Mit schöner Regelmäßigkeit gelangt alle Jahre eine neue Metapher in das eher trockene politikwissenschaftliche Vokabular. Nicht selten aber verschlingt in Fällen, in denen eine solche Metapher sich als 'Passepartout' zur politischen Analyse versucht, schon der Anspruch den neuen Gedanken, und zurUck bleibt nur etwas Rauch. Seit wenigen Jahren erlebt der hierzulande lange Zeit über gangene Terminus der 'Politischen Kultur' eine auffallende BlUte, nicht nur bei um modische Trendbegriffe bemUhten Politikern, Parteien, Publizisten und Medien,1 sondern - deutlicher noch - auch in der fachwissenschaftlichen Diskussion. Handelt es sich dabei nur um den Wellengang der wissenschaftlichen Moden oder signalisiert die Konjunktur dieses Begriffs auch in der Metawelt der Informationen eine Verschiebung des politikwissenschaftlichen Ausleuchtungs bereichs? Die Schlagworte von Wertwandel, Paradigmenwechsel, Legitimitätskrise, Loyalitätsverweigerung, Sinnkrise, Gegen gesellschaft, Unregierbarkeit, Identitätsverlust und Ent fremdung artikulieren jedenfalls eine basale gesellschaftliche Unruhe, angesichts der eine sich kritisch verstehende Sozial wissenschaft aufgefordert sein sollte, daß ganze ihr immanente Aufklärungspotential zu entfalten.
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