1936: Das Jahr, als im Nahen Osten die Gewalt ausbrach. Nur wer die Wurzeln des Nahostkonflikts kennt, kann die Krise besser verstehenIm Frühjahr 1936 brach im Heiligen Land eine arabische Rebellion gegen die jüdischen Einwanderer und die britische Mandatsmacht aus. Der Aufstand dauerte drei Jahre, kostete Tausende Menschen das Leben und markiert den Beginn der Gewaltgeschichte des Nahen Ostens. In dieser Zeit schlossen sich die Palästinenser über alle Gegensätze hinweg als Volk zusammen, während die Zionisten zu der Überzeugung gelangten, ihre Interessen nur mit Waffengewalt durchsetzen zu können. Anschaulich und lebendig, gerecht gegenüber beiden Seiten, schildert Oren Kessler einen welthistorischen Schlüsselmoment, der bisher nur wenig beachtet wurde. Sein Buch hilft, die Ursachen einer Tragödie zu verstehen, deren Ende bis heute nicht absehbar ist.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Einen neuen Blick auf den Nahostkonflikt erlaubt laut Rezensent Ulrich Gutmair Oren Kesslers Buch über den arabischen Aufstand in Palästina 1936. Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil Kessler eng an den Quellen bleibt und sich mit Wertungen zurückhält, so der Rezensent. Das Buch rekonstruiert das Scheitern des Aufstandes, der die arabische Position nachhaltig schwächte, unter anderem weil ein Generalstreik die Wirtschaftskraft der Araber zerstörte, lernt Gutmair. Im Zentrum stehen jeweils auf Seiten der Palästinenser, Juden und der britischen Kolonialherren eine Reihe von Figuren mit teils widerstreitenden Interessen. Als besonders fatal erweist sich im palästinensischen Camp die Rolle Mohammed Amin al-Husseinis, lernt Gutmair, der Großmufti von Jerusalem lehnte jegliche Kompromisse ab und verbündete sich schließlich mit Hitlers Nazis. Auch die Briten agierten ungeschickt, erfährt der Rezensent, insgesamt entsteht in den Jahren nach 1936 eine verfahrene Situation, deren Grundmuster den Konflikt bis heute prägen, wodurch auch die vermeintlich alles entscheidende Rolle des Jahres 1948 - die Gründung Israels, die Nakba - relativiert werde. Insgesamt also, so könnte man Gutmairs Besprechung resümieren, ein unbedingt lesenswertes Buch für alle, die sich jenseits der medialen Daueraufregung für den Nahostkonflikt interessieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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