Studienarbeit aus dem Jahr 2024 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar Ältere Deutsche Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Es wurde selten der Versuch gewagt, Hagen und Dietrich hinsichtlich ihres Ethos einander gegenüberzustellen, um dabei vor allem Parallelen in den Blick zu nehmen. Die vorliegende Arbeit soll diesen Versuch unter textanalytischem Vorgehen wagen. Dabei soll gezeigt werden, dass Hagen und Dietrich mehr Berührungspunkte in ihrem Handeln aufweisen als bisher angenommen und außerdem Hagen dem höfischen Ethos nicht so fremd ist, wie oft behauptet wird. Das alles soll schließlich zu einem differenzierten Bild der Akteure beitragen. Das theoretische Grundgerüst bieten vor allem die Arbeiten von Müller und Schilling sowie Neumanns und Haymes' Modelle der Ethikschichten. Die Textanalyse beschränkt sich auf den zweiten Teil des Nibelungenlieds, da jener durch den Umstand, dass Hagen und Dietrich dort im selben Kontext handeln und miteinander interagieren, sinnvoll zu vergleichende Anhaltspunkte liefert. Als Textgrundlage wird die von Joachim Heinzle 2013 publizierte Edition genutzt, welche neben dem mittelhochdeutschen Text auch eine hochdeutsche Version bietet und sich an Handschrift B des Werkes orientiert. Dieser Aufsatz besteht im Hauptteil aus drei Kapiteln, von welchen das erste das Nibelungenlied forschungsgeschichtlich und quellenkritisch einordnet. Kapitel drei und vier enthalten unter Bezugnahme auf die maßgeblichen Forschungskonzepte eine definitorische Annäherung an die verschiedenen Ethiken sowie den Teil der Textanalyse. Dort werden die Elemente êre, leit und trûren hinsichtlich ihrer Ausprägung bei Hagen und Dietrich untersucht und verglichen. Auf dieselbe Weise wird in Bezug auf das Handeln im Rahmen der höfischen Rituale des Waffentragens und des gruozes vorgegangen. Der Schlussteil enthält eine zusammenfassende Darstellung der Figuren. Hagen von Tronje, ein küene [helt] vil grimmes muot und Dietrich von Bern, ein vil edel ritter guot, scheinen zwei völlig konträre Figuren des Nibelungenlieds zu sein. Der eine tötet Kinder, trinkt das Blut erschlagener Feinde und scheint nichts außer Gewalt zu kennen, während der andere versucht, jedwede Gewalt zu vermeiden und zwischen allen zu vermitteln. Die Gegensätzlichkeit beider Akteure wird bis heute von zahlreichen Literaturwissenschaftlern, Historikern und Soziologen thematisiert, weswegen ihr Bild speziell in der älteren Forschung meist sehr einseitig und auf wenige, für sie vermeintlich typische, auf den ersten Blick auszumachende Merkmale begrenzt ist.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.