Egon Bahr, Jahrgang 1922, Architekt der sozialliberalen Ostpolitik und Vordenker der Politik der "Gemeinsamen Sicherheit", macht in diesem Buch Erinnerungen und Aufzeichnungen zu seinen persönlichen und politischen Wegstrecken und Weichenstellungen zugänglich.
Sein Lebensziel beschreibt er wie folgt: "Nachdem wir in der Völkerfamilie nun zum Subjekt geworden sind, das verantwortlich für unser Schicksal handeln kann, sollten wir unsere Selbstbestimmung vollenden, indem wir auf einen Zustand hinwirken, in dem Europa, zusammen mit Russland und unter der Mitwirkung Amerikas, zu dem unverwechselbaren attraktiven Kontinent des stabilen Friedens in der interpolaren Welt wird.
Das ist mein Traum. Seit ich erlebt habe, dass ein Traum verwirklicht werden kann, bin ich überzeugt, dass wir das können, wenn wir wollen. Und Glück haben."
Im Deutschland der 1960er Jahre war undenkbar, ja geradezu obszön, was Willy Brandt und Egon Bahr vorhatten: Man muss das Trennende zum Osten überwinden und das Gemeinsame suchen, "ohne zu wissen, wann und wie es erreichbar war".
"Wandel durch Annährung" wurde eine Methodik, sich dem zuzuwenden, von dem man etwas will, das man erreichen möchte - in diesem Fall der Sowjetunion. Voraussetzung war, Interesse und Bereitschaft zu wecken, gemeinsame Lösungen zu finden. Egon Bahr wird immer wieder gefragt, ob diese Methodik denn auch heute noch Bestand habe. Er ist vorsichtig: in Europa ja, "auf den Rest der Welt ist das Rezept nicht automatisch übertragbar".
Es ist heute kaum vorstellbar, dass sich ein Politiker als Diener seines Staates definiert. Egon Bahr tut es. Ohne Patos.
Zwei unerfüllte Träume bleiben für den über 90-Jährigen: Ein politisch geeintes Europa und ein gesicherter globaler Frieden. Für jemanden, der über 50 Jahre einen wachen Blick auf das politische Geschehen hat, ist es unerheblich, wann diese Träume in Erfüllung gehen, Hauptsache man hat das Ziel im Blick.
Aus dem Inhalt: Die Basis meines Verhältnisses zu Brandt war gleich zu Anfang in Berlin geklärt: "Ich werde Ihnen immer sagen, was ich denke, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Und wenn es sich nicht um eine Gewissensfrage handelt, dann entscheiden Sie." Daraufhin lächelte er ein bisschen: "Wenn es schlimm wird, dann bitte nur unter vier Augen." Das war die Grundlage, aus der sich im Laufe von Jahren eine Freundschaft entwickelt hat, die über die so genannte politische Freundschaft weit hinausging. Es war eine Freundschaft, die bis zu seinem Tod gehalten hat und über die Willy Brandt einmal sagte: "Es ist selten, dass Freundschaft die Belastungen des politischen Geschäftes über so viele Jahre hinweg überdauert." Richard von Weizsäcker hat die für mich vielleicht treffendste Erklärung formuliert: "Jeder kam wohl erst mit Hilfe des anderen zur wirksamen Entfaltung seiner eigenen Gaben.
Sein Lebensziel beschreibt er wie folgt: "Nachdem wir in der Völkerfamilie nun zum Subjekt geworden sind, das verantwortlich für unser Schicksal handeln kann, sollten wir unsere Selbstbestimmung vollenden, indem wir auf einen Zustand hinwirken, in dem Europa, zusammen mit Russland und unter der Mitwirkung Amerikas, zu dem unverwechselbaren attraktiven Kontinent des stabilen Friedens in der interpolaren Welt wird.
Das ist mein Traum. Seit ich erlebt habe, dass ein Traum verwirklicht werden kann, bin ich überzeugt, dass wir das können, wenn wir wollen. Und Glück haben."
Im Deutschland der 1960er Jahre war undenkbar, ja geradezu obszön, was Willy Brandt und Egon Bahr vorhatten: Man muss das Trennende zum Osten überwinden und das Gemeinsame suchen, "ohne zu wissen, wann und wie es erreichbar war".
"Wandel durch Annährung" wurde eine Methodik, sich dem zuzuwenden, von dem man etwas will, das man erreichen möchte - in diesem Fall der Sowjetunion. Voraussetzung war, Interesse und Bereitschaft zu wecken, gemeinsame Lösungen zu finden. Egon Bahr wird immer wieder gefragt, ob diese Methodik denn auch heute noch Bestand habe. Er ist vorsichtig: in Europa ja, "auf den Rest der Welt ist das Rezept nicht automatisch übertragbar".
Es ist heute kaum vorstellbar, dass sich ein Politiker als Diener seines Staates definiert. Egon Bahr tut es. Ohne Patos.
Zwei unerfüllte Träume bleiben für den über 90-Jährigen: Ein politisch geeintes Europa und ein gesicherter globaler Frieden. Für jemanden, der über 50 Jahre einen wachen Blick auf das politische Geschehen hat, ist es unerheblich, wann diese Träume in Erfüllung gehen, Hauptsache man hat das Ziel im Blick.
Aus dem Inhalt: Die Basis meines Verhältnisses zu Brandt war gleich zu Anfang in Berlin geklärt: "Ich werde Ihnen immer sagen, was ich denke, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Und wenn es sich nicht um eine Gewissensfrage handelt, dann entscheiden Sie." Daraufhin lächelte er ein bisschen: "Wenn es schlimm wird, dann bitte nur unter vier Augen." Das war die Grundlage, aus der sich im Laufe von Jahren eine Freundschaft entwickelt hat, die über die so genannte politische Freundschaft weit hinausging. Es war eine Freundschaft, die bis zu seinem Tod gehalten hat und über die Willy Brandt einmal sagte: "Es ist selten, dass Freundschaft die Belastungen des politischen Geschäftes über so viele Jahre hinweg überdauert." Richard von Weizsäcker hat die für mich vielleicht treffendste Erklärung formuliert: "Jeder kam wohl erst mit Hilfe des anderen zur wirksamen Entfaltung seiner eigenen Gaben.