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Paracelsus zählt sicherlich zu den faszinierendsten Persönlichkeiten der Medizin- und Geistesgeschichte im deutschsprachigen Raum. Der Arzt, Naturphilosoph und Laientheologe, zeit seines Lebens auf abenteuerlicher Wanderschaft, hat wohl noch immer so viele glühende Anhänger wie Gegner. Für die einen ist er der Vertreter einer "großen Alternative" zur Schulmedizin, für die anderen eine schillernde Figur, in deren Werk sich realistische Einsicht und Mystizismus, praktische Heilkunde und alchimistisch-astrologische Lehren fast untrennbar mischen.

Produktbeschreibung
Paracelsus zählt sicherlich zu den faszinierendsten Persönlichkeiten der Medizin- und Geistesgeschichte im deutschsprachigen Raum. Der Arzt, Naturphilosoph und Laientheologe, zeit seines Lebens auf abenteuerlicher Wanderschaft, hat wohl noch immer so viele glühende Anhänger wie Gegner. Für die einen ist er der Vertreter einer "großen Alternative" zur Schulmedizin, für die anderen eine schillernde Figur, in deren Werk sich realistische Einsicht und Mystizismus, praktische Heilkunde und alchimistisch-astrologische Lehren fast untrennbar mischen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.1997

Alchimie im Blut
Ein Mann, so obskur wie seine Rezepte: Doch Udo Benzenhöfer kennt den Arzt Paracelsus

"Da ich kein Mensch mehr bin, wär's Abersinn, / Maßt ich mir Menschheit an und trüge Leibestracht", beginnt ein Gedicht des amerikanischen Lyrikers Ezra Pound auf Paracelsus. In der Tat: Es hat den Anschein, als entziehe sich der berühmte Arzt, Naturphilosoph und Laientheologe Theophrast von Hohenheim einer biographischen Annäherung. Die direkten Quellenzeugnisse sind nämlich spärlich und zum Teil widersprüchlich. Auch ist ein Großteil seines umfangreichen Werks erst nach seinem Tod erschienen. Doch diese Schwierigkeiten scheinen potentielle Biographen auch in der Vergangenheit nicht abgeschreckt zu haben. Im Gegenteil: Es gibt eine wahre Flut von Sekundärliteratur zu diesem Zeitgenossen Luthers. Allein im Paracelsus-Jahr 1993 sind zwei Biographien erschienen, darunter die beachtliche "Konjektural-Biographie", wie man sie in Anlehnung an Jean Paul nennen könnte, von Pirmin Meier. Was bislang jedoch fehlte, war eine knappe, aber gleichwohl zuverlässige Einführung in Leben und Werk. Dem Rowohlt Verlag gebührt Lob dafür, daß er die veraltete Paracelsus-Biographie von Ernst Kaiser (1969) durch einen neuen Band in der wohlfeilen Reihe der Bild-Monographien ersetzt hat.

Vor den Augen des Medizinhistorikers und Paracelsus-Kenners Udo Benzenhöfer findet nur das Gnade, was sich aus den Quellen eindeutig belegen läßt. Das zeigt sich insbesondere im Kapitel über die Jugend des höchstwahrscheinlich aus dem Geschlecht der Bombaste von Hohenheim stammenden Arztes, der 1493/94 in Einsiedeln geboren wurde und 1541 in Salzburg starb. Kein Zweifel: Hier liegt nun ein überzeugender Versuch vor, die "Rekonstruierung eines wahrheitsgetreuen Lebensbildes" zu leisten, wie sie Karl Bittel bereits 1943 gefordert, aber selbst nur teilweise eingelöst hat. Entsprechend sachlich und nüchtern fällt der Stil aus. Der Autor läßt lieber die Originalquellen sprechen, als sich auf Mutmaßungen einzulassen. Wer an dieser spröden Prosa keinen Anstoß nimmt und auf solide Informationen zu dem wenigen, was wir über das abenteuerliche Leben dieses ärztlichen Rebells gesichert wissen, Wert legt, der wird die biographische Skizze, der eine sehr gute Auswahlbiographie beigegeben ist, mit Gewinn studieren.

Insbesondere die zahlreichen, im frühneuhochdeutschen Original belassenen Zitate aus der übrigens längst noch nicht vollständigen historisch-kritischen Gesamtausgabe machen deutlich, wie interpretationsbedürftig die biographischen Zeugnisse sind. Sie vermitteln darüber hinaus dem Leser das Gefühl, wie groß die Gefahr einer aktualisierenden Deutung ist. Als Beispiel nennt Benzenhöfer die Stelle aus einer Frühschrift ("Volumen Paramirum"), wo vom "Gift" in der Nahrung die Rede ist. Doch wird man bei genauer Lektüre dieser Passage Paracelsus keinesfalls als einen Vorläufer der heutigen Umweltmedizin vereinnahmen dürfen, sondern darin eine interessante alchimistische Deutung antiker Vorstellungen vom Verdauungsprozeß im Körper erkennen. Nur gelegentlich macht auch der ansonsten so kritische Biograph aus seinem Herzen keine Mördergrube und bezieht Äußerungen des Paracelsus auf die Medizin der Gegenwart. Dieser gelungene Versuch der Entmythologisierung einer von Legenden umrankten historischen Gestalt erhält dadurch aber lediglich einen Kratzer, an Glaubwürdigkeit büßt er nichts ein. ROBERT JÜTTE

Udo Benzenhöfer: "Paracelsus". Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1997. 158 S., Abb., br., 12,90 DM.

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