Pointiert, witzig, einfühlsam und jenseits aller Vergangenheits- und Wiedervereinigungsklischees
Wenn man diverse Meinungsbekundungen einiger Meinungsmacher liest oder viel mehr noch hört, so habe es in der DDR nur Menschen gegeben, die entweder im Widerstand oder total angepasst waren.
Tatsächlich ist die Gruppe der Dissidenten, die kompromisslos gegen das bestehende System Widerstand…mehrPointiert, witzig, einfühlsam und jenseits aller Vergangenheits- und Wiedervereinigungsklischees
Wenn man diverse Meinungsbekundungen einiger Meinungsmacher liest oder viel mehr noch hört, so habe es in der DDR nur Menschen gegeben, die entweder im Widerstand oder total angepasst waren. Tatsächlich ist die Gruppe der Dissidenten, die kompromisslos gegen das bestehende System Widerstand leisteten, von der Anzahl her sehr gering. Groß hingegen, ja Legion, ist die Zahl derer, die sich nach dem Herbst 89 (oder gar noch während desselben) eine Widerstandsbiografie zu konstruieren suchten, nicht selten mit Erfolg.
Im Text „Nickmechanismus“ nimmt Thomas Rosenlöcher eine andere Bevölkerungsgruppe unter die Lupe, nämlich die, welche sich zum Teil anpassten, zum Teil aufmüpfig waren, Zivilcourage zeigten. Er tut dies exemplarisch, seine eigene Vergangenheit beleuchtend, durch Selbstbefragung. Diese Selbstbefragung kommt authentisch rüber, wohl vor allem auch deshalb, weil der Autor eigene Fehler und Feigheiten eingesteht, mit viel Selbstironie.
Das Buch enthält zudem eine ganze Reihe von witzigen und scharfsichtigen Texten, die unverkrampft die deutsche Wiedervereinigung und ostdeutsche Vergangenheit thematisieren. Als ein Beispiel hierfür sei die im feuilletonistischen Stil verfasste Reisebeschreibung „Die Spreewaldloreley – Ein Bierdeckelrekonstruktionsversuch“ genannt, welche von der Anpassung des Spreewald-Tourismus an die neue Zeit handelt, und dies überaus witzig, manchmal bissig, doch immer auch einfühlsam.