Mit dem Automobil entsteht das individuelle Verkehrsmittel der Moderne. Es verlangt nach neuartigen Bautypen, etwa Tankstellen und Hochgaragen. Schon 1907 wird mit Auguste Perrets 'Garage Ponthieu' in Paris das erste mehrgeschossige Parkhaus für Automobile auf dem europäischen Kontinent fertig gestellt. In den 1920er Jahren gerät die neue Bauaufgabe zum Experimentierfeld der Architekten und Ingenieure. Alle noch heute gültigen funktionalen Lösungen wurden damals entwickelt: Aufzugparkhaus, gerade Rampen, Wendel-, Halbgeschoss- und Parkrampen, Hoch- oder Tiefgarage. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird mit der Massenmotorisierung die Architektur des Parkens zu einer bis heute allgegenwärtigen Herausforderung, deren Ansprüche von Funktionalität bis zu städtebaulicher Einbindung reichen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2011Unortästhetik
Autos haben keine Sinne. Wie die Häuser aussehen, in denen sie herumstehen, ist ihnen herzlich egal. So wie es dem Autofahrer egal ist, wo er sein Auto abstellt. Der Mensch hat sich das Parkhaus ausgedacht, um die Parkplatzdichte dort zu erhöhen, wo besonders viele Parkplätze suchen. Deswegen konzentrieren sie sich neben Flughäfen, Sportarenen und Messearealen, doch zuerst in den Innenstädten. So wurden Parkhäuser dann doch zu einem ästhetischen Problem. Deswegen trägt Joachim Kleinmanns Buch "Parkhäuser" auch den Untertitel "Architekturgeschichte einer ungeliebten Notwendigkeit". Dabei waren die Anfänge des Bautyps vielversprechend. Das Haus des Autos war schon für die Präsentation des modernen Verkehrs zuständig, bevor er zum lästigen Alltag wurde. Zugleich war in diesen Gebäuden noch Platz für Servicestätten. Aufwendige Fassaden - wie bei der Pariser Garage Ponthieu von Auguste Perret aus dem Jahr 1907 - sorgten für die gewünschte Prachtentfaltung nach außen und Aufenthaltsräume für Chauffeure, Waschbereiche und Tankstellen für funktionale Auflockerung im Innern. Wie der internationale Parkhaus- und Tiefgaragenbau sich bis in die jüngste Zeit verändert hat, darüber gibt Kleinmanns Architekturgeschichte eine detaillierte Übersicht. Als Anschauungsmaterial dienen zahlreiche Abbildungen. Deren Farblosigkeit unterstreicht nur, dass Parkhäuser mehrheitlich luftarme und lichtarme Unorte bleiben, aufgewertet nicht durch ihre Gestalt, sondern nur von der prickelnden Ahnung des Fahrenden, alsbald die nächstbeste Stoßstange oder weiße Betonwand zu touchieren. (Joachim Kleinmanns: "Parkhäuser". Architekturgeschichte einer ungeliebten Notwendigkeit. Jonas Verlag, Marburg 2011. 208 S., Abb., br., 20,- [Euro].) gran
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Autos haben keine Sinne. Wie die Häuser aussehen, in denen sie herumstehen, ist ihnen herzlich egal. So wie es dem Autofahrer egal ist, wo er sein Auto abstellt. Der Mensch hat sich das Parkhaus ausgedacht, um die Parkplatzdichte dort zu erhöhen, wo besonders viele Parkplätze suchen. Deswegen konzentrieren sie sich neben Flughäfen, Sportarenen und Messearealen, doch zuerst in den Innenstädten. So wurden Parkhäuser dann doch zu einem ästhetischen Problem. Deswegen trägt Joachim Kleinmanns Buch "Parkhäuser" auch den Untertitel "Architekturgeschichte einer ungeliebten Notwendigkeit". Dabei waren die Anfänge des Bautyps vielversprechend. Das Haus des Autos war schon für die Präsentation des modernen Verkehrs zuständig, bevor er zum lästigen Alltag wurde. Zugleich war in diesen Gebäuden noch Platz für Servicestätten. Aufwendige Fassaden - wie bei der Pariser Garage Ponthieu von Auguste Perret aus dem Jahr 1907 - sorgten für die gewünschte Prachtentfaltung nach außen und Aufenthaltsräume für Chauffeure, Waschbereiche und Tankstellen für funktionale Auflockerung im Innern. Wie der internationale Parkhaus- und Tiefgaragenbau sich bis in die jüngste Zeit verändert hat, darüber gibt Kleinmanns Architekturgeschichte eine detaillierte Übersicht. Als Anschauungsmaterial dienen zahlreiche Abbildungen. Deren Farblosigkeit unterstreicht nur, dass Parkhäuser mehrheitlich luftarme und lichtarme Unorte bleiben, aufgewertet nicht durch ihre Gestalt, sondern nur von der prickelnden Ahnung des Fahrenden, alsbald die nächstbeste Stoßstange oder weiße Betonwand zu touchieren. (Joachim Kleinmanns: "Parkhäuser". Architekturgeschichte einer ungeliebten Notwendigkeit. Jonas Verlag, Marburg 2011. 208 S., Abb., br., 20,- [Euro].) gran
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