Mit feinem Witz und konsequent misanthropischer Gesinnung schildert Enrique Vila-Matas seine Zeit als Schriftstellerlehrling in Paris. Nicht mal die Liebe ist hier leicht zu lernen, so lautet die Erkenntnis am Ende von Rotwein und Zigarettenqualm à bout de souffle. Trotzdem möchte der Leser nach diesem Parcours durch das literarische Lasterleben nur noch eins: auf nach Paris!
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Milo Rau gesteht eine gewisse Skepsis, mit der er Enrique Vila-Matas' neuestes Buch in die Hände genommen hat. Er verrät auch warum. Der spanische Schriftsteller sei schließlich "der große Verweigerer", der in seinem letzten Buch die Unmöglichkeit des Schreibens thematisiert habe. Warum der nun ausgerechnet in die "erstaunlichste Stadt der Welt" und Realität pur eintauchen wollte, hat Rau nicht sofort eingeleuchtet. Das sei, als bitte man Marcel Duchamp, Balzac zu illustrieren, spottet er. Aber manche Fehlbesetzungen zeitigen doch interessante Ergebnisse, musste Rau bei der Lektüre feststellen. Vila-Matas bleibe zwar seinem Thema treu, lautet sein Resümee, dass es nämlich eigentlich nichts zu erzählen gibt, erzähle dies aber höchst geistreich und mit der nötigen Selbstironie. Als Vortrag getarnt berichte der Autor in 113 Episoden von seinen Lehrjahren in Paris, wo er sich - nicht etwa von einem inneren Auftrag getrieben - in die Rolle des Schriftstellers zu kleiden versucht. Am aufregendsten findet Rau die Passagen, in denen Vila-Matas von Marguerite Duras berichtet, bei der er zur Untermiete wohnt und die ihm einen Zehnpunkte-Katalog für postmodernes Schreiben in die Hände drückt. Den hat er offensichtlich erfolgreich abgearbeitet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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