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Die Mode von Paco Rabanne aus grellem Plastik und schillerndem Aluminium begeisterte schon Andy Warhol. Seit seiner ersten Kollektion, die Paco Rabanne 1966 unter dem programmatischen Titel -12 untragbare Kleider aus zeitgenössischen Materialien- präsentierte, schockiert der ewige Avantgardist sein Publikum mit Experimenten, die eher an Dada und das Bauhaus-Ballett denn an die Haute Couture denken lassen. Paco Rabanne, der gelernte Architekt, Jahrgang 1934 , konstruiert, schweißt und schmiedet seine Kreationen lieber aus Fiberglas, Metall oder Recyclingware, als zu Stoff und Schere zu greifen.…mehr

Produktbeschreibung
Die Mode von Paco Rabanne aus grellem Plastik und schillerndem Aluminium begeisterte schon Andy Warhol. Seit seiner ersten Kollektion, die Paco Rabanne 1966 unter dem programmatischen Titel -12 untragbare Kleider aus zeitgenössischen Materialien- präsentierte, schockiert der ewige Avantgardist sein Publikum mit Experimenten, die eher an Dada und das Bauhaus-Ballett denn an die Haute Couture denken lassen. Paco Rabanne, der gelernte Architekt, Jahrgang 1934 , konstruiert, schweißt und schmiedet seine Kreationen lieber aus Fiberglas, Metall oder Recyclingware, als zu Stoff und Schere zu greifen. Was dabei herauskommt, sind wahre Wunderwerke an Originalität und futuristischer Ausstrahlung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.1999

Etwas, das nach Nichts aussieht
Nackter Frau können Modemacher sehr wohl in die Tasche greifen

Seine Kleider aus Knöpfen haben keine Tradition begründet. Auch seine Taschentuch-Kreationen, seine Gewänder aus verwebten Gummibändern oder gestricktem Pelz und die auf den Leib gegossenen Plastikwesten verblieben in der Versenkung, als vor kurzem die Mode der siebziger Jahre auf den Laufstegen auferstand. Nur er selbst hat die Gummiband-Roben 1995, "augenzwinkernd", wie es heißt, noch einmal ins Rampenlicht geschickt. Paco Rabanne, 1934 als Francisco Rabaneda y Cuervo im spanischen Baskenland geboren, machte Mode nach dem Prinzip des Schocks. Und der ist nicht wiederholbar.

Rabanne nähte nicht ("Wer braucht nach Balenciaga noch einen Schneider?"), sondern nietete. Er verwendete Materialien wie Aluminium, Papier oder Leuchtfasern und Plexiglas, vor allem aber den Kunststoff Rhodoïd, den er geometrisch zuschnitt und perforierte, um die runden oder eckigen Plättchen dann durch Metallringe miteinander zu verbinden. Diese neue Technik übte Rabanne zunächst an kleinen Objekten wie Ohrgehängen, Brillen und Hüten, die ihn Mitte der sechziger Jahre berühmt machten. Später nutzte er sie auch für Gürtel, dann für Boleros und Strandanzüge, schließlich für Kleider, die man in einem transparenten Köfferchen auch als kompletten Bastelsatz inklusive zweier Zangen erwerben konnte.

Seine Kollektionen nennt er Manifeste. Das erste erschien 1966 und hieß, durchaus passend, "Untragbare Kleider": zwölf an der Zahl, sämtlich genietet und geöst aus Plättchen und Zechinen aus Rhodoïd. Mehr als die Frau auf der Straße interessierten sich Filmemacher für diese Kostüme: Paco Rabanne hat mit Godard gearbeitet und für John Huston die James-Bond-Mädchen in "Casino Royale" mit seinen Kreationen behängt. Weil seine Materialien den Körpern so wenig schmeicheln, hat er selbst seine Kleider einmal als "Waffen" bezeichnet, die klirren, wenn man mit ihren Trägerinnen aneinandergerät. Jedenfalls müssen sie sehr unbequem sein, nicht nur wegen ihres Gewichts, das bei den Kettenhemden aus Aluminum erheblich ist, sondern auch, weil sie sich mit Hitze oder Kälte aufladen und niemals die Illusion zulassen, man sei mit fließendem Stoff umhüllt.

Oft bedecken seine Erfindungen noch nicht einmal die Blöße, denn zwischen Ring und Öse, also nahezu überall und vor allem dort, wo bei gemeinen Kleidern eine Naht sitzt, schimmert die Haut durch. Paco Rabannes Kleider sind eine bittere Enttäuschung für jeden, der in der Mode den Luxus sucht, stolzes Körpergefühl und äußere Erscheinung in Einklang zu bringen.

Paco Rabanne ist der aktuelle Band der Reihe "Magier der Mode" gewidmet, die der Verlag Schirmer/Mosel in lockerer Folge herausbringt. Die Serie begann im Jahr 1996 mit Chanel und ist mit dem Band über Rabanne, der etwa zeitgleich mit dem über Thierry Mugler erschien, nicht abgeschlossen. In Frankreich werden die gleichen Bände bei Editions Assouline publiziert, der Paco-Rabanne-Band erschien dort bereits 1997. Daher kommt es, daß in der deutschen Ausgabe die sowieso schon überaus knappe Biographie im Jahr 1996 endet - es fehlen zwei Jahre, eine Ewigkeit, wenn es um Mode geht: Das aktuelle Parfum des Designers, für alle, die es wissen wollen, heißt nicht mehr "Paco", sondern "energy".

Die schmalen Bücher erscheinen in immer gleicher Ausstattung. Ein etwa zehnseitiger Text leitet den Bildteil von ungefähr sechzig Seiten ein, es folgen eine knappe Biographie sowie die Bildlegenden, die Fotografen und das Jahr der Kollektion identifizieren. Sie geben auch Auskunft über den Kontext der Abbildungen, manchmal über die Models, manchmal über die Schnitte. Hier erfährt man zum Beispiel, daß es tatsächlich Audrey Hepburn ist, die unter einer riesigen schwarzen Kapuze mit spitzem Ende hervorlugt: als Model bei Valentino, aus der Couture-Serie vom Herbst/Winter 1969/70. Und daß es ebenfalls Audrey Hepburn ist, hier als Schauspielerin, die in einem schwingenden Kettenhemd von Paco Rabane tanzt, in Stanley Donens Film "Two for the Road" aus dem Jahr 1966.

Vielleicht liegt es an dem mit zehn bis maximal fünfzehn luftig gedruckten Seiten allzu kurz bemessenen Textteil, daß die Einführungen nahezu durchweg enttäuschen. Lydia Kamitsis, die über Paco Rabanne geschrieben hat und als Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt Kostümkunde ausgewiesen wird, ist es immerhin gelungen, die kunsthandwerklichen Techniken, die Rabanne in die Kleiderherstellung einführte, zu beschreiben, ebenso seine Experimente mit ungewöhnlichen Materialien. Der Platz reicht aber nicht aus, um seinen Einfluß auf eine jüngere Designergeneration darzulegen, der aber im Buch, wo Lydia Kamitsis von "Epigonen" spricht, mit einem gewissen Naserümpfen behauptet wird. Auch hat sie keinen Raum, Paco Rabannes Erfolg als Autor esoterischer Bücher auch nur zu erwähnen, was im Zusammenhang mit dem futuristischen Potential seiner Kreationen einiger Gedanken wert gewesen wäre. Von seinen Entwürfen von Männermode erfährt man nur im biographischen Teil, der Text erwähnt sie nicht, und kein einziges Bild zeigt einen von Rabanne ausstaffierten Herrn.

Vielen der in der Reihe porträtierten Modemacher sind in den vergangenen Jahren rund um die Welt Museumsausstellungen gewidmet worden, Versace ebenso wie Dior, Alaïa wie Miyake und Schiaparelli. Es hätte nahegelegen, bei der vorgegebenen Knappheit der Texte auf streng ästhetischen Betrachtungen zu bestehen und alle biographischen und auch geschäftlichen Informationen dem Anhang zu überlassen, wo sie sowieso noch einmal aufgeführt sind. Doch obwohl man immer wieder einmal auf gelungene Formulierungen stößt - Farid Chenoune zum Beispiel nennt in dem Jean Paul Gaultier gewidmeten Band die Haute Couture der frühen siebziger Jahre ein "prunkvolles Trümmerfeld - Trümmer aus Tüll, Rohseide und Organza -, auf dem geisterhafte Schatten einer vergangenen Eleganz vorbeiziehen" -, sind die Texte mit ihrem distanzlosen Jargon nicht von monographischen Beiträgen in Modemagazinen zu unterscheiden.

Das mag daran liegen, daß sie häufig auch von Modejournalisten verfaßt sind, die keine Schwierigkeiten zu haben scheinen, Sätze niederzuschreiben wie "Kaum Knöpfe, keine Trends, lediglich Antworten, manchmal mit einem Fragezeichen" - Worte von Laurence Bénaïm über Issey Miyake. Ärgerlich wird es, wenn der bevorzugte Autor der Reihe, der "Elle"-Redakteur François Baudot, der sechs Titel verfaßt hat, immer wieder Epochenbrüche behauptet: Da kommt "Alaïa, gleich einer Zäsur, die ein Vorher von einem Nachher trennt", doch auch Christian Lacroix, von dem es heißt, daß es "immer ein vor und ein nach Lacroix geben wird".

Was mit der Mode geschah, seit sie nicht mehr mit Stil und Luxus synonym ist, wie sie sich, obwohl nichts ihrem Wesen fremder zu sein scheint, zur Tradition verhält, ob es inzwischen einen Kanon gibt und wer und was in ihm einen Ort findet - all dies sind Fragen, die dieser Art von Texten fremd bleiben. Das ist um so bedauerlicher, als das essayistische Format dem Schreiben über Modephänomene eigentlich entgegenkommt. Es bleiben also die Bilder - sie haben fraglos anekdotischen Reiz und addieren sich darüber hinaus zu einem kleinen Referenzfundus, in dem der Leser selbst den Verbindungslinien auf die Spur kommen muß, die in den Texten verschüttet bleiben. VERENA LUEKEN

"Magier der Mode". Verlag Schirmer/Mosel, München. Jeweils 80 S., geb., Abb., 34,- DM.

"Paco Rabanne". Mit einem Text von Lydia Kamitsis. 1998.

"Thierry Mugler". Mit einem Text von François Baudot. 1998.

"Jean Paul Gaultier". Mit einem Text von Farid Chenoune. 1996.

"Christian Lacroix". Mit einem Text von François Baudot. 1996.

"Issey Miyake". Mit einem Text von Laurence Bénaïm. 1997.

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