Detlev Foths "Arbeiten auf Papier I" erlauben zum ersten Mal einen Einblick in das zeichnerische Werk des Düsseldorfer Künstlers. Wer bei Foths Zeichnungen jedoch so etwas wie die anmutige, kleine Schwester der Malerei erwartet, dürfte gleich von der ersten Seite an überrascht sein. "Zeichnungen brauchen keinen Roman ... Das liegt nicht nur an dem herrlich schrägen Selbstporträt mit aufgerissenen Augen. Es ist auch das Format der Arbeiten, die mit ihren raumgreifenden 70 x 100 cm ganz selbstbewusst ihren Platz einfordern. (Und dem, nebenbei gesagt, die beiden etwa halb so großen Bände Rechnung tagen, weil man sie bei der Betrachtung fast schon auf Abstand halten muss, um die Figur in den Linien zu erkennen.) Mal kritzelig zart, mal kräftig konturiert, pochen die Arbeiten mit Kohle und Ölpastell auf ihrem Recht, die Sujets der Zeichnung und ihre Grenzen neu auszuloten. Sie sind dabei ganz figurativ gestisches Wechselspiel, entbunden von der "Zusatzpflicht der Kolorierung", wie es Foth an einer Stelle im Gespräch nennt. Die Zeichnungen, vorwiegend Porträts, in denen sich Privatpersonen unter prominente Entertainer wie Rudi Carell und Frank Sinatra, kirchliche Würdenträger oder literarische Größen wie Helmut Qualtinger und Politikerinnen (Ursula von der Leyen) mischen, zeugen von seinem großen instinktiven Gespür für zeitgenössische Charakterstudien. ... sie sind die Geschichte selbst." Seine Aktzeichnungen hingegen wirken zunächst wie ein flüchtiger Rekurs auf die Kunstgeschichte, um dann gleich im nächsten Moment einen Haken zu schlagen, um diese Bezüge wieder neu zu durchdringen, wie bei der "Flucht vor dem Corona Virus" (2020). Foths Arbeit entlädt sich impulsiv auf dem Papier, sie ist - "wild at heart" - wild überzeugt, die Wahrheit, und sei es auch nur die eines Augenblicks, in der Sekunde ihres Entstehens einzufangen. Das Schöne daran ist: "Zeichnungen brauchen keinen Roman", so Foth, "sie sind die Geschichte selbst." Hinter all dem ungestümen Furor steckt aber auch etwas ungemein Zärtliches. wie man in den Tierbeoachtung sieht, die aus ihrer Körperspannung ihre Individualität gewinnen, die wir ihnen meist nicht zubilligen. Die hier versammelten und zum Teil vollformatig abgebildeten Arbeiten proben den Aufstand und bleiben doch dem innersten Wesen der Zeichnung verpflichtet - Jimi Hendrix als sorgsam orchestrierte Kammermusik. Detlev Foths "Arbeiten auf Papier I und II" ist jeweils ein kundiges Gespräch mit Andreas Sturies vorangestellt. Prädikat: Super aufschlussreich.
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