Das gesellschaftliche Leben der letzten Jahrzehnte ist vom Aufstieg der Minderheiten bestimmt. Verhalten, das vom Gängigen abweicht, ist nicht nur alltäglich geworden, es hat auch eine besondere Bedeutung bekommen. In den Massenmedien wird eine Welt voller Sonderexistenzen vorgeführt, mit seltsamen Hobbies, seltsamem Aussehen, seltsamen Ansichten. Das hat kulturelle Wirkungen, die Jürgen Kaube 'Normalabweichung' nennt: Anders zu sein und sein zu wollen wird zum Durchschnittsfall in der 'nivellierten Mittelstandsgesellschaft' der komplett Vernetzten, Freizeitkreativen und Alarmisten.Die Normalabweichung hat aber auch politische Folgen. Minderheiten erheben besonderen Anspruch auf Schutz und Subvention. Die Frage, wer sich noch in wen hineinzuversetzen vermag, ist ebensowenig zu beantworten, wie die, für wen genau die Politiker Politik machen, wenn sie nach Mehrheiten Ausschau halten.Jürgen Kaube untersucht in seinen Essays das Phänomen der 'Normalabweichung' und stellt dessen vielfältige Formen und Manifestationen pointiert und unterhaltsam vor.
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Jürgen Kaube: "Otto Normalabweicher".
Der Aufstieg der Minderheiten. Zu Klampen Verlag, Springe 2007. 190 S., br., 16, - [Euro].
F.A.Z.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Harry Nutt teilt Jürgen Kaubes kritischen Blick auf den "Otto Normalabweicher" weitgehend. Zustimmend äußert er sich über etwa die Diagnose, Abweichler und Minderheiten hätten Durschnittlichkeit und Normalität an den Rand gedrängt. Als Belege hierfür dienen Autor wie Rezensent dabei Extremsportarten, die Auswüchse des Unterschichtsfernsehens, Tatoos und Piercings. Besonders bedenklich scheint Nutt der von Kaube mit Sorge konstatierte Umstand, wonach die Minderheitenperspektive inzwischen auch die politische Meinungsbildung durchdrungen habe. Er führt in diesem Zusammenhang das Beispiel jugendlicher Amokläufer an, die Schulmassaker veranstalten, aber von Politikern angeblich als Opfer von Schule, Hartz IV und Gesellschaft betrachtet würden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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