Roberto Alajmo schreibt einen Anti-Reiseführer über eine der aufregendsten, unbekanntesten Städte Europas, die man nach der Lektüre unbedingt kennenlernen will.
"Die Einwohner der Stadt pfeifen auf das Meer. In der Überzeugung, von den Göttern abzustammen, verzichten sie mit der gleichen Arroganz auf das Meer, mit der sich ein Reicher seine Zigarre an einem Geldschein anzündet."
"Die Einwohner der Stadt pfeifen auf das Meer. In der Überzeugung, von den Göttern abzustammen, verzichten sie mit der gleichen Arroganz auf das Meer, mit der sich ein Reicher seine Zigarre an einem Geldschein anzündet."
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2007Angst und Schrecken in Palermo
Roberto Alajmo, ein in Italien renommierter und vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Journalist, hat ein wunderbares Buch über seine Heimatstadt Palermo geschrieben. Dabei gelingt ihm das im Genre der Reiseliteratur seltene Kunststück, beim Leser nicht nur Fernweh, sondern fast so etwas wie Sehnsucht auszulösen. Er tut das mit großer sprachlicher Eleganz und zugleich Raffinesse, wenn er sich seinen Leser als Palermo-Besucher imaginiert, der aus Angst vor der Stadt sein Hotelzimmer nicht verlassen mag. Palermo gehört mit Neapel zu den schwierigsten Großstädten Italiens. Kriegsschäden, Bauspekulation, Umweltverschmutzung und vor allem die allgegenwärtige Mafia haben von der einstigen Schönheit der sizilianischen Metropole nicht viel übriggelassen. In zehn Kapiteln beschönigt Alajmo nichts, beschreibt allerdings die andauernde Agonie Palermos eher mit Melancholie als mit Resignation. Sein realistischer und zugleich wehmütiger Blick, vor allem aber die kunstvolle Konstruktion der Texte machen aus diesem Buch weit mehr als einen Reiseführer. Alajmo geht es nicht um eine Auflistung der Sehenswürdigkeiten, vielmehr wirbt er um ein besseres Verständnis der von Vorurteilen überhäuften Stadt. Die bedrohliche Dynamik Palermos, die manchmal abgründige Mentalität ihrer Bewohner und die aus einer einzigen Abfolge von Katastrophen zu bestehen scheinende Geschichte werden dabei atmosphärisch so verdichtet und spannend beschrieben, dass es auch den furchtsamsten Leser nach dieser Lektüre nicht im Hotelzimmer halten wird.
üte
"Palermo sehen und sterben" von Roberto Alajmo. Carl Hanser Verlag, München 2007. 182 Seiten. Gebunden, 16,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Roberto Alajmo, ein in Italien renommierter und vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Journalist, hat ein wunderbares Buch über seine Heimatstadt Palermo geschrieben. Dabei gelingt ihm das im Genre der Reiseliteratur seltene Kunststück, beim Leser nicht nur Fernweh, sondern fast so etwas wie Sehnsucht auszulösen. Er tut das mit großer sprachlicher Eleganz und zugleich Raffinesse, wenn er sich seinen Leser als Palermo-Besucher imaginiert, der aus Angst vor der Stadt sein Hotelzimmer nicht verlassen mag. Palermo gehört mit Neapel zu den schwierigsten Großstädten Italiens. Kriegsschäden, Bauspekulation, Umweltverschmutzung und vor allem die allgegenwärtige Mafia haben von der einstigen Schönheit der sizilianischen Metropole nicht viel übriggelassen. In zehn Kapiteln beschönigt Alajmo nichts, beschreibt allerdings die andauernde Agonie Palermos eher mit Melancholie als mit Resignation. Sein realistischer und zugleich wehmütiger Blick, vor allem aber die kunstvolle Konstruktion der Texte machen aus diesem Buch weit mehr als einen Reiseführer. Alajmo geht es nicht um eine Auflistung der Sehenswürdigkeiten, vielmehr wirbt er um ein besseres Verständnis der von Vorurteilen überhäuften Stadt. Die bedrohliche Dynamik Palermos, die manchmal abgründige Mentalität ihrer Bewohner und die aus einer einzigen Abfolge von Katastrophen zu bestehen scheinende Geschichte werden dabei atmosphärisch so verdichtet und spannend beschrieben, dass es auch den furchtsamsten Leser nach dieser Lektüre nicht im Hotelzimmer halten wird.
üte
"Palermo sehen und sterben" von Roberto Alajmo. Carl Hanser Verlag, München 2007. 182 Seiten. Gebunden, 16,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Roberto Alajmos "Anti-Reiseführer" über Palermo hat Maike Albath ganz wunderbar gefallen. Mit einem konventionellen Reiseführer hat das "schwungvoll" übersetzte Buch ihres Erachtens nichts gemein. Sie sieht es vielmehr als einen guten Mix aus Charakterstudie, Mentalitätsgeschichte, Gebrauchsanweisung und Feuilleton. Im lockeren Plauderton bringe Alajmo dem Leser diese widersprüchliche, chaotische, schmutzige und doch wunderschöne Stadt nahe. Reizvoll findet sie dabei die dialektische Bewegung, in der Alajmo die Ängste der Palermo-Besucher gleichermaßen schüre wie zerstreue. Sie attestiert dem Autor, mit den gängigen Sizilien-Klischees aufzuräumen, Bräuche wie den bizarren Totenkult seiner Mitbürger oder die weit verbreitete Haltung eines zufriedenen Pessimismus zu erklären.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine behutsame Liebeserklärung an seine Heimatstadt und ein lebendiges und liebevoll gezeichnetes Bild von Palermo. Man wird beim Lesen ... ganz sehnsüchtig. Und reiselustig und begierig darauf, die Stadt mit ihren Gebäuden und Gerüchen, ihrer Armut und ihrem Flair, ihren Menschen und ihrer Geschichte zu erleben." Die Welt, 02.06.07 "In Palermo lohnt es sich, unter Anleitung von Roberto Alajmo, Augen und Ohren aufzusperren. Nirgendwo sonst kann man die Errungenschaften und die Schattenseiten der sizilianischen Insel besser erkennen als hier." Maike Albath, Neue Zürcher Zeitung, 13.09.07