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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2015

NEUE TASCHENBÜCHER
Adams Weg, erzählt
von Charlotte Brontë
Ein junger Engländer arbeitet sich durchs Leben, ein Schreibjob in der Fabrik seines Bruders – ein Ekelpaket! –, dann nach Brüssel, Englischlehrer – „Professor“ – in einer Knaben-, dann einer Mädchenschule. Eine Affäre mit der Schulleiterin, dann einer jungen Lehrerin. Alles ganz pragmatisch, ohne romanhaften Glamour. Als Adams Sohn sollte er Adams Verhängnis teilen, verkündet der Autor programmatisch, Currer Bell – so nannte sich Charlotte Brontë, um ihre Schreiberkarriere nicht durch einen Frauennamen zu erschweren. Der „Professor“ ist ihr erster Roman, 1846 geschrieben, erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Selten war das so aufregend wie hier, einem bei der Fabrikation von Anschauungen, Vorstellungen, Sätzen zuzusehen. Mademoiselle, was sind historische oder dichterische Assoziationen?, fragt ein Skeptiker, aus England, dem Land ohne Assoziationen. Die Antwort, von Milton inspiriert: „Wenn der getreue Abdiel selbst . . . ganz plötzlich seiner Fähigkeiten zur Assoziation beraubt werden würde, ich glaube, dann würde er bald durch die ,immerwährenden Tore‘ davonstürzen, den Himmel verlassen, um nachzusehen, was er in der Hölle vergessen hatte.“ FRITZ GÖTTLER
      
      
Charlotte Brontë: Der Professor. Aus dem Englischen von Gottfried Röckelein. Insel Verlag, Berlin 2014. 372 Seiten, 10 Euro.
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