Eine intensive Beziehung zwischen Frauen ist zu veranschaulichen - die zwischen Leserin und Autorin: Die Schriftstellerin Sophie von La Roche schrieb die Geschichte ihres 'Papiernen Mädchens', des Fräuleins von Sternheim, um ihr Wissen und Können an Frauen weiterzugeben. Umgekehrt suchten Leserinnen bei ihren 'Dichtenden Müttern' sprachliche Anregungen für die politische Praxis: Frauen um die Libreria delle donne di Milano, den Frauenbuchladen Mailand, durchforschten die Werke ihrer Lieblingsautorinnen 'nach Worten von Frauen, die unabhängig von den Regeln und den Erwartungen der männlichen Gesellschaft (des Vaters)' leben. Der Gelbe Katalog, in dem sie ihre Suche dokumentieren, ist eine Grundlage des spezifischen Mailänder Ansatzes der Geschlechterdifferenz. In reger Zusammenarbeit deutscher Frauen mit italienischen DIOTIMA-Philosophinnen wird in diesem Buch die Auseinandersetzung um das Verhältnis von Leserin und Autorin fortgeführt - Lesen in der weiblichen Genealogie.