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Im beginnenden Kalten Krieg wurden aus den besiegten Deutschen schon bald Verbündete der Westmächte, und das auch auf dem Feld der Geheimdienstarbeit. Lange bevor die Bundesrepublik 1955 mit neu aufgebauten Streitkräften in die NATO aufgenommen wurde, arbeiteten westdeutsche, amerikanische, britische und französische Nachrichtendienstler gemeinsam an der »Aufklärung« des sowjetischen Gegners. Und die westdeutsche Seite drängte schon bald darauf, die Rolle des »Juniorpartners« abzulegen. Die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten gehört selbst in Demokratien, die ihre eigenen Dienste…mehr

Produktbeschreibung
Im beginnenden Kalten Krieg wurden aus den besiegten Deutschen schon bald Verbündete der Westmächte, und das auch auf dem Feld der Geheimdienstarbeit. Lange bevor die Bundesrepublik 1955 mit neu aufgebauten Streitkräften in die NATO aufgenommen wurde, arbeiteten westdeutsche, amerikanische, britische und französische Nachrichtendienstler gemeinsam an der »Aufklärung« des sowjetischen Gegners. Und die westdeutsche Seite drängte schon bald darauf, die Rolle des »Juniorpartners« abzulegen.
Die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten gehört selbst in Demokratien, die ihre eigenen Dienste intensiv kontrollieren, zu den am strengsten gehüteten Geheimnissen. Denn die dabei erhaltenen Informationen dürfen nicht weitergegeben werden, auch nicht an die Parlamente oder die Justiz. So ist zwar lange bekannt, dass die Geheimdienste der drei westlichen Siegermächte für die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes (BND) eine wichtige Rolle spielten. Doch die konkrete Zusammenarbeit blieb lange im Dunklen. In diesem Buch wird sie erstmals ausführlich dargestellt, und zwar auf der Basis von Geheimakten im BND-Archiv und im Bundeskanzleramt, die Wolfgang Krieger umfassend auswerten konnte.
(Band 12 der Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968)

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Autorenporträt
Wolfgang Krieger, Jahrgang 1947, ist Universitätsprofessor für Neuere Geschichte. Er war Fellow in Oxford und Harvard, lehrte in München und Marburg sowie als Gastprofessor in Bologna, Princeton, Toronto und Paris. Er ist Mitglied im International Institute for Strategic Studies (London), Mitbegründer der International Intelligence History Association und gehört dem »Conseil scientifique« für Militärgeschichte des französischen Verteidigungsministeriums an. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der internationalen Beziehungen sowie zur Geschichte von geheimen Nachrichtendiensten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.02.2021

Pullacher Peinlichkeiten
Drei Mitglieder der BND-Historikerkommission liegen im Clinch mit dem vierten im Bunde.
Wolfgang Kriegers Beitrag „Partnerdienste“ nennen die drei eine Themaverfehlung. Sie haben recht
VON WILLI WINKLER
In der Gehlen-Akte in den National Archives bei Washington findet sich ein Leasing-Vertrag, dessen historisch-metaphorische Bedeutung merkwürdigerweise noch keinem Historiker aufgefallen ist. Ein gewisser Friedrich-Wilhelm Ruebesamen bestätigt, dass er von der Regierung der Vereinigten Staaten 10 024 Mark erhalten hat, um damit einen Opel Kapitän mit dem Kennzeichen B 55-3563 zu erwerben. Er werde bestimmt keinen Besitzanspruch auf das Auto erheben, muss der Empfänger mit seiner kindlichen Unterschrift versichern, er soll auch gut darauf aufpassen, denn der Wagen bleibt Eigentum der US-Regierung. Unterschrieben ist das Dokument nicht nur vom vorgeschobenen Nutzer, dem ehemaligen Partisanenbekämpfer Rübesamen, sondern auch von seinem Chef, der sich aus diesem feierlichen Anlass Reinhard von Gehlen nennt.
Wenn Gehlen auf Reisen ging, hochstapelte er noch mehr, nannte sich Hans Holbein oder Dr. Richard Schneider und wusste nicht, dass ihn die Amerikaner, die ihm dieses schöne Auto zum Dienstgebrauch überlassen hatten, den nicht ganz so aristokratischen Decknamen „Utility“ verliehen hatten, aber das war er: ein Werkzeug.
Rolf-Dieter Müller hat in seiner epischen Gehlen-Biografie nachgezeichnet, wie es dem Wehrmachtsgeneral, der noch kurz zuvor bei Hitler vorgetragen hatte, 1945 gelang, sich an die Amerikaner zu übergeben, mit ihnen einen jeder deutschen Kontrolle entzogenen Geheimdienst aufzubauen und wie er sich vergeblich mühte, sich von den „Freunden“ wieder zu emanzipieren. Er nahm dafür, von seinen amerikanischen Beschützern ebenso argwöhnisch beobachtet wie aus dem Kanzleramt ermutigt, früh Kontakt zu schweizerischen, französischen und spanischen Kollegen auf. Auch die Überführung der Organisation Gehlen (Org) in eine deutsche Behörde, den Bundesnachrichtendienst (BND), brachte ihm nicht die ersehnte Souveränität; Gehlen blieb ein Werkzeug der CIA, wenn auch versehen mit den Insignien klandestiner Macht wie dem schwarzen Opel Kapitän.
Müller ist eines der vier Mitglieder der vom Bundeskanzleramt mit 2,4 Millionen Euro ausgestatteten Unabhängigen Historikerkommission, die die Frühgeschichte des BND erforschen soll. Mittlerweile liegen zwölf Bände zu verschiedenen Aspekten vor, aber es gab noch keinen, bei dem sich drei der Herausgeber vom vierten und dessen Beitrag distanziert haben. Wolfgang Kriegers Buch „Partnerdienste“, das sich mit den Außenbeziehungen zu den französischen, britischen und amerikanischen Diensten befassen soll, ist mit der einleitenden Fußnote erschienen, die Kollegen Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke und Müller könnten sich „mit diesem Band nicht voll identifizieren“.
Wolfgang Krieger hat im Spiegel seine Sicht auf die Arbeit der Geheimdienste als „sicherheitspolitisch“ bezeichnet und von „ideologischen Differenzen“ gesprochen. Was er damit meint, zeigt ein Blick in seine Danksagung, in dem er sich seiner vielfältigen Beziehungen in die internationale Forschergemeinde rühmt und seine persönlichen Kontakte mit ehemaligen BND-Mitarbeitern herausstellt.
Selbst wenn die eine Krähe nichts lieber tut, als der anderen die Augen auszuhacken, sind die Einwände der Kollegen in diesem Fall bemerkenswert. Sie stehen in einem Gutachten, das auf der Website des Verlages veröffentlicht wurde. „Peinlich“, „grotesk“ und sogar „skandalös“ finden die andern die Arbeit; sie sei unzureichend dokumentiert, oberflächlich, unproportioniert, das Thema weithin verfehlt. Der Zusage, eine erste Fassung zu überarbeiten, ist Krieger demzufolge nicht nachgekommen. Das dürften die „ideologischen Differenzen“ sein. Auf Nachfragen der Süddeutschen Zeitung will Krieger „keine weitere Stellungnahme dazu abgeben“.
Krieger spart nicht mit akademischem Dünkel für die „Publizisten“, die immer nur über die „Machenschaften“ der Geheimdienste schrieben und sich in Spekulationen ergingen. Doch anders als die geschmähten „Publizisten“ hatten die Historiker wie Krieger exklusiven Zugang zum BND-Archiv, sie hatten Zeit und das Geld, es hätte also nicht ein dermaßen jämmerliches Buch entstehen müssen.
Vielleicht hatte Krieger trotzdem keine Zeit für die Recherchen, denn er war mit „ungezählten Gesprächen mit Veteranen“ beschäftigt, „deren Erinnerungen bis in den Zweiten Weltkrieg und den französischen Indochinakrieg von 1946 – 1954 zurückreichten“. Offensichtlich kamen dabei die politischen Attentate nicht zur Sprache, die der französische Auslandsgeheimdienst zwischen 1955 und 1960 auf dem Boden der Bundesrepublik strafrechtlich folgenlos verüben konnte. Sie waren möglich, weil sie nicht bloß geduldet, sondern weil, wie der ehemalige französische Geheimdienstkoordinator Constantin Melnik (den Krieger nur im Literaturverzeichnis, dort aber als Erik Melnik anführt) erklärt hat, durch die Mitwirkung des BND „präzise operiert“ werden konnte. Die Schmeißer-Affäre, deretwegen Konrad Adenauer 1952 den Spiegel beschlagnahmen ließ, taucht nur mit dem Namen des französischen Agenten auf, der es nicht einmal (ins auch sonst fehlerhafte) Register schafft.
Es wäre sicher auch interessant gewesen, etwas mehr über den „Technischen Dienst“ im rechtsradikalen Bund Deutscher Jugend zu erfahren, der 1952 aufflog: ein von den Amerikanern finanzierter deutscher Guerillaverein, der sich im Odenwald auf eine russische Invasion vorbereitete. Krieger verweist, auch um den „blühenden Phantasien verschiedener Publizisten“ zu begegnen, auf die bereits 2017 innerhalb der gleichen Reihe erschienene Untersuchung von Agilolf Keßelring (bei Krieger: Kesselring) über die Verbindung zwischen der Organisation und dem Wehrmachtsgeneralstab in der Bundesrepublik. Aber was steht dort? Eine weitere Untersuchung bleibe „ein Desiderat“. Sie bleibt es weiter.
Durch das interne Gutachten erübrigt sich eine weitere Rezension, doch sei der Hinweis erlaubt, dass der Band „Spionage unter Freunden“ von Christoph Franceschini, Thomas Wegener Friis und Erich Schmidt-Eenboom (2017) eine nützliche Alternative für weniger Geld bietet und überdies die Beziehungen zu Österreich, Italien und den skandinavischen Ländern zeigt.
Kriegers Buch ist nicht nur lieblos hergestellt, sondern wissenschaftlich ein einziges Flehen um ein Armutszeugnis. Wär’s nicht das Werk eines emeritierten Professors, es wäre allenfalls von Franziska Gif-feys Doktormutter akzeptiert worden.
Wolfgang Krieger spricht von
„ideologischen Differenzen“
zwischen den Herausgebern
Zehn Jahre her (v.l.n.r.): BND-Chefhistoriker Bodo Hechelhammer, Klaus-Dietmar Henke, Jost Dülffer, der damalige BND-Präsident Ernst Uhrlau, Rolf-Dieter Müller und Wolfgang Krieger bei der Vorstellung der Historiker-Kommission 2011. Mit der trauten Einigkeit zwischen den Historikern dürfte es nun vorbei sein.
Foto: BND/dpa
Wolfgang Krieger:
Partnerdienste.
Die Beziehungen
des BND zu den
westlichen Geheimdiensten 1946 – 1968.
Ch. Links Verlag,
Berlin 2021.
440 Seiten, 50 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Jörg Echternkamp scheint enttäuscht von Wolfgang Kriegers Versuch, die Beziehungen zwischen BND und den französischen, britischen und amerikanischen Geheimdiensten zwischen 1946 und 1968 zu erkunden. Eigentlich ein spannendes Thema, findet er. Leider sind die Akten der Franzosen und Briten weiterhin gesperrt und die der USA nur bedingt einsehbar, was zu einer einseitigen Betrachtung führen muss, wie Echternkamp bedauernd feststellt. Darüber hinaus fehlt dem Autor laut Rezensent eine Leitfrage, um die unterschiedlichen Beziehungen erfolgversprechend zu analysieren und Neues zum Thema herauszuarbeiten. So bleibt der Band für Echternkamp ein von Anekdoten und Zitaten durchsetztes Sammelsurium ohne roten Faden und interpretierendes Resümee.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2021

Gesucht: Ein roter Faden
Der neueste Band der Frühgeschichte des BND bietet viel altes Wissen und wenig neue Interpretation

Der Bundesnachrichtendienst kommt nicht aus den Schlagzeilen. Wo verlaufen die Grenzen der Überwachung? Eben erst hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, nach dem die BND-Mitarbeiter auf ihrem Weg zum Ausspähen im Ausland höhere rechtlichen Hürden nehmen müssen. Darüber hinaus wird künftig ein Unabhängiger Kontrollrat dem Geheimdienst über die Schulter schauen, damit er seinen gesetzlichen Auftrag auch im gesetzlichen Rahmen erfüllt. Umstritten bleibt, inwieweit das neue Gesetz den Forderungen aus Karlsruhe Rechnung trägt. Kann die Kooperation des BND mit Partnerdiensten unbequemen Journalisten im Ausland schaden? Klar ist dagegen, dass eine solche öffentliche Debatte über die verdeckte Überwachung in der Nachkriegszeit nicht möglich gewesen wäre. Geheimdienste waren geheim.

Da scheint eine neue Publikation aus den Reihen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes zur rechten Zeit zu kommen: Wolfgang Krieger nimmt hier, wie es im Untertitel heißt, die Beziehungen des BND zu den westlichen Geheimdiensten von 1946 bis 1968 unter die Lupe. Das Thema ist ja nicht nur für Freunde von Spionagegeschichten interessant oder für Spezialisten der Geheimdienstgeschichte, die sich längst als eine epochenübergreifende historische Teildisziplin etabliert hat. Die Geschichte des westdeutschen Auslandsgeheimdienstes, der 1956 aus der tief in der NS-Zeit wurzelnden "Organisation Gehlen" hervorging, ist zwangsläufig eine Geschichte der internationalen Beziehungen. Hier wird zudem ein wichtiger Aspekt der Frühgeschichte der Bundesrepublik beleuchtet, ging es doch darum, das Verhältnis zu den Siegermächten neu zu definieren. Die USA, Großbritannien und Frankreich setzten seit Beginn des Kalten Krieges auf eine breit angelegte "Politik der Einflussnahme", die nicht zuletzt auf die einstige Elite der Wehrmacht und den Kampf gegen den Kommunismus zielte. Das Interesse der westdeutschen Seite lag darin, sich zu einem Geschäftspartner auf Augenhöhe zu entwickeln. Der Versuch ist reizvoll, dieses machtpolitische Geflecht durch eine Beziehungsgeschichte der "Partnerdienste" zu entwirren, die zeigt, wie sich die Parteien gegenseitig eingeschätzt haben, welche Informationen sie teilten und wie sich die Kooperation hinter den Kulissen bis in die späten 1960er Jahre weiterentwickelte.

Misslich ist es freilich, wenn dieses wechselseitige Verhältnis letztlich nur von einer Seite aus untersucht werden kann. So ist der Zugang zu den einschlägigen französischen und britischen Akten weiterhin versperrt. Zwar stehen die amerikanischen Dokumente seit den 1990er Jahren zur Verfügung. Ihre Brauchbarkeit wird jedoch durch eine Freigabepolitik beschränkt, die tunlichst keinen Einblick in eigenes Fehlverhalten gewährt. Krieger stützt sich daher in erster Linie auf Akten des BND sowie Bestände des Bundeskanzleramtes. Gleichwohl gibt es geschwärzte Textpassagen, die dem Leser signalisieren sollen, wo es Eingriffe des BND gegeben hat, die der Verfasser für unrechtmäßig hält.

Nun ist das Quellenproblem dem Autor nicht zu anzulasten. Die Frage ist jedoch, wie er auf dieser Grundlage seine Beziehungsgeschichte anlegen will. Krieger entscheidet sich, etwas überraschend, gegen eine überwiegend thematisch orientierte Gesamtdarstellung der geheimdienstlichen Konstellationen in ihrem chronologischen Verlauf. Stattdessen will er die Entwicklung der Beziehungsgeflechte zwischen der deutschen und der amerikanischen, französischen und britischen Seite jeweils getrennt in den Blick nehmen, um die Besonderheiten, "die unterschiedlichen Mentalitäten und Interessen der drei Westmächte", optimal auszuleuchten. Umso mehr kommt es dann freilich darauf an, die beziehungsgeschichtliche Untersuchung durch eine klare Leitfrage zu strukturieren, die es auch erst erlaubt, die jeweiligen Ergebnisse systematisch aufeinander zu beziehen.

Krieger unterscheidet eingangs zwei Modelle der Zusammenarbeit: einerseits das der hegemonialen Kooperation, die zugleich der Kontrolle diente (man denke an den geheimdienstlichen Austausch der Kommunistischen Parteien unter Moskaus Führung); andererseits das britisch-amerikanische Modell der gleichberechtigten Kooperation (an dem sich der frühe BND orientierte). Auch wenn die Zusammenarbeit vor allem mit der CIA für den BND lange Zuarbeit bedeutete: Als die Bundesrepublik 1955 in die NATO aufgenommen und offiziell Teil des westlichen Militärbündnisses wurde, konnten die westdeutschen, amerikanischen, britischen und französischen Geheimdienste bereits auf einen mehrjährigen Informationsaustausch bei der "Aufklärung" der sowjetischen Gegenseite zurückblicken. Deutlich wird auch noch einmal, wie sehr sich Kooperation unter Geheimdiensten als ein Tauschgeschäft verstehen lässt. Ob es um schillernde Persönlichkeiten wie den einstigen Offizier der Waffen-SS Otto Skorzeny ging oder um sowjetische Verbindungsoffiziere in einer anderen Besatzungszone: Kooperation hieß Geben und Nehmen von möglichst gleichwertigem Material. Das dazu notwendige Vertrauen ging nicht selten auf Kontakte in der NS-Zeit zurück. Einerseits war es schnell verspielt, wenn eine Seite Wissen zurückhielt, von dem die andere Seite längst wusste, das sie es besaß. Andererseits bestand das Risiko, zu einer "billigen Quelle" der vermeintlichen Kooperationspartner zu werden, die sich unter dem Deckmantel der Zusammenarbeit allzu leicht abschöpfen ließ.

Wer die Geschichte von Geheimdiensten schreibt, lockt sein Publikum gerne mit dem Versprechen, lange gehütete Geheimnisse zu enthüllen. Auch dieses Buch wirbt damit, nicht einfach Unbekanntes herauszuarbeiten, sondern Verborgenes erstmals freizulegen. Doch über weite Strecken erzählt Krieger, was sich an anderer Stelle ausführlicher nachlesen lässt, nicht zuletzt in der mittlerweile ein Dutzend Bände zählenden Forschungsreihe zur Geschichte des BND selbst, in der auch Partnerdienste erschienen ist. Ins Auge fällt sofort das starke Übergewicht der Frühphase, just jener Jahre, die am besten erforscht sind. Dagegen bleiben die 1960er Jahre unterbelichtet.

Weil Krieger den Band ohne erkennbaren analytischen Anspruch geschrieben hat, kann es auch nicht gelingen, altes Wissen zu einer neuen Interpretation zu komprimieren. Die Unterscheidung der Kooperationsmodelle wird nicht weiter entfaltet und spielt für die Untersuchung keine Rolle. In der Schublade bleiben auch all die anderen analytischen Werkzeuge, die die Geschichte der Internationalen Beziehungen, die Vergleichs- oder Verflechtungsgeschichte, aber auch die Wissensgeschichte oder eine Geschichte des Vertrauens ja durchaus bereithalten. Wichtiges lässt sich dann auch schwer von weniger Wichtigem trennen. Statt immer neue Gesprächsfäden aus den Akten zu spinnen, hätte der Verfasser gut daran getan, dem Buch mit seinen vielen anekdotischen, von Zitaten durchsetzten Passagen einen roten Faden einzuziehen. Von dem Hin und Her, dem Vor und Zurück verwirrt, hofft der Leser denn auch vergebens auf ein Resümee, das dieses Manko am Ende wettgemacht hätte. Man darf es daher als Warnung verstehen, wenn die übrigen Herausgeber der Reihe in der ersten Fußnote kundtun, sich mit dem Band "nicht voll identifizieren" zu können. Warum ein so unausgegorenes Manuskript gedruckt wurde, bleibt ein Geheimnis. Ein "Partnerdienst" unter den zerstrittenen Kommissionsmitgliedern war es sicher nicht.

JÖRG ECHTERNKAMP

Wolfgang Krieger: Partnerdienste. Die Beziehungen des BND zu den westlichen Geheimdiensten 1946-1968.

Ch. Links Verlag, Berlin 2021. 440 S., 50, - [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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