In den fünfziger Jahren wanderte der Schweizer Paul Nizon aus. Die Suche nach dem Geheimnis des Lebens führt ihn in die Stadt Paris, die er als das größte menschliche Kunstwerk empfindet. Er folgte damit dem lockenden Versprechen einer freigeistigen Bohème in Gesellschaft von Beckett, Picasso und Sartre. Seine Selbsterfindung in dieser als Mythos erlebten Stadt, die ihn von Fremdheits- und Isolationsgefühlen heilt, vollzieht sich nicht zuletztdurch die Frauen, die Paris für Nizon zu einem wundervoll gedeckten Tisch werden ließen. »Parisiana« versammelt die wichtigsten Texte dieses Jahrhundertschriftstellers über Paris. Ergänzt wird der Band durch ein Gespräch mit dem Herausgeber Martin Simons.
buecher-magazin.deSchriftsteller leben an bestimmten Orten, in bestimmten Städten. Doch manchmal leben diese Orte und Städte auch in ihnen. Der Takt einer Stadt bestimmt den Takt des Schreibens, und der Leser bekommt durch die Bücher des Schriftstellers eine Ahnung von ihrem Rhythmus, sogar, wenn er selbst noch nie dort gewesen sein sollte. Bei Paul Nizon, dem bekanntesten Unbekannten der Schweizer Literatur, ist Paris diese Stadt. Es ist also nur konsequent, wenn Nizon das erste Kapitel von "Parisiana" simpel und doch so klar mit "Paris, mon amour" betitelt. Diese Stadt ist Nizons große Liebe, der er auf jeder einzelnen Seite nachspürt. Dabei bekennt er, dass der Gewinn, den die große Liebe bringt, immer auch mit Verlust einhergeht. "Glanz, Hoffnung und Flitter", so der Dichter, habe er in Paris verloren, doch, was er gewonnen und für alle Zeit bewahrt hat, ist das, was zählt: seine "poetische Existenz", die immer klarer zutage tritt angesichts eines künstlerischen Umfelds, das seinesgleichen sucht. Der schmale Band reflektiert tief gehend Nizons Schreiben im Angesicht der Liebe zu Paris und wird sehr schön abgerundet durch das am Ende abgedruckte Gespräch mit Herausgeber Martin Simons, in dem der Dichter beschreibt, wie Paris ihn rettete, als er nach dem Erscheinen von "Stolz" zum Autor der Lebensverweigerung zu werden drohte.
© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)
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