Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die pädagogische Konstruktion politischer Identität in England. Das «Mutterland der Demokratie» bietet sich in zweierlei Hinsicht als interessantes Forschungsobjekt an: Westminster und Whitehall symbolisieren einerseits eine politische Ordnung, die sich in verschiedener Hinsicht als vorbildlich erwiesen hat; andererseits ist aber die unwritten constitution ein höchst ungewöhnlicher Sonderfall. Im untersuchten Zeitraum von 1870 bis 1945 verdichten sich zahlreiche Probleme: Die Demokratisierung schreitet voran, die Arbeiterbewegung und die Frauenbewegung profilieren sich, der Imperialismus erlebt seine Blüte und seinen Verfall, totalitäre Systeme stellen eine neue Herausforderung dar. Die Ansätze zur pädagogischen Wahrnehmung und Verarbeitung dieser politischen Probleme werden beschrieben und analysiert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Untersuchung von Schulbüchern für die historische und politische Bildung. Einbezogen werden zudem journalistische und akademische Stellungnahmen zur Bildungspolitik, zu Fragen der Curriculumsrevision und zum Schulalltag. Nicht zuletzt geht es um die Entstehung und Entwicklung von Initiativen zur demokratischen Erziehung, die auf lokaler und nationaler Ebene als Lobby aktiv werden. In einer wissenssoziologischen Perspektive gibt die Studie Auskunft über Versuche, die politische Sozialisation anhand expliziter oder impliziter normativer Kriterien zu gestalten.