„Erfroren in der Gletscherspalte am 25. Juli 1880 in der Früh“. So lautete die Diagnose des Arztes nach der Leichenschau. Otto Welter hatte den Wettlauf mit der Zeit verloren. Zahlreichen Helfern war es am Tag zuvor nicht gelungen, ihn nach seinem Sturz in eine 16 Meter tiefe Spalte des Neveserferners auf der Südseite der Zillertaler Alpen aus dem eisigen Gefängnis zu befreien. Die Rettungsbemühungen verliefen dramatisch. Zu allem Unglück riss das Seil des zu Welter absteigenden Bergführers, der darauf hin ungebremst auf den kopfüber Eingeklemmten stürzte. „Ich werde jetzt sterben!“ waren Welters letzte Worte, verbunden mit der Bitte, Grüße an die Seinen in Köln auszurichten. Otto Welter war Familienvater, Advokat-Anwalt am Rheinischen Appellationsgerichtshof in Köln, Mitglied der liberalen Fortschrittspartei, Kandidat für den Kölner Stadtrat, Abgeordneter des preußischen Landtages, Teilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins (DAV) in München im Jahr 1869, treibende Kraft zur Gründung der Sektion Rheinland-Köln des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuÖAV) in Köln 1876 und Reiseschriftsteller. Welter durchstreifte über Jahre jeweils in den Sommermonaten über mehrere Wochen die Ostalpen. Er stand auch auf ihren höchsten Gipfeln: Ortler, Großglockner, Wildspitze. Als Alpinist versuchte er sich auch an Neutouren und Erstersteigungen. Darüber hinaus interessierte er sich für „Land und Leute“. Er gehörte mit seinen Alpenreisen und Bergfahrten und den darüber verfassten Publikationen zu den Pionieren der Ostalpenerschließung. Vor seiner Abreise in die Zillertaler Alpen 1880 hatte er seiner Familie mitgeteilt, dass er zum letzten Mal in die Ostalpen fahre. Zukünftig wolle er sich den höchsten Gipfeln der Westalpen widmen. Aber dazu sollte es nicht mehr kommen... Otto Welter ruht auf dem Kölner Friedhof Melaten.