Die Alpenüberquerung ist ein faszinierender Teil der Menschheitsgeschichte. Berthold Steinhilber weiß von 77 Alpenpässen zu erzählen, die schon früher den gefährlichen Weg durchs Gebirge bahnten Schmale Saumpfade, mühsame Pilgerwege, steinige Militärstraßen und kurvenreiche Gebirgsübergängen waren lange Zeit die einzige Möglichkeit, auf dem Landweg über die Alpen zu gelangen. In diesem Bildband der Alpen finden sich allerhand aufschlussreiche Geschichten über altbekannte und vergessene Passstraßen durch die Alpen. Damit aber nicht genug, denn der Autor berichtet ebenso viel Unterhaltsames und Wissenswertes über verschiedene Transalp-Routen und Motorradtouren über die Alpen.InhaltsverzeichnisEINLEITUNGPasslandschaften PassgeschichtenÜbersichtskarteDIE WESTALPENCol de TuriniCol de TendeLigurische Grenzkamm - straßeCol de la Bonette/RestefondCol de la MoutireCol de la CayolleCol dAllosCol des ChampsCol de VarsCol du ParpaillonCol de la LombardeColle Valca veraColle dEsischieColle SampeyreAssietta Kammstraße und Colle delle FinestreCol AgnelCol dIzoardCol de GranonCol du GalibierCol du LautaretAlpe dHuez und Col de SarenneCol de Chaussy/MontvernierCol du GlandonCol de la Croix de FerCol de lIseranColle del NivoletCol du Mont CenisCol ClapierKleiner St. BernhardDIE ZENTRALALPENGroßer St. BernhardSanetsch passGemmiMonte-Moro-PassSimplonFurkapassGrimselpassSustenpassGriespassNufenenpassSt. GotthardOberalppassSan BernardinoSplügenpassSeptimerMalojapassJulierpassAlbulapassFlüela passForcola di LivignoBerninapassDIE OSTALPENFlexenpassSilvretta-HochalpenstraßePasso Foscagno und Passo dEiraPasso Torri di FraeleStilfser Joch und Pass UmbrailPasso di GaviaGiogo della Bala Croce DominiTimmelsjochPenser JochJaufenpassBrennerpassGrödner JochPasso FedaiaSellajochPasso PordoiPasso FalzregoPasso ValparolaPasso Giau 220Passo Rolle 222Großglockner-HochalpenstraßeKrimmler TauernPasso di San BoldoZUR FOTOGRAFIEDie Passtraßen auf einen BlickImpressum
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2015Kurvenstars der Alpen
Ein Bildband nimmt uns mit zu 77 Alpenpässen und lässt uns rätseln: Wie kommt man auf die Idee, in solchen Gegenden Straßen zu bauen?
Die Alpen: Viel dichter beieinander als beispielsweise in den weitläufigen Rocky Mountains verlaufen die Täler, viel enger gedrängt stehen die Gipfel, geringer ist der Abstand zwischen jenen unsichtbaren Grenzen, an denen Mikro-Kulturen sich verzahnen, Dialekte und Baustile sich vermischen. Das unterscheidet die Alpen so grundlegend von den Rockies oder auch den Pyrenäen. Der Fotograf Berthold Steinhilber führt uns hin, setzt die Straßen und Wege der Alpen in einem wunderbaren Bilder-Buch in Szene.
Als Besucher nutzen wir die durch die Bergwelt führenden Verkehrswege. Oft sind das Strecken, mittlerweile ausgebaut, auf denen schon vor Jahrhunderten Handel florierte wie beispielsweise der Große St. Bernhard, von dem man weiß, dass dort schon in vorrömischer Zeit Verkehr abgewickelt wurde. Auch Splügenpass, Reschenpass oder Brenner sind uralt, wiesen freilich einstmals nur die Dimension eines Saumpfads auf.
Andere Verkehrswege sind vergleichsweise jung. Einer der jüngsten, aber auch eindrucksvollsten ist die Großglockner-Hochalpenstraße, erst zwischen 1930 und 1935 erbaut; vor wenigen Wochen feierte man zwischen Fusch an der Glocknerstraße im österreichischen Bundesland Salzburg und Heiligenblut in Kärnten das achtzigjährige Bestehen dieser schon für den Automobilverkehr entworfenen Panoramastraße. Noch viel jünger ist, ebenfalls in Österreich gelegen, die Nockalmstraße, die durch das Biosphärenreservat Nockberge führt: Erst seit 1981 lässt sich diese 34 Kilometer lange, mit 52 Reid'n (Kehren) aufwartende Panoramastraße durchgehend befahren.
Wie viele Pass-Straßen es in den Alpen gibt, lässt sich nicht exakt beziffern. 291 stellt alpenpass.com zusammen, allein 107 listet Wikipedia nur für die Schweiz auf, darunter so prominente wie Albula oder St. Gotthard und kaum bekannte wie Schufelberger Egg (990 m hoch, im Kanton Zürich) oder der Chatzenstrick (1053 m, im Kanton Schwyz). Dazu kommen noch 92 Saumpfade und 17 Eisenbahnübergänge und -tunnel. In Österreich werden es kaum weniger sein, und wenn man das nördliche Italien und die französichen Anteile am Alpenbogen dazunimmt, dann wird die Zahl von einem halben Tausend Alpenübergängen eher unter- als übertrieben sein.
Wer jemals durch das noch immer kopfsteingepflasterte Val Tremola im Zuge der alten St.-Gotthard-Straße oder auch über den früher so dramatisch engen Gaviapass gefahren ist, wird diese Eindrücke als unvergesslich gespeichert haben. Alpine Pässe sind - vielleicht zusammen mit einigen Küstenstraßen - die faszinierendsten Straßen Europas, jedenfalls dann, wenn man den Blick nicht nur auf die Trasse richtet, sondern auch auf die Umgebung, in welche sie eingebettet ist. Mal winden sich die Routen sanft bergauf, durchschneiden Almen, Bergwälder und hochalpine Felsareale in harmonischen Schwüngen, mal sind sie im Wortsinne in die Felsen gemeißelt wie das berühmte Stilfser Joch mit seiner beinahe unendlich scheinenden Kehrenfolge von 48 Serpentinen allein auf der Nordrampe zwischen Prad (915 m) und der Passhöhe (2757 m). In elf Jahren wird das zweihundertjährige Bestehen dieser das Veltlin und Südtirol verbindenden Bergstrecke gefeiert. Grund für ihren Bau waren nicht Handel oder Ausflugsverkehr, sondern militärische Überlegungen.
77 Alpenpässe porträtiert Steinhilber im neuen Fotoband "Passbilder - Landschaften der Alpenpässe", aus dem die Bilder auf dieser Seite stammen. Der renommierte Fotograf scheute kaum eine Mühe, besuchte manche Örtlichkeiten samt seiner umfangreichen Großformat-Fotoausrüstung mehrfach, bis er die von ihm ausgewählte Landschaft so einfangen konnte, wie es ihm vorschwebte. Die Bilder zeigen kaum das Getümmel von Cabrio- und Caravan-, von Oldtimer-, Motorrad- und Radfahrern, das zu Ausflugszeiten auf vielen dieser Wege herrscht, sie strahlen Ruhe, Würde, Erhabenheit aus. Landschaften und die durch sie hindurchführenden Straßen und Saumpfade werden eindrucksvoll dargestellt, ergänzt um Informationen in zurückhaltendem Umfang. Ein rundum schönes Buch.
ULF BÖHRINGER
Passbilder - Landschaften und Alpenpässe. Von Berthold Steinhilber und Eugen E. Hüsler, Frederking & Thaler Verlag, 240 Seiten, Zirka 200 Abbildungen, 49,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Bildband nimmt uns mit zu 77 Alpenpässen und lässt uns rätseln: Wie kommt man auf die Idee, in solchen Gegenden Straßen zu bauen?
Die Alpen: Viel dichter beieinander als beispielsweise in den weitläufigen Rocky Mountains verlaufen die Täler, viel enger gedrängt stehen die Gipfel, geringer ist der Abstand zwischen jenen unsichtbaren Grenzen, an denen Mikro-Kulturen sich verzahnen, Dialekte und Baustile sich vermischen. Das unterscheidet die Alpen so grundlegend von den Rockies oder auch den Pyrenäen. Der Fotograf Berthold Steinhilber führt uns hin, setzt die Straßen und Wege der Alpen in einem wunderbaren Bilder-Buch in Szene.
Als Besucher nutzen wir die durch die Bergwelt führenden Verkehrswege. Oft sind das Strecken, mittlerweile ausgebaut, auf denen schon vor Jahrhunderten Handel florierte wie beispielsweise der Große St. Bernhard, von dem man weiß, dass dort schon in vorrömischer Zeit Verkehr abgewickelt wurde. Auch Splügenpass, Reschenpass oder Brenner sind uralt, wiesen freilich einstmals nur die Dimension eines Saumpfads auf.
Andere Verkehrswege sind vergleichsweise jung. Einer der jüngsten, aber auch eindrucksvollsten ist die Großglockner-Hochalpenstraße, erst zwischen 1930 und 1935 erbaut; vor wenigen Wochen feierte man zwischen Fusch an der Glocknerstraße im österreichischen Bundesland Salzburg und Heiligenblut in Kärnten das achtzigjährige Bestehen dieser schon für den Automobilverkehr entworfenen Panoramastraße. Noch viel jünger ist, ebenfalls in Österreich gelegen, die Nockalmstraße, die durch das Biosphärenreservat Nockberge führt: Erst seit 1981 lässt sich diese 34 Kilometer lange, mit 52 Reid'n (Kehren) aufwartende Panoramastraße durchgehend befahren.
Wie viele Pass-Straßen es in den Alpen gibt, lässt sich nicht exakt beziffern. 291 stellt alpenpass.com zusammen, allein 107 listet Wikipedia nur für die Schweiz auf, darunter so prominente wie Albula oder St. Gotthard und kaum bekannte wie Schufelberger Egg (990 m hoch, im Kanton Zürich) oder der Chatzenstrick (1053 m, im Kanton Schwyz). Dazu kommen noch 92 Saumpfade und 17 Eisenbahnübergänge und -tunnel. In Österreich werden es kaum weniger sein, und wenn man das nördliche Italien und die französichen Anteile am Alpenbogen dazunimmt, dann wird die Zahl von einem halben Tausend Alpenübergängen eher unter- als übertrieben sein.
Wer jemals durch das noch immer kopfsteingepflasterte Val Tremola im Zuge der alten St.-Gotthard-Straße oder auch über den früher so dramatisch engen Gaviapass gefahren ist, wird diese Eindrücke als unvergesslich gespeichert haben. Alpine Pässe sind - vielleicht zusammen mit einigen Küstenstraßen - die faszinierendsten Straßen Europas, jedenfalls dann, wenn man den Blick nicht nur auf die Trasse richtet, sondern auch auf die Umgebung, in welche sie eingebettet ist. Mal winden sich die Routen sanft bergauf, durchschneiden Almen, Bergwälder und hochalpine Felsareale in harmonischen Schwüngen, mal sind sie im Wortsinne in die Felsen gemeißelt wie das berühmte Stilfser Joch mit seiner beinahe unendlich scheinenden Kehrenfolge von 48 Serpentinen allein auf der Nordrampe zwischen Prad (915 m) und der Passhöhe (2757 m). In elf Jahren wird das zweihundertjährige Bestehen dieser das Veltlin und Südtirol verbindenden Bergstrecke gefeiert. Grund für ihren Bau waren nicht Handel oder Ausflugsverkehr, sondern militärische Überlegungen.
77 Alpenpässe porträtiert Steinhilber im neuen Fotoband "Passbilder - Landschaften der Alpenpässe", aus dem die Bilder auf dieser Seite stammen. Der renommierte Fotograf scheute kaum eine Mühe, besuchte manche Örtlichkeiten samt seiner umfangreichen Großformat-Fotoausrüstung mehrfach, bis er die von ihm ausgewählte Landschaft so einfangen konnte, wie es ihm vorschwebte. Die Bilder zeigen kaum das Getümmel von Cabrio- und Caravan-, von Oldtimer-, Motorrad- und Radfahrern, das zu Ausflugszeiten auf vielen dieser Wege herrscht, sie strahlen Ruhe, Würde, Erhabenheit aus. Landschaften und die durch sie hindurchführenden Straßen und Saumpfade werden eindrucksvoll dargestellt, ergänzt um Informationen in zurückhaltendem Umfang. Ein rundum schönes Buch.
ULF BÖHRINGER
Passbilder - Landschaften und Alpenpässe. Von Berthold Steinhilber und Eugen E. Hüsler, Frederking & Thaler Verlag, 240 Seiten, Zirka 200 Abbildungen, 49,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Wer in diesem Bildband schmökert, wird schnell süchtig.« Augsburger Allgemeine Zeitung