Auch die neununddreißigjährige Annette Pehnt (11) schreibt vom Alter und von der Zeit, die ganz gewiß kein Heldentum mehr verspricht. Wenn keine Erinnerung mehr bleibt, wenn die Demenz regiert. Die Welt des Pflegeheims, des letzten Abschieds. Es ist allerdings unendlich schwer, dieser Welt des letzten Schweigens eine literarische Dramatik abzugewinnen.
Wie schön das Bild, das der Schweizer Autor Thomas Hürlimann (3) für den Beharrungswillen des Lebens gegen den Tod fand. Vierzig Rosen bekommt Marie Jahr für Jahr für Jahr von ihrem Mann. Ein ewiges Ritual gegen das Altern. Für immer vierzig. Und die Welt um sie herum, ihre Welt des Aufstiegs bis in die höchsten Staatsämter hinein, verfällt. Der Mensch verfällt. Die vierzig Rosen kommen jedes Jahr. Schön und frisch wie immer. Irgendwann erscheinen sie nur noch als Hohn. Als grausames Bild des eigenen Verfalls. Marie: "Wir haben die Zeit herausgefordert. Wir haben sie zu stauen versucht. Und jetzt, Max, jetzt demonstriert sie uns ihre Macht!"
VOLKER WEIDERMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwischen Heimat und Hollywood: Selten war die deutschsprachige Literatur so welthaltig wie heute. Ein Ausblick auf die neuen Bücher
Sie sind alle wieder da in diesem neuesten Herbst, die alten und die neuen Protagonisten aus der Welt der deutschsprachigen Literatur. Die alten Könige, die jungen Streber, die Schaumschläger, die Eindringlinge, die ewigen Platzhirsche und die echten Revolutionäre. Während einige sich vor Jahren in einer Endlosschleife verirrt haben, aus der sie sich ein Leben lang nicht mehr herausschreiben können, jagen andere von Idee zu Idee, von Neuerfindung zu Neuerfindung.
Einer der größten Neuerfinder der deutschen Gegenwartsliteratur ist der Unternehmer und Schriftsteller Ernst-Wilhelm Händler (8). Der sich mit jedem neuen Buch tief in ein neues Gesellschaftssystem hineinfräst und dieses mit den Mitteln der literarischen Tradition umkreist und erleuchtet, wie es kein zweiter kann. Klingt synthetisch, ist aber ungeheuer lebendig und widerständig und klug. Dieses Mal ist es die Welt der Literatur, der sogenannte Literaturbetrieb. Ein alter, mächtiger, patriarchalischer Verleger, nach dem eine ganze Kultur benannt worden ist (wer dabei nicht an den Suhrkamp-Verleger Unseld denkt, hat die letzten zwanzig Jahre kein Feuilleton gelesen) zwingt einen freien Schriftsteller in seinen Verlag, um das Buch eines Erfolgsautors zu beenden. Er entdeckt zu spät, daß es seine eigene Lebensgeschichte ist, die ihm gestohlen wurde und die er nun unter fremdem Namen für einen Fremden fertigstellen soll. Es geht um das Verhältnis von Leben und Literatur, es geht um Macht, und es geht um uns. Daß der Verlag, in dem dieses Buch erscheint, der des einst verstoßenen Unseld-Sohnes ist, wird das Gerede des Betriebs schön am Laufen halten.
Währenddessen können wir uns schon einmal mit diesem erstaunlichen Experiment beschäftigen. 400 Seiten Roman und nur ein Mensch. Jonas erwacht eines Morgens - und ist allein auf der Welt. Menschen, Tiere, alle sind über Nacht verschwunden. Wir wissen nicht wieso und nicht wohin. Außerirdische, eine geheimnisvolle Bombe, eine Flucht von allen ins Nirgendwo? Jonas ist übriggeblieben, und sein Erfinder, der junge Wiener Autor Thomas Glavinic (6), schickt ihn auf eine Reise durch die leere Welt. Kein Romanstoff könnte langweiliger und ermüdender sein. Glavinic macht daraus ein wahnsinnig poetisches und spannendes Werk.
Auch der Österreicher Christoph Ransmayr (4), mehr als zehn Jahre liegt das Erscheinen seines letzten Romans "Morbus Kitahara" zurück, läßt seine Helden in letzte Einsamkeiten reisen. Zwei Brüder suchen in Osttibet den letzten weißen, unentdeckten Fleck der Welt, den fliegenden Berg. Sie finden ihn, sie glauben ihn zu finden, doch nur einer der beiden kehrt zurück. Die Geschichte erinnert von fern an das Drama von Ransmayrs Freund und Reisegefährten Reinhold Messner und dessen Bruder, der auf einer gemeinsamen Expedition unter noch immer ungeklärten Umständen starb. Ransmayr hat für sein Buch die Versform gewählt. 350 Seiten Verse, das klingt nach Schrecken, doch es ist die passende Form für diese Geschichte aus einer archaischen Welt der Gegenwart. Man liest sich schnell hinein.
Einige hundert Kilometer südwestlich hätte der Reisende auf den entschlossenen Reporter Helge Timmerberg (2) treffen können. Schon fast eine Legende aus alten "Tempo"- und anderen Zeiten, reist er mit seiner grauen Mähne auf knapp zweihundert Seiten durch das Indien der Gegenwart und bereitet uns auf die unübersehbare Zahl indischer Bücher zum diesjährigen Buchmesseschwerpunkt vor. "Fiction oder Non-Fiction?" fragt ihn die alte Korrespondentin, die er bei seiner Ankunft in Delhi besucht. "Non-Fiction", sagt er stolz, und sie entgegnet, oh, da müsse er sich beeilen, wenn er noch in den Himalaja wolle, die Pässe würden demnächst geschlossen. Der Nachteil der Wirklichkeitsbeschreiberei: ständig muß man hetzen.
Wie auch Thomas Meinecke (13), den man meist mit Plattenkoffer unterm Arm, unterwegs von einem "Auflegen" zum anderen, trifft. Der hat in einem neuen Erzählungsband aufs herrlichste "historische Kippmomente der sexuellen Kulturen" festgehalten und nacherzählt. Und vor allem findet der gender- und theoriebegeisterte Meinecke in diesen Geschichten über Andy Warhol, Richard Gere und Cindy Crawford zu einer theoriegrundierten, aber kaum mit Theorie prahlenden Erzählfreude wie seit langem nicht mehr.
Oooh, die Hochglanzwelt, der schwule Glamour, das ist aber nicht die Welt des Schweizer Autors Peter Stamm (18). Die Ruhe in seinen Büchern ist schon legendär. In seinem neuesten ist es wieder ganz besonders still. Er hat inzwischen fast schon so etwas wie eine Gemeinde um sich und seine Bücher versammelt. Aber auch jede Menge Feinde, die behaupten, hinter all der Stille und all den gläsernen Menschen fände sich kein Geheimnis, sondern: Nichts. Doch wir wissen, in Wahrheit ist dort: Poesie.
Und dieser frühere Poet der Stille hat als Protagonisten seines neuen Romans einen Terroristen gewählt. Christoph Peters (7) beschreibt das Leben eines gescheiterten deutschen Selbstmordattentäters in Ägypten im Jahr 1993. Peters (auf unserem Bild leider unsichtbar), der sich selbst als geläuterten "katholischen Fundamentalisten" bezeichnet, wagt viel beim Versuch, die Motive des jungen Terroristen nachvollziehbar zu machen. Im Gespräch mit dem um seine Begnadigung bemühten deutschen Botschafter, der einst RAF-Sympathisant war, entwickelt Peters eine Phänomenologie des Terrors, die er über weite Strecken überzeugend und spannend erzählt und die ihm an entscheidenden Punkten dann doch phrasenhaft und ausgedacht gerät.
Die politische Autorin und ewige Kleinschreiberin Kathrin Röggla (1) (also kathrin röggla) beschreibt in zwei Essays ihre Faszination für Katastrophen. "es ist so. mich faszinieren katastrophen . . . ganz einfach, weil ich mit dem phantasma der atomkatastrophe aufgewachsen bin und mich in diesem genre quasi zuhause fühle." Das Genre sind Katastrophenfilme, und Röggla beschreibt diese Katastrophenerfahrung als Stadterfahrung, schreibt sie, von den Baldwin Hills aus Los Angeles überblickend. Und beschwört die moderne Großstadt als Ort der "sozialen realitäten, widersprüche - also der ort der literatur und somit in doppelter hinsicht der ort meiner existenz".
Das Gegenteil dessen, was Florian Illies (14) als Sehnsuchtsort einer imaginären oder wirklichen "Vormoderne" in seinem Heimatstädtchen Schlitz erkennt. Ein Fluchtpunkt aus der Welt des Hybriden und der ewigen Beschleunigung heraus. "Die Welt rast voran, aber an der Wand neben dem Kachelofen im Schwarzen Grund 17 geht die Zeit auch schon mal rückwärts. Nicht zuletzt deshalb hat dieses Haus eine solche magnetische Anziehungskraft, die man selbst auf Satellitenbildern zu spüren meint."
Und dieser Mann blickt gerade eher in zukünftige Welten. Jakob Arjouni (16), der einst den großen Detektiv Kayankaya erfand und uns mit "Magic Hoffmann" den schönsten Wenderoman schenkte. Sein neues Buch ist ein Zukunftsroman aus dem Jahr 2064. Die Welt ist durch eine Mauer in Arm und Reich geteilt, und es regieren Terrorangst und totale Überwachung. Sehr gut gemeint und sehr ausgedacht.
Auch der Österreicher Wolf Haas (21) hatte mit einem Krimihelden geradezu kultischen Erfolg, doch nach seinem letzten "Brenner"-Roman erklärte er, damit sei jetzt Schluß. Er wolle ganz was anderes machen. Alle sagten: Das wird schwierig. Daß er es seinen Lesern aber so schwermachen würde, das ist dann doch eine Überraschung. Statt einen Roman zu schreiben, läßt er eine Dame namens "Literaturbeilage" auf mehr als zweihundert Seiten einen Romanautor namens Haas über einen Roman interviewen, von dem wir nur in Andeutungen die (sehr schöne) Handlung erfahren. Das kann man nicht wirklich durchlesen, und man hätte sich so sehr gewünscht, daß ihn irgend jemand vor dieser, ja nun: "Idee" bewahrt hätte.
Da ist der alte Erinnerungsmeister Walter Kempowski (gerade nicht im Bild) traditioneller. Er erzählt noch einmal eine Ostpreußengeschichte, eine Fluchtgeschichte, eine Geschichte vom Ende des Krieges. Alle treten noch einmal auf im alten Gut Georgenhof, SS-Männer, flüchtende Juden, Zwangsarbeiter, ahnungslose Kinder und eine gute, alte Familie, die im Angesicht des letzten Schreckens noch Silberlöffel zählt und putzt.
Ja, und unserem Nobelpreisträger war da ja noch ein kleines Lebensdetail wieder eingefallen, mit dem er den Betrieb ein weiteres Mal am Laufen hält, mit einem Buch, das in seinem endlos mäandernden Umständlichkeitsstil mehr verschweigt als verrät. Aber das mit großen Worten. Das ist aber noch längst nicht das letzte Geheimnis des Günter Grass (15). Oder wissen Sie schon, wo er eigentlich am 11. September war? Also.
Am ersten Jahrestag der Anschläge war der Held von Thomas Hettches (20) neuem Roman in New York. Er sucht die Spuren eines jüdischen Emigranten, über den er eine Biographie schreiben will, und verliert auf der Suche seine Frau. Auf der Suche nach ihr gerät er immer tiefer in das Land hinein, ins Landesinnere und in die Mythenwelt des amerikanischen Films. Es ist auch eine Suche nach sich selbst, dem eigenen Herkommen, und daß ein deutscher Autor im Jahr 2006 dies nicht nur in der deutschen Geschichte, sondern eben auch in der Bilderwelt von Hollywood sucht, ist sehr erfreulich. Doch die Reise ist auch eine Reise in ein untergehendes Reich. Amerika ist das späte Rom. Präsident Bush der Claqueur des letzten Niedergangs.
Auch Helmut Krausser (12) (Jahrgang 1964, wie Hettche und Arjouni) läßt seinen Erzähler eine Auftragsbiographie schreiben. Ein sterbender Industrieller erzählt ihm die Geschichte der Liebe seines Lebens. Eine ewig verfehlte Liebe natürlich, die einst im Luftschutzkeller bei einem Fliegerangriff schüchtern begann. Dann wird ihm die Geliebte per Landverschickung entzogen, und sein Leben lang wird er sie suchen, immer wieder kurz finden, um sie schließlich endgültig zu verlieren. Wir durchstreifen die deutsche Geschichte, Studentenbewegung, RAF, Flucht in die DDR und wieder zurück. Wer hatte gesagt, daß die deutsche Gegenwartsliteratur zu wenig will, zu wenig wagt?
Alles Unsinn! Lesen Sie doch zum Beispiel einmal den neuen Roman von Bernd Schroeder (9). Das ist auch eine Jahrhundertgeschichte. Die Geschichte des Hochstaplers, Akademikers, genialen Geschichtenerfinders und möglichen Mörders Karl Hau. Der sich die Ehe mit Lina Molitor erschlich, mit ihr nach Amerika floh und - vielleicht - wenige Jahre später seine Schwiegermutter ermordete. Dafür zum Tode verurteilt und später zu lebenslanger Haft begnadigt wurde und in der Weimarer Republik zwei sensationelle Bestseller über sein Schicksal schrieb - was für ein Buch, was für eine Geschichte!
Wie auch Felicitas Hoppe (19), die große Sprachumtänzlerin, Weltreisende im Container, aber immer frisch gebügelt. Wie sie die Geschichte von Johanna von Orléans in ihrem neuen Buch nicht erzählt, wie sie sie umspringt und weitererzählt, umerzählt, von den wahren Protokollen ihres Prozesses erschüttert, wie sie sie als Sprungbrett in eine neue Welt benutzt und sich weit hinüberschießen läßt, in ein Johanna-Universum - zum Staunen.
So wie das Strauß-Universum, die Welt von Botho Strauß (17), die eigentlich die unsrige ist, deren Bewohner er aber mit einer sonderbaren Röntgenbrille durchleuchtet. Ihre Sehnsucht, ihre Einsamkeit, die stolzen und lächerlichen Gedanken. Strauß hat einmal gesagt, er schreibe eigentlich immer nur am selben Buch. Aber dieses eine wird mit jedem Neuerscheinen besser.
Die Welt der weisen Darmstädterin Gabriele Wohmann (10) muß weniger hell durchleuchtet werden. Die Geheimnisse der langsam alternden Bewohner ihrer Geschichtenwelt liegen offen zu Tage. Und auch ihr Humor. Sie leben so lange schon zusammen, daß die ewige Frage "Heiraten oder nicht" zu einem letzten Witz geworden ist. Die Kinder sagen über ihre Vorgänger: "Meine Eltern haben eine bescheuerte Angst davor, eines schönen Tages die älteste Generation zu sein." Und die Eltern sagen: "Es wird zur Zeit zu viel gestorben."
Deshalb heißt es: lieben, was das Leben noch möglich macht. Wie Martin Walsers (5) greiser Held, der gegen Ende seines Lebens einer wahren Körpersucht erliegt und von seiner Frauengier fast getötet wird: "Er ist enttäuscht. Er hatte gehofft, im Alter nehme eine Art Sterbebereitschaft zu." Doch er hat sich getäuscht. Nur Lebensbereitschaft. Letzte Lebensgier.
Auch die neununddreißigjährige Annette Pehnt (11) schreibt vom Alter und von der Zeit, die ganz gewiß kein Heldentum mehr verspricht. Wenn keine Erinnerung mehr bleibt, wenn die Demenz regiert. Die Welt des Pflegeheims, des letzten Abschieds. Es ist allerdings unendlich schwer, dieser Welt des letzten Schweigens eine literarische Dramatik abzugewinnen.
Wie schön das Bild, das der Schweizer Autor Thomas Hürlimann (3) für den Beharrungswillen des Lebens gegen den Tod fand. Vierzig Rosen bekommt Marie Jahr für Jahr für Jahr von ihrem Mann. Ein ewiges Ritual gegen das Altern. Für immer vierzig. Und die Welt um sie herum, ihre Welt des Aufstiegs bis in die höchsten Staatsämter hinein, verfällt. Der Mensch verfällt. Die vierzig Rosen kommen jedes Jahr. Schön und frisch wie immer. Irgendwann erscheinen sie nur noch als Hohn. Als grausames Bild des eigenen Verfalls. Marie: "Wir haben die Zeit herausgefordert. Wir haben sie zu stauen versucht. Und jetzt, Max, jetzt demonstriert sie uns ihre Macht!"
VOLKER WEIDERMANN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.08.2006Machst du das zu Hause auch?
„Ortsgespräch”: Florian Illies, der Erheischer des Kopfnickens, malt die Idylle seiner ländlichen Heimat
In seinem Buch „Ortsgespräch” zählt Florian Illies verschiedene Möglichkeiten auf, die man als Kind auf dem Land hatte, um Lärm zu machen. Eine davon waren die weißen Knallerbsen, „die, von den kahlen Sträuchern gepflückt und auf der Straße zertreten, plupp machen, zumindest manchmal.” Man liest so einen Satz und denkt sich: „Ja genau, so war es, die weißen Knallerbsen.” Aber die eigentlich gespenstische Wirkung geht von einem kleinen Detail aus - nämlich von diesem nachgestellten „zumindest manchmal”. Denn tatsächlich - und man sieht sich selbst als Kind in Gummistiefeln erwartungsvoll auf eine Knallerbse treten - machten diese keineswegs immer „plupp”, sondern eben nur manchmal. Das ist das eigentliche Déjà-vu-Wunder dieses Buches, dass sogar ausdrückliche Vagheitsangaben erst recht das Gefühl konkret geteilter Vergangenheit verstärken.
Wieder grün werden!
Florian Illies „Ortsgespräch” ist - darin dem Erfolgsrezept von „Generation Golf eins und zwei” und auch der „Anleitung zum Unschuldigsein” folgend - ein Buch mit maximalem Wiedererkennungseffekt. Die Vorstellung, dass irgendetwas am eigenen Leben individuell sei und nicht typisch, wird man sich nach der Lektüre getrost abschminken. Ob Naturerlebnisse oder Konsumträume, ob pädagogische Phrasen („Machst du das zu Hause auch?”) oder Gefühle erster Verliebtheit, ob technologische Errungenschaften oder Freizeitrituale - in Florian Illies Museum der bundesrepublikanischen Moderne ist alles zwischen Arschbombe, Höhensonne und dem Blauweiß der Aral-Tankstelle geteilte Erinnerung und kollektive Erfahrung. Selbst das breite Warenangebot des rheinischen Kapitalismus führte lebensweltlich also zur gleichen Typizität wie die Mangel-Planwirtschaft östlich der Elbe.
Das hat natürlich auch etwas mit Florian Illies Art, die Welt zu beschreiben, zu tun, mit den Dingen, die er in den Blick nimmt. Man könnte auch sagen: Florian Illies ist der größte lebende Zustimmungserheischer. Und zwar auf völlig anstrengungslose Weise. Noch weit unterhalb jener Ebene, auf der es um Ansichten, Meinungen, zustimmende oder abweichende, gehen könnte, rufen seine Bücher ein undramatisches, dafür kontinuierliches Kopfnicken hervor. Es sind Bücher, die gewissermaßen die Wahrheitsfrage und den konfliktuösen Ernstfall so grundsätzlich ausschalten, dass so etwas wie Widerspruch schlechterdings nicht möglich ist. Man kann auf diese Zustimmungsgeneratoren, wenn man ein Bedürfnis nach Abgrenzung verspürt, nicht mit „Das ist falsch!” reagieren, sondern nur mit „Das interessiert mich nicht”.
Nur so sind die zwei gegensätzlichen Wirkungen von Illies Büchern zu verstehen: Ihre hohen Verkaufszahlen, die sich dem suggestiven Wiedererkennungseffekt verdanken, auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite die frostig aufgebrachten Distanzierungs-Bedürfnisse, die diese Bücher zur selben Zeit hervorgerufen haben. Man erinnere sich, mit welcher entrüsteten Hingabe Florian Illies zeitweise seine Aufmerksamkeit für Nutella-Goldfolien, „Wetten, dass . . .” und Geha-Füller vorgehalten wurde, als sei das der Anfang vom Ende des aufgeklärten Bewusstseins; als sei er der Rattenfänger von Schlitz, der eine verführungsanfällige Spät-Jugend in die künstlichen Paradiese ewiger Kindheits-Nostalgie locke. Es war wohl vor allem ein rabiater Abwehrreflex, sich nur ja nicht von dem Illiesschen Zustimmungssog erfassen zu lassen. Man wäre sich sonst irgendwie zu unautonom und herdenmäßig vorgekommen.
„Ortsgespräch” ist die Erkundung der deutschen Provinz. Es ist eine Provinz, die so sehr die Züge eines biedermeierhaften Genre-Bildes angenommen hat, wie dies nur dem Blick des Städters geraten kann. Zum zentralen Helden hat Florian Illies seinen Heimatort, das hessische 5000-Seelen-Städtchen Schlitz bei Fulda, erhoben. „Liebe ist, wenn es Landliebe ist”, kalauert der Autor einmal - und diese Landliebe ist natürlich ein Großstadtphänomen. Erst wenn der urbane Lifestyle in Hamburg, Berlin oder München zu hundert Prozent (selbst-)verwirklicht ist, setzt die Sehnsucht nach der Provinz ein. Erst jetzt, gewissermaßen als metropolitaner High-Performer, muss man sich für seine Heimat mit den dreistelligen Telefonnummern nicht mehr schämen. Erst jetzt, schreibt Illies, könne er mal punkten mit seinen Jugendjahren als Landei. Und in der Tat punktet er damit. Liebenswürdigkeitspunkte vor allem sind es, die er einheimst. „Bei der Sehnsucht nach dem Land”, schreibt er, „geht es ja vor allem darum, dass man wieder grün werden will hinter den Ohren.” Und diesem Regressionsbedürfnis frönt Illies hemmungslos.
Die Kritische Theorie sei tot, hat ein ulkiger deutscher Philosoph mit dünnen langen Haaren vor einigen Jahren gesagt. Vermutlich hatte er recht. Florian Illies, Jahrgang 1971 und mithin aufgewachsen unter der Kuratel eines pädagogischen Programms, das seinen Zöglingen vor allem das kritische Hinterfragen mit auf den Weg geben wollte, ist wild entschlossen, Heimat nicht als Ort der Enge, Zurückgebliebenheit und neurotischen Sozialkontrolle zu beschreiben, sondern ihr als einer Oase der Entschleunigung einen versöhnten Lobpreis zu singen. Denn Illies ist ein Idylliker von Format. Dass das negative, das schwarze Bild der Wirklichkeit automatisch das wahrere ist, diesem intellektuellen Reflex unterliegt er nicht. Und so erzählt er voller Anhänglichkeit von der Brummfliege, die mit den ersten Sonnenstrahlen ihren dröhnenden Flug durch das Schlafzimmer startet; vom chorischen Klang der Motorsägen, die den lieblichen Sommertag orchestrieren; von der Feuerwehrsirene, deren Probenalarm dem Samstag seine akustische Besonderheit verleiht; und vom Lärm der Schneeschippen, die noch vor Morgengrauen vom Wintereinbruch Zeugnis ablegen.
Illies ist eben ein echter Konservativer. Nicht im Sinne irgendwelcher politischer Ideologien. Sondern in seinem innersten Empfinden: Er hat eine tiefsitzende Pietät vor allem Vergangenen. Ganz einig ist er sich mit Tante Ria, die technischen Neuerungen gegenüber skeptisch gewesen war, die Geistererscheinung eines Grafen aus dem 18. Jahrhundert hingegen freundlich-gelassen hingenommen hatte. „Sie empfand”, schreibt der Neffe sichtlich angetan, „solche Besuche aus der Vergangenheit grundsätzlich als sympathischer als solche aus der Zukunft.”
Am Ende des Buches wünscht man sich auch eine Kindheit in Schlitz. „England is the countryside and the countryside is England”, sagen die Briten. Vermutlich gilt das ebenso für Deutschland. Und so liest man dieses Buch mit dem Wohlgefühl geteilter Erinnerung - und fragt sich nur manchmal, ob es nicht doch ein bisschen Ressourcenverschwendung ist, soviel Witz, Beobachtungsgabe und sprachliche Intelligenz zu verwenden, um ausgerechnet die Brummfliege von Schlitz ins Bild zu setzen.IJOMA MANGOLD
FLORIAN ILLIES: Ortsgespräch. Karl Blessing Verlag, München 2006. 206 Seiten, 16,95 Euro.
Schlitz bei Fulda. In der Mitte hinten ist der Funkturm zu sehen, rechts der Palast der Republik, im Hintergrund der Grunewald.
Foto: imago/McPHOTO/Diehl
Ein echter Konservativer: Florian Illies, Jahrgang 1971
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„Ortsgespräch”: Florian Illies, der Erheischer des Kopfnickens, malt die Idylle seiner ländlichen Heimat
In seinem Buch „Ortsgespräch” zählt Florian Illies verschiedene Möglichkeiten auf, die man als Kind auf dem Land hatte, um Lärm zu machen. Eine davon waren die weißen Knallerbsen, „die, von den kahlen Sträuchern gepflückt und auf der Straße zertreten, plupp machen, zumindest manchmal.” Man liest so einen Satz und denkt sich: „Ja genau, so war es, die weißen Knallerbsen.” Aber die eigentlich gespenstische Wirkung geht von einem kleinen Detail aus - nämlich von diesem nachgestellten „zumindest manchmal”. Denn tatsächlich - und man sieht sich selbst als Kind in Gummistiefeln erwartungsvoll auf eine Knallerbse treten - machten diese keineswegs immer „plupp”, sondern eben nur manchmal. Das ist das eigentliche Déjà-vu-Wunder dieses Buches, dass sogar ausdrückliche Vagheitsangaben erst recht das Gefühl konkret geteilter Vergangenheit verstärken.
Wieder grün werden!
Florian Illies „Ortsgespräch” ist - darin dem Erfolgsrezept von „Generation Golf eins und zwei” und auch der „Anleitung zum Unschuldigsein” folgend - ein Buch mit maximalem Wiedererkennungseffekt. Die Vorstellung, dass irgendetwas am eigenen Leben individuell sei und nicht typisch, wird man sich nach der Lektüre getrost abschminken. Ob Naturerlebnisse oder Konsumträume, ob pädagogische Phrasen („Machst du das zu Hause auch?”) oder Gefühle erster Verliebtheit, ob technologische Errungenschaften oder Freizeitrituale - in Florian Illies Museum der bundesrepublikanischen Moderne ist alles zwischen Arschbombe, Höhensonne und dem Blauweiß der Aral-Tankstelle geteilte Erinnerung und kollektive Erfahrung. Selbst das breite Warenangebot des rheinischen Kapitalismus führte lebensweltlich also zur gleichen Typizität wie die Mangel-Planwirtschaft östlich der Elbe.
Das hat natürlich auch etwas mit Florian Illies Art, die Welt zu beschreiben, zu tun, mit den Dingen, die er in den Blick nimmt. Man könnte auch sagen: Florian Illies ist der größte lebende Zustimmungserheischer. Und zwar auf völlig anstrengungslose Weise. Noch weit unterhalb jener Ebene, auf der es um Ansichten, Meinungen, zustimmende oder abweichende, gehen könnte, rufen seine Bücher ein undramatisches, dafür kontinuierliches Kopfnicken hervor. Es sind Bücher, die gewissermaßen die Wahrheitsfrage und den konfliktuösen Ernstfall so grundsätzlich ausschalten, dass so etwas wie Widerspruch schlechterdings nicht möglich ist. Man kann auf diese Zustimmungsgeneratoren, wenn man ein Bedürfnis nach Abgrenzung verspürt, nicht mit „Das ist falsch!” reagieren, sondern nur mit „Das interessiert mich nicht”.
Nur so sind die zwei gegensätzlichen Wirkungen von Illies Büchern zu verstehen: Ihre hohen Verkaufszahlen, die sich dem suggestiven Wiedererkennungseffekt verdanken, auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite die frostig aufgebrachten Distanzierungs-Bedürfnisse, die diese Bücher zur selben Zeit hervorgerufen haben. Man erinnere sich, mit welcher entrüsteten Hingabe Florian Illies zeitweise seine Aufmerksamkeit für Nutella-Goldfolien, „Wetten, dass . . .” und Geha-Füller vorgehalten wurde, als sei das der Anfang vom Ende des aufgeklärten Bewusstseins; als sei er der Rattenfänger von Schlitz, der eine verführungsanfällige Spät-Jugend in die künstlichen Paradiese ewiger Kindheits-Nostalgie locke. Es war wohl vor allem ein rabiater Abwehrreflex, sich nur ja nicht von dem Illiesschen Zustimmungssog erfassen zu lassen. Man wäre sich sonst irgendwie zu unautonom und herdenmäßig vorgekommen.
„Ortsgespräch” ist die Erkundung der deutschen Provinz. Es ist eine Provinz, die so sehr die Züge eines biedermeierhaften Genre-Bildes angenommen hat, wie dies nur dem Blick des Städters geraten kann. Zum zentralen Helden hat Florian Illies seinen Heimatort, das hessische 5000-Seelen-Städtchen Schlitz bei Fulda, erhoben. „Liebe ist, wenn es Landliebe ist”, kalauert der Autor einmal - und diese Landliebe ist natürlich ein Großstadtphänomen. Erst wenn der urbane Lifestyle in Hamburg, Berlin oder München zu hundert Prozent (selbst-)verwirklicht ist, setzt die Sehnsucht nach der Provinz ein. Erst jetzt, gewissermaßen als metropolitaner High-Performer, muss man sich für seine Heimat mit den dreistelligen Telefonnummern nicht mehr schämen. Erst jetzt, schreibt Illies, könne er mal punkten mit seinen Jugendjahren als Landei. Und in der Tat punktet er damit. Liebenswürdigkeitspunkte vor allem sind es, die er einheimst. „Bei der Sehnsucht nach dem Land”, schreibt er, „geht es ja vor allem darum, dass man wieder grün werden will hinter den Ohren.” Und diesem Regressionsbedürfnis frönt Illies hemmungslos.
Die Kritische Theorie sei tot, hat ein ulkiger deutscher Philosoph mit dünnen langen Haaren vor einigen Jahren gesagt. Vermutlich hatte er recht. Florian Illies, Jahrgang 1971 und mithin aufgewachsen unter der Kuratel eines pädagogischen Programms, das seinen Zöglingen vor allem das kritische Hinterfragen mit auf den Weg geben wollte, ist wild entschlossen, Heimat nicht als Ort der Enge, Zurückgebliebenheit und neurotischen Sozialkontrolle zu beschreiben, sondern ihr als einer Oase der Entschleunigung einen versöhnten Lobpreis zu singen. Denn Illies ist ein Idylliker von Format. Dass das negative, das schwarze Bild der Wirklichkeit automatisch das wahrere ist, diesem intellektuellen Reflex unterliegt er nicht. Und so erzählt er voller Anhänglichkeit von der Brummfliege, die mit den ersten Sonnenstrahlen ihren dröhnenden Flug durch das Schlafzimmer startet; vom chorischen Klang der Motorsägen, die den lieblichen Sommertag orchestrieren; von der Feuerwehrsirene, deren Probenalarm dem Samstag seine akustische Besonderheit verleiht; und vom Lärm der Schneeschippen, die noch vor Morgengrauen vom Wintereinbruch Zeugnis ablegen.
Illies ist eben ein echter Konservativer. Nicht im Sinne irgendwelcher politischer Ideologien. Sondern in seinem innersten Empfinden: Er hat eine tiefsitzende Pietät vor allem Vergangenen. Ganz einig ist er sich mit Tante Ria, die technischen Neuerungen gegenüber skeptisch gewesen war, die Geistererscheinung eines Grafen aus dem 18. Jahrhundert hingegen freundlich-gelassen hingenommen hatte. „Sie empfand”, schreibt der Neffe sichtlich angetan, „solche Besuche aus der Vergangenheit grundsätzlich als sympathischer als solche aus der Zukunft.”
Am Ende des Buches wünscht man sich auch eine Kindheit in Schlitz. „England is the countryside and the countryside is England”, sagen die Briten. Vermutlich gilt das ebenso für Deutschland. Und so liest man dieses Buch mit dem Wohlgefühl geteilter Erinnerung - und fragt sich nur manchmal, ob es nicht doch ein bisschen Ressourcenverschwendung ist, soviel Witz, Beobachtungsgabe und sprachliche Intelligenz zu verwenden, um ausgerechnet die Brummfliege von Schlitz ins Bild zu setzen.IJOMA MANGOLD
FLORIAN ILLIES: Ortsgespräch. Karl Blessing Verlag, München 2006. 206 Seiten, 16,95 Euro.
Schlitz bei Fulda. In der Mitte hinten ist der Funkturm zu sehen, rechts der Palast der Republik, im Hintergrund der Grunewald.
Foto: imago/McPHOTO/Diehl
Ein echter Konservativer: Florian Illies, Jahrgang 1971
Foto: Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mit ätzender Kritik übergießt Kolja Mensing Florian Illies' Rückkehr nach Schlitz, seinen oberhessischen Heimatort. Der Bestsellerautor bietet hier nur einen "sentimentalen Neokonservatismus für Arme" an, schimpft der Rezensent. Die Provinz, wie sie Florian Illies hier beschreibt, ist für Mensing nicht mehr als Ansammlung von Nostalgie und Klischees. Die Beschreibung seiner Heimatstadt als von der globalen Beschleunigung unberührter Ort entspricht laut Mensing dem Ideal des Ländlichen im 19. Jahrhundert. Illies' Neigung, die aktuelle Entwicklung voller Aldi-Märkte und Zersiedelung einfach zu unterschlagen, stört den Rezensenten ganz offensichtlich. Illies' Provinz ähnele einem "Heinz-Erhardt-Film aus den Fünfzigerjahren", wobei der noch witziger sein dürfte. Mensing jedenfalls krümmt sich bei Illies' humorigen Versuchen eher als dass er lacht. Und der Hauch von Ironie und Melancholie, die Illies' früheres Schaffen in den Augen des Rezensenten ausgezeichnet haben, ist nunmehr offenbar ganz verweht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Früher hätte man es als Kitsch abgewehrt, aber das wird diesmal nicht gehen: Dazu ist dieses Buch zu gut geschrieben. ... Irgendwie und gewiss unabsichtlich hat Illies das vielleicht modernste Buch der Saison geschrieben, eins über die alt gewordene, die Rentnergesellschaft. ...'Ortsgespräch' wird in ganz Deutschland gelesen werden und zu einer romatischen Rückbesinnung auf Natur und Heimat führen. In Schlitz nicht." (Joachim Lottmann, SPIEGEL)
"Bekannte bezeichnen Florian Illies als 'Philantropen', er selbst sagt von sich, dass er unserer Gegenwart gerne auf den Grund geht. Er beobachtet, fasst zusammen, urteilt selten (ausser bei 68ern). Seine Thesen, die seit'GG1'das öffentliche Vokabular prägen, kommen in ihrer flotten, subtil selbstironischen Schreibe eher wie Vorschläge daher, sympathisch, weil frei von Besserwisserei." (NZZ am Sonntag)
"Bekannte bezeichnen Florian Illies als 'Philantropen', er selbst sagt von sich, dass er unserer Gegenwart gerne auf den Grund geht. Er beobachtet, fasst zusammen, urteilt selten (ausser bei 68ern). Seine Thesen, die seit'GG1'das öffentliche Vokabular prägen, kommen in ihrer flotten, subtil selbstironischen Schreibe eher wie Vorschläge daher, sympathisch, weil frei von Besserwisserei." (NZZ am Sonntag)