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'Machen Sie das etwa zu Ihrem Vergnügen?', fragt der Kapitän den Passagier, der an Bord von Containerfrachtschiffen in 80 Tagen um die ganze Welt fährt. Dass die Ladung stets Priorität hat und daher Fahrtermine und Hafenfolge nicht garantiert werden können, ist dem zahlenden Gast gerade recht, denn - der Seeweg ist das Ziel. Keine Weltreise im herkömmlichen Sinn, vielmehr eine Expedition in die Welt des globalisierten Frachtverkehrs zeichnet Franz Hammerbacher in seinem akkurat und mit poetischem Witz geführten Logbuch nach: als Augen- und Gemütszeuge des Alltags auf See, mit dem Wummern der…mehr

Produktbeschreibung
'Machen Sie das etwa zu Ihrem Vergnügen?', fragt der Kapitän den Passagier, der an Bord von Containerfrachtschiffen in 80 Tagen um die ganze Welt fährt. Dass die Ladung stets Priorität hat und daher Fahrtermine und Hafenfolge nicht garantiert werden können, ist dem zahlenden Gast gerade recht, denn - der Seeweg ist das Ziel. Keine Weltreise im herkömmlichen Sinn, vielmehr eine Expedition in die Welt des globalisierten Frachtverkehrs zeichnet Franz Hammerbacher in seinem akkurat und mit poetischem Witz geführten Logbuch nach: als Augen- und Gemütszeuge des Alltags auf See, mit dem Wummern der Motoren als Basso continuo, in Gesellschaft von Männern, die ihr Leben aus freien Stücken auf einem 'schwimmenden Knast' zubringen. Während die Leicht- und Vollmatrosen durch ständiges Putzen und Malen dem Teufel Rost zu Leibe rücken, aber allesamt nicht wissen, was in den 8 000 Containern steckt, liest der Passagier in der Offiziersbar heimlich die Fachzeitschriften, studiert die Vorwahlnummern der Weltmeere und entdeckt auf einer französischen Crewliste den Mehrzweckmatrosen ('le polyvalent'). Hat nicht schon Kolumbus einst verheißen: 'Und die See wird allen neue Hoffnung bringen, so wie der Schlaf die Träume bringt daheim'?
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Autorenporträt
Franz Hammerbacher, geb. 1967 in Hollabrunn, Niederösterreich, lebt in Wien. Er war Universitätslektor, Literaturverleger und Soldat in friedenserhaltenden Missionen. Sein erstes Buch 'Bravo Hotel' (Edition Korrespondenzen, 2010) wurde mit dem Anerkennungspreis für Literatur des Landes Niederösterreich und dem Albert-Goldstein-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2013

Die Tage gehn vorbei mit sanfter Lüfte Rauschen

Der österreichische Autor Franz Hammerbacher reiste als Passagier auf drei Containerschiffen in achtzig Tagen um die Welt. Sein nihilistisches Selbstverständnis als menschliches Frachtgut ist das der "quantité négligeable", einer Randfigur im globalen Spiel. Dabei ist er im Verzicht auf Unterhaltung den "mystischen Schwingungen" der Schiffspassagen und - bei kürzer werdenden Liegezeiten in den Häfen - verschwindenden Lebensformen des Seemanns auf der Spur. Er hat "generell eine Obsession für die Soziologie kleiner Verbände" und die "Mentalhygiene der Matrosen". So betrachtet er das Containerschiff als "hortus conclusus", als Sozialgefüge und Bühnenbild für den Paradigmenwechsel der Zeiten und Gezeiten. Als "illusionsfreier Raum" ermöglicht das Frachtschiff - unterbrochen bestenfalls durch Grillpartys - Horizonterweiterungen und Akzentverschiebungen des Denkens. Mit Georges Perec ist Hammerbacher Protokollant des "Infra-Gewöhnlichen", sein Logbuch gleichermaßen ein "Buch der Unruhe" wie Globalisierungskommentar. Einträge über die Bordküche wechseln mit Aphorismen eines "pathosscheuen Menschen" über die Seinsform des Wartens und Driftens ("Wir fahren durch ein Meer von Blau, und das ist keine Metapher"). Als "überzählige Person" ist der Autor "nur Voyeur, der Spektator des Geschehens und Nichtgeschehens". In den "Realien einer Frachtschiffreise" spiegeln sich "Symptome der Globalisierung, deren Beschleuniger wir selber sind". So vermischen sich in diesem Passagenwerk trotz gewollter narrativer Flauten auf gekonnte Weise "Containermeditation" mit elementarphilosophischen Gedanken etwa über Tränen oder den Salzgehalt des Urmeers.

sg

"Passagen" von Franz Hammerbacher. Reihe "Konnex". Edition Korrespondenzen, Wien 2012. 160 Seiten. Broschiert, 16 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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