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Walter Kasper erklärt Wurzeln und Perspektiven der Theologie von Papst Franziskus. Mit seinem Buch "Barmherzigkeit" hat der deutsche Kardinal ein Leitmotiv des lateinamerikanischen Papstes angesprochen. Jetzt beschreibt er, wie sehr der Aufbruch des Papstes eine Revolution der Zärtlichkeit und Liebe darstellt: Für Franziskus ist der Glaube ein Weg, keine Festung, und das Evangelium keine unerbittliche Moral, sondern Wegweiser ins Leben. Walter Kardinal Kasper zeigt auf, welche theologischen Grundlagen der Glaube des Papstes hat und welche Perspektiven er für die Zukunft der Kirche eröffnet.

Produktbeschreibung
Walter Kasper erklärt Wurzeln und Perspektiven der Theologie von Papst Franziskus. Mit seinem Buch "Barmherzigkeit" hat der deutsche Kardinal ein Leitmotiv des lateinamerikanischen Papstes angesprochen. Jetzt beschreibt er, wie sehr der Aufbruch des Papstes eine Revolution der Zärtlichkeit und Liebe darstellt: Für Franziskus ist der Glaube ein Weg, keine Festung, und das Evangelium keine unerbittliche Moral, sondern Wegweiser ins Leben. Walter Kardinal Kasper zeigt auf, welche theologischen Grundlagen der Glaube des Papstes hat und welche Perspektiven er für die Zukunft der Kirche eröffnet.
Autorenporträt
Kasper, Walter KardinalWalter Kardinal Kasper, geb. 1933, 1964-1989 Professor für Dogmatik, 1989-1999 Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. 1999 nach Rom berufen, 2001 zum Kardinal erhoben, bis 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und der religiösen Beziehungen zum Judentum. International angesehener Theologe und erfolgreicher Autor theologischer und spiritueller Schriften.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2015

Neue Perspektiven
Eine erste Bilanz der Amtszeit von Papst Franziskus aus der Feder von Kardinal Kasper

Als Papst Benedikt XVI. am 28. Februar 2013 sein Amt aufgab, fehlte nicht viel und Walter Kardinal Kasper hätte an dem Konklave zur Wahl des Nachfolgers nicht mehr teilnehmen können: Der langjährige Professorenkollege und spätere Bischof von Rottenburg-Stuttgart, den Papst Johannes Paul II. 1999 nach Rom berufen und bald darauf zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen bestellt hatte, sollte am 5. März 2013 sein 80. Lebensjahr vollenden und damit aus dem Kreis der wahlberechtigten Kardinäle ausscheiden. Weil aber die Sedisvakanz vor diesem Datum eingetreten war, war Kasper nicht nur der älteste Papstwähler. Noch vor der Wahl Jorge Mario Bergoglios war es zu einer schicksalhaften Begegnung gekommen.

Kasper hatte gerade eine kleine Studie über das Thema "Barmherzigkeit" verfasst, diese druckfrisch in spanischer Übersetzung in das Gästehaus Santa Marta mitgenommen und dem argentinischen Kardinal ein Exemplar überreicht. Als Papst Franziskus am Sonntag nach seiner Wahl zum ersten Mittagsgebet über dem Petersplatz erschien, pries er Kaspers Werk in höchsten Tönen. Der Tübinger Professor und der Papst vom Ende der Welt hatten sich gefunden.

Übers Jahr zeigte sich erstmals, wie wichtig der "großartige Theologe" (Papst Franziskus) für dieses Pontifikat werden sollte. Im Februar 2014 trat das Kardinalskollegium zum ersten Mal nach der Wahl wieder zusammen. Über "Das Evangelium von der Familie", das Thema der für Herbst anberaumten Bischofssynode, referierte auf Bitten des Papstes Kardinal Kasper, nicht - wie es den ungeschriebenen Regeln entsprochen hätte - Gerhard Ludwig Kardinal Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation. Franziskus wusste, dass Kasper die Möglichkeit nicht ausschließen würde, wiederverheiratet Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen. Kasper sollte das Eis brechen, und er brach es.

Die Reaktionen ließen nicht auf sich warten. Wer fortan innerhalb und außerhalb des Kardinalskollegiums den Papst treffen wollte, nahm Kasper unter Feuer. In Geschichte und Gegenwart der Theologie bewandert wie kaum ein Zweiter, parierte der heute 82 Jahre alte Kardinal auf seine Weise. Im Blick auf den Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus hat der nach wie vor bienenfleißige Schwabe ein Buch geschrieben, in dem er die Lehrschreiben sowie die wichtigsten Reden, Predigten und Ansprachen von Papst Franziskus auf die theologische Goldwaage legt. Und siehe da: Der von seinen Gegnern gerne als theologisches Leichtgewicht verspottete Papst hat nicht nur "frischen Wind in die Kirche gebracht, den Wind der Zuversicht, der Freude, der Freiheit". Mit jedem Kapitel des Buches, das Hintergrund und theologischen Gehalt des Pontifikates ausleuchtet, wächst die Gewissheit, dass Franziskus in vielem in den besten Traditionen der katholischen Theologie wie des kirchlichen Lehramtes steht.

Dass Franziskus "erklärtermaßen" Reformen anstrebt, steht der Bindung an die Tradition nicht entgegen: "Er ist ein Konservativer, aber ein Konservativer, der ebenso wie Johannes XXIII. und die folgenden Päpste bis Benedikt XVI. weiß, dass man das Erbe der Tradition nur dann bewahren kann, wenn man es nicht als eine tote Münze begreift, die man von Hand zu Hand weitergibt, bis sie am Ende ganz abgegriffen ist . . . Man kann die Tradition nur bewahren, indem man sie in der Kraft des in der Kirche gegenwärtigen Heiligen Geistes, der in alle Wahrheit einführt (Joh 16,13), vergegenwärtigt." Wie Franziskus die Tradition für seine "Revolution der Zärtlichkeit und der Liebe" (so der Buchtitel) fruchtbar macht, zeigt sich für Kasper nicht nur in der Art, wie der Papst viele Lehrstücke des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) aufnimmt und vertieft, allen voran das Bild der Kirche als "Volk Gottes". Ähnliches gilt für die von Thomas von Aquin (gestorben 1274) verbürgte Überzeugung von der "Hierarchie der Wahrheiten" oder für die von dem englischen Kardinal John Henry Newman (1801-1890) wiederentdeckte Lehre vom "sensus fidei" aller Getauften, also der geistlichen Feinfühligkeit für das, was Sache des Glaubens und des Lebens aus dem Glauben ist.

Grundlegend sind für den ersten Papst aus dem Jesuitenorden freilich die vom Konzil empfohlene geistliche Lesung und die Betrachtung der Heiligen Schrift. Kasper ist sich sicher: "Sein Antrieb ist, die Gläubigen von der Schönheit des Glaubens zu überzeugen und sie zu einem freudigen Leben aus dem Glauben zu ermutigen." Ohne Folgen bleiben kann das nicht. In der Herausstellung der Barmherzigkeit als grundlegendes hermeneutisches Prinzip sieht Kasper einen Paradigmenwechsel "von einer deduktiven Methode zu einer Methode im Sinn des sehen - urteilen - handeln, die zunächst induktiv ansetzt und erst im zweiten Schritt theologische Kriterien einführt". Dieser Wechsel verändere nicht die bisher gültigen Inhalte, "wohl aber die Perspektive und den Horizont, in dem sie gesehen werden".

Zu welchem Ende die Revolution namens Franziskus führt, lässt Kasper offen. Er enthält sich jeder Spekulation, sei es über den Ausgang des zweiten Teils der Bischofssynode, sei es über die Reform der Kurie. Nur eines ist ihm gewiss: "Die Herausforderung dieses Pontifikats ist damit weit radikaler, als die meisten ahnen. Es ist eine Herausforderung für solche Konservative, welche sich nicht mehr von Gott überraschen lassen wollen und sich Reformen verweigern, wie für solche Fortschrittliche, die machbare konkrete Lösungen hier und jetzt erwarten."

DANIEL DECKERS

Walter Kardinal Kasper, Papst Franziskus - Revolution der Zärtlichkeit und der Liebe. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2015, 160 Seiten, 14,95 Euro.

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