Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2013Gesunde Steinzeit
Die Ergründung der Lebensweise unserer Vorfahren dient nicht nur reiner Neugierde, sondern soll sich für manche Forscher auch in Konsequenzen für unser Leben niederschlagen. Etwa so: Seit der Steinzeit habe sich unser Körper kaum mehr verändert und passe daher nicht mehr so recht zum modernen Leben. So habe sich der Mensch von einem barfuß laufenden, vor allem Fleisch verzehrenden, polygamen Freiluftbewohner in einen unter Fettleibigkeit, Verdauungsstörungen, Rückenschmerzen und erzwungener Monogamie leidenden Weichling verwandelt. Die Evolutionsbiologin Marlene Zuk entlarvt diese meist in der Ratgeberliteratur verbreiteten Ideen als reine Phantasien ohne wissenschaftliche Grundlage. Die Autorin zeigt überzeugend und auf unterhaltsame Weise, dass das Streben nach einer "natürlichen" Lebensweise, wie sie angeblich vor 10 000 Jahren praktiziert wurde, vergebens bleiben muss. Zum einen hat der Mensch in der Prähistorie nie in einer einheitlichen Umwelt gelebt und hat auch nicht aufgehört sich zu verändern - neue Krankheiten und Nahrungsquellen üben immer noch einen bedeutsamen, sich im Genom niederschlagenden Selektionsdruck aus. Für Zuk bildet der Mensch keine Ausnahme von der immer besser dokumentierten schnellen Evolution, die in einigen Dutzenden Generationen messbare Folgen haben kann. Sie leugnet nicht, dass die Medizin von einer evolutionären Perspektive zu profitieren vermag, aber sie entwirft ein Bild, das der Dynamik des evolutionären Geschehens einen wesentlichen Platz einräumt (Marlene Zuk: "Paleofantasy". What Evolution Really Tells Us about Sex, Diet, and How We Live. Norton & Co., New York 2013. 304 S., geb., 20,95 [Euro].) twe
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Ergründung der Lebensweise unserer Vorfahren dient nicht nur reiner Neugierde, sondern soll sich für manche Forscher auch in Konsequenzen für unser Leben niederschlagen. Etwa so: Seit der Steinzeit habe sich unser Körper kaum mehr verändert und passe daher nicht mehr so recht zum modernen Leben. So habe sich der Mensch von einem barfuß laufenden, vor allem Fleisch verzehrenden, polygamen Freiluftbewohner in einen unter Fettleibigkeit, Verdauungsstörungen, Rückenschmerzen und erzwungener Monogamie leidenden Weichling verwandelt. Die Evolutionsbiologin Marlene Zuk entlarvt diese meist in der Ratgeberliteratur verbreiteten Ideen als reine Phantasien ohne wissenschaftliche Grundlage. Die Autorin zeigt überzeugend und auf unterhaltsame Weise, dass das Streben nach einer "natürlichen" Lebensweise, wie sie angeblich vor 10 000 Jahren praktiziert wurde, vergebens bleiben muss. Zum einen hat der Mensch in der Prähistorie nie in einer einheitlichen Umwelt gelebt und hat auch nicht aufgehört sich zu verändern - neue Krankheiten und Nahrungsquellen üben immer noch einen bedeutsamen, sich im Genom niederschlagenden Selektionsdruck aus. Für Zuk bildet der Mensch keine Ausnahme von der immer besser dokumentierten schnellen Evolution, die in einigen Dutzenden Generationen messbare Folgen haben kann. Sie leugnet nicht, dass die Medizin von einer evolutionären Perspektive zu profitieren vermag, aber sie entwirft ein Bild, das der Dynamik des evolutionären Geschehens einen wesentlichen Platz einräumt (Marlene Zuk: "Paleofantasy". What Evolution Really Tells Us about Sex, Diet, and How We Live. Norton & Co., New York 2013. 304 S., geb., 20,95 [Euro].) twe
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