Sexualisierte Gewalt und Evangelische Kirche haben viele Verbindungen. Des sexuellen Missbrauchs überführte Täter wie Gerold Becker und Helmut Kentler haben wie auch der Pädagoge Hartmut von Hentig eine Beziehung zum deutschen Protestantismus. Sie waren seit den 1960er-Jahren auf Deutschen Evangelischen Kirchentagen aktiv und nahmen Einfluss auf Themen und Debatten. Die vorliegende Studie geht den Verflechtungen einer vermeintlichen »protestantischen Mafia« aufgrund von Aktenmaterial nach und fragt nach den Wahrnehmungen des Kirchentags.
[Relational. On the role of Hartmut von Hentig, Gerold Becker and Helmut Kentler at the Kirchentag]
Sexualised violence and the Protestant Church have many connections. Perpetrators whose criminal responsibility for sexual abuse has been established, such as Gerold Becker and Helmut Kentler, as well as the educator Hartmut von Hentig, have a connection to German Protestantism. Since the 1960s, they have been active at German Protestant Church Conventions (Deutscher Evangelischer Kirchentag) and have influenced topics and debates. The present study examines the interdependencies of a supposed »Protestant mafia« on the basis of documentary material and asks about the awareness and perspectives of the Kirchentag.
[Relational. On the role of Hartmut von Hentig, Gerold Becker and Helmut Kentler at the Kirchentag]
Sexualised violence and the Protestant Church have many connections. Perpetrators whose criminal responsibility for sexual abuse has been established, such as Gerold Becker and Helmut Kentler, as well as the educator Hartmut von Hentig, have a connection to German Protestantism. Since the 1960s, they have been active at German Protestant Church Conventions (Deutscher Evangelischer Kirchentag) and have influenced topics and debates. The present study examines the interdependencies of a supposed »Protestant mafia« on the basis of documentary material and asks about the awareness and perspectives of the Kirchentag.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Uwe Kaminsky taucht in diesem Buch tief ein in den zumindest allzu laxen Umgang protestantischer Kreise mit pädophilen Pädagogen, so Rezensentin Nina Apin. Kaminsky, tätig am Lehrstuhl für Kirchenbgeschichte der Universität Greifswald, zeichne in seiner Studie nach, wie Gerold Becker, ehemaliger Leiter der Odenwaldschule, sowie dessen Lebensgefährte Hartmut von Hentig sowie Helmut Kentler, einst Mitglied der Arbeitsgemeinschaft "Homosexuelle und Kirche", in kirchlichen Strukturen Kindesmissbrauch verharmlosten - und im Fall von Becker selbst Täter wurden. Ausgangspunkt sei dabei eine innerkirchliche Auseinandersetzung um Sexualität gewesen, teils wurden unter dem Vorwand der Ablehnung homophoben konservativen Gedankenguts pädosexuelle Grenzüberschreitungen relativiert. Apin stellt mit Kaminsky dar, wie Becker und auch Kentler, eindeutigen einschlägigen Äußerungen zum Trotz, lange auf Kirchentagen und ähnlichen Veranstaltungen sprechen durften, Widerspruch regte sich kaum, und wenn, dann von konservativen Stimmen. Ein Netzwerk der Verheimlichung macht Kaminsky zwar nicht ausfindig, schließt Apin, aber dafür legt er offen, dass es schlicht kein Interesse an Aufklärung gab. Schlimm genug, so Apin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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