Stefan Zweig reist mit seiner Geliebten Lotte und der Schreibmaschine an, Joseph Roth kommt trotz Schnapsverbot, um Ferien mit seinem besten Freund zu machen und zu schreiben. Er verliebt sich ein letztes Mal: in Irmgard Keun, die bloß wegwollte aus dem Land der Bücherverbrenner. So sonderbar die Freundschaft zwischen dem Millionär Zweig und dem begnadeten Trinker Roth ist, so überraschend ist die Liebe zwischen Roth und der jungen, leidenschaftlichen Keun. Es kommen noch mehr Schriftsteller nach Ostende. Sonne, Meer, Getränke es könnte ein Urlaub unter Freunden sein. Wenn sich die politische Lage nicht täglich zuspitzte, wenn sie nicht alle verfolgt würden, ihre Bücher nicht verboten wären, wenn sie nicht ihre Heimat verloren hätten. Es sind Dichter auf der Flucht, Schriftsteller im Exil. Präzise, kenntnisreich und mitreißend erzählt Volker Weidermann von diesem Sommer kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem Zweig, Roth und Keun noch einmal das Leben feiern, wie es nur die Verzweifelten können.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Volker Weidermann hat eine kleine Passage aus dem Leben Stefan Zweigs aufgetan, die von sämtlichen Zweig-Biografen bisher weitestgehend ignoriert worden ist, berichtet Andreas Isenschmid: einen Sommerurlaub 1936, wo sich im belgischen Seebad Ostende damals die halbe deutsche Literatur tummelte. Aus dieser Konstellation hat Weidermann in "Ostende 1936" eine feine historische Erzählung gebastelt, wie sie Zweig gefallen hätte, vermutet der Rezensent. Mancherorts montiert Weidermann, was er in Briefen oder anderem Material entdeckt hat, mit einer "Wünschelrute für erstklassige Zitate", anderes wird sich auf überlieferte Ereignisse stützen, wie etwa auf die gegenseitige Schreibhilfe, die sich Zweig mit seinem Freund Joseph Roth leistete, manches mag schließlich fabuliert sein - aber wer wollte es dem Autor bei so viel Lesespaß verübeln?, fragt sich Isenschmid.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2014AUS DER REDAKTION
Volker Weidermanns neues Buch heißt "Ostende - 1936, Sommer der Freundschaft" (KiWi, 160 Seiten, 17,99 Euro), und es geht darin zum Beispiel um die Utopie des solidarischen, selbstlosen, gemeinsamen Arbeitens von Schriftstellern, um politische Utopien geht es auch, reaktionäre, träumerische, revolutionäre. Es geht um die irrsinnige Freundschaft zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth, die Blitzliebe zu Irmgard Keun, Champagner, Strand und Möglichkeiten, am Leben zu bleiben.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Volker Weidermanns neues Buch heißt "Ostende - 1936, Sommer der Freundschaft" (KiWi, 160 Seiten, 17,99 Euro), und es geht darin zum Beispiel um die Utopie des solidarischen, selbstlosen, gemeinsamen Arbeitens von Schriftstellern, um politische Utopien geht es auch, reaktionäre, träumerische, revolutionäre. Es geht um die irrsinnige Freundschaft zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth, die Blitzliebe zu Irmgard Keun, Champagner, Strand und Möglichkeiten, am Leben zu bleiben.
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»[Dieses Buch] gehört wie der Besuch im Haus von James Ensor unbedingt zu einem Besuch Ostendes.« Josef Kelnberger Süddeutsche Zeitung 20220625