Das eigentliche Verbrechen ist noch viel größer
Der finnische Kriminalkommissar Joona Linna ist eine Erfindung des Autorenpaares, die sich gemeinsam das Pseudonym Lars Kepler gaben. Das ist für das Ergebnis dieses Thrillers jedoch kaum relevant, denn entscheidend ist doch die spannende
Unterhaltung.
In der Geschichte geht es um eine Selbsttötung des schwedischen Rüstungskontrolleurs Carl…mehrDas eigentliche Verbrechen ist noch viel größer
Der finnische Kriminalkommissar Joona Linna ist eine Erfindung des Autorenpaares, die sich gemeinsam das Pseudonym Lars Kepler gaben. Das ist für das Ergebnis dieses Thrillers jedoch kaum relevant, denn entscheidend ist doch die spannende Unterhaltung.
In der Geschichte geht es um eine Selbsttötung des schwedischen Rüstungskontrolleurs Carl Palmcrona, die kurz darauf ebenfalls tot aufgefundene Frau Viola, die statt ihrer als Friedensaktivistin tätigen Schwester Penelope ermordet wurde, den vermissten Björn, der offensichtlich ein entlarvendes und ziemlich wichtiges Foto aus Penelopes Wohnung entwendete und nun plötzlich nicht mehr auffindbar ist und hauptsächlich um illegalen Waffenhandel in den Südsudan, wo der Völkermord tobt.
Es dauert etwas, bis man die ersten Vermutungen anstellen, kann weshalb ein einzelnes Foto eine so blutige Spur hinter sich her ziehen kann und die Verbindung zum Titel der Geschichte entpuppt sich eher aufgesetzt und in keiner Weise nachvollziehbar. Das stört schon sehr, denn selbst wenn immer wieder mal Versuche unternommen werden, eine Herleitung zu Paganinis vermeintlichen Wahnsinn in der virtuosen Handhabung seiner Geigen und seiner Spielweise zu schaffen, bleibt es doch aufgesetzt und verkrampft. Worin der angesprochene Fluch besteht, bleibt ein unverständliches Rätsel.
Der finale und durchaus spannende Plot zieht sich zwar in die Länge, entbehrt aber dennoch nicht anregender Spannung, erzeugt durch die in schneller Folge und geradezu hektisch beschriebenen Abläufe der letzten Auseinandersetzungen und Ereignisse bei der Verfolgung des zentralen und skrupellosen Waffenschiebers.
„Paganinis Fluch“ ist ein letztlich unpassender Titel für die Geschichte. Anschlüsse an wahre politische und kriminelle Machenschaften wurden kaum genutzt, was dem Thriller sicher mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verliehen hätte. Trotzdem liegt ein spannender und aufgrund der differenziert und Detailreich beschriebenen Persönlichkeiten und Handlungsabläufe nachvollziehbarer und sehr gut unterhaltender Thriller vor. Für die nächsten Bände der achtteiligen Serie um Joona Linna wünscht man sich jedoch eine inhaltliche und literarische Steigerung.
(c) 4/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.