Clare Kendry leads a dangerous life. Fair, elegant, and ambitious, she is married to a white man unaware of her African American heritage, and has severed all ties to her past. Clare's childhood friend, Irene Redfield, just as light-skinned, has chosen to remain within the African American community, but refuses to acknowledge the racism that continues to constrict her family's happiness. A chance encounter forces both women to confront the lies they have told others-and the secret fears they have buried within themselves.
The landmark novel about the cultural meaning of race, first published in 1929, is a remarkably candid exploration of shifting racial and sexual boundaries which tells the story of an two African-American woman who must confront lies and secret fears.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2012Schwarz und selbstbewusst
Endlich liegt Nella Larsens Roman "Seitenwechsel" von 1929 auf Deutsch vor. Die Geschichte einer Freundschaft im Chicago der zwanziger Jahre ist eine Entdeckung.
Der afroamerikanische Roman hat erst spät breite Anerkennung erfahren. Das war auch eine Folge seiner durch Unterdrückung, Entmündigung und Ausgrenzung behinderten Genese. Jenseits akademischer Zirkel bleibt es bis heute beiderseits des Atlantiks schwierig, auf Autorinnen aufmerksam zu machen, die Pionierinnen und Pionieren wie Zora Zeale Hurston oder Richard Wright vorausgingen. Indes gab es schon vor 1930 zwei Frauen, deren Prosa erhebliche Wirkung auf Kollegen, zeitgenössische Kritiker und andere Leser hatte: Jessie Fauset und Nella Larsen.
Fauset (1882 bis 1961) und Larsen (1891 bis 1964) ragen heraus, weil sie sich in ihren Werken gegen das Stereotyp schwarzamerikanischer Frauendarstellungen wehren: Statt überfürsorglichen Müttern und tragischen Mulattinnen aus einfachen Verhältnissen begegnen wir selbstbewussten Protagonistinnen, die dem aufstiegsorientierten Bürgertum angehören. Als Gewächse einer großstädtischen Moderne sind sie selbstbestimmte Heldinnen, die ihre Bedürfnisse, zumal die sexuellen, weder vor sich noch vor anderen verleugnen. Fausets Roman "There is Confusion" (1924) und Larsens Roman "Quicksand" (1928) sind Monumente einer Identitätssuche, die bestimmende soziale Faktoren - Rasse, Klasse und Geschlecht - beispielhaft abbilden.
Es ist das Verdienst des Zürcher Dörlemanns Verlags, nun erstmals eine deutsche Übersetzung von Larsens zweitem Roman, "Passing" (1929), anzubieten. Während "Quicksand" noch im Autobiographischen verhaftet blieb - die Autorin hatte einen westindischen Vater und eine dänische Mutter -, löst sich der auf Deutsch "Seitenwechsel" genannte zweite Roman vielfach davon. Und an die Stelle eines ausgreifenden, verzierten, narrativ komplexen Gebildes tritt ein eher als längere Erzählung aufzufassender Text, der seine Wucht durch das Knappe, Schnörkellose, Geradlinige erhält.
Im Zentrum der Geschichte steht die wechselvolle Beziehung zweier jüngerer schwarzer Frauen. Irene und Clare hatten sich nach der Schulzeit aus den Augen verloren und begegnen sich nach etlichen Jahren zufällig im Chicago der roaring twenties wieder. Zwei Jahre später beginnen sie, einander regelmäßig in New York zu treffen, wo Irene wohnt. Beide sind verheiratet, haben gutsituierte Ehemänner und sind Mütter mehrerer Kinder. Clares Existenz birgt ein Geheimnis: Ihrem weißen rassistischen Gatten gegenüber hat sich die Hellhäutige als Weiße ausgegeben. Jetzt aber sucht sie Anschluss an das Leben der Schwarzen, das sie sehr vermisst.
Larsen lässt in die Handlung, die wie das Uhrwerk einer griechischen Tragödie abläuft, geschickt allerlei Reflexionen und Erkenntnisse einfließen, die in Lakonik und Tiefe miteinander konkurrieren. So bekommt Clare aus Irenes Sicht die Dinge, die sie haben wollte, "da sie die entscheidende Bedingung des Eroberns erfüllte, die opfern heißt". Und so versteht die über sich sinnierende Irene irgendwann, "dass sie zwar alles ertragen konnte, aber nur, wenn niemand wusste, dass sie etwas ertragen musste".
Hinzu kommt eine auf genauen Beobachtungen basierende, scheinbar mühelos produzierte Formulierungskunst. Irenes Mann Brian etwa nimmt "den Hut ab in dieser aufreizend höflichen Weise, die so erfolgreich seinen Zorn im Zaun hielt und ihn dennoch offenbarte". Und Irene scheint es einmal, "als hätte Clare das Wort mit den Zähnen an sich gerissen und dann von sich geschleudert". Die erfahrene Übersetzerin Adelheid Dormagen hat das Geschmeidige der Originalsprache bewahrt.
Nella Larsen erhielt als erste schwarze Frau ein Guggenheim-Stipendium und reiste für einige Zeit nach Europa, um ihren dritten Roman zu schreiben. Der Verlag lehnte "Mirage" jedoch ab, die Veröffentlichung einer Kurzgeschichte weitete sich zur Plagiatsaffäre aus, das private Glück zerbrach. Bis zu ihrem Tod arbeitete Larsen wieder in ihrem erlernten Beruf als Krankenschwester. Ihre Leistung, in die männlich dominierte, alle Ausdrucksformen erfassende Kulturbewegung namens "Harlem Renaissance" weibliche Perspektiven eingebracht zu haben, hat aber überdauert.
Zu den Gründen dafür zählt das Buch "Seitenwechsel". Dieser Roman ist eine literarische Unabhängigkeitserklärung, die innere Konflikte von Menschen gemischtrassiger Abstammung schon veranschaulichte, bevor afroamerikanische Großschriftstellerinnen wie Toni Morrison oder Alice Walker auch nur geboren waren. Der Roman ist eine echte Entdeckung, zeitdiagnostisch und zugleich - das zeigen die jüngeren, hitzigen Diskussionen zum Thema "Rasse" in den Vereinigten Staaten - zeitlos.
THOMAS LEUCHTENMÜLLER
Nella Larsen: "Seitenwechsel". Roman.
Aus dem Englischen von Adelheid Dormagen. Dörlemann Verlag, Zürich 2011. 192 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Endlich liegt Nella Larsens Roman "Seitenwechsel" von 1929 auf Deutsch vor. Die Geschichte einer Freundschaft im Chicago der zwanziger Jahre ist eine Entdeckung.
Der afroamerikanische Roman hat erst spät breite Anerkennung erfahren. Das war auch eine Folge seiner durch Unterdrückung, Entmündigung und Ausgrenzung behinderten Genese. Jenseits akademischer Zirkel bleibt es bis heute beiderseits des Atlantiks schwierig, auf Autorinnen aufmerksam zu machen, die Pionierinnen und Pionieren wie Zora Zeale Hurston oder Richard Wright vorausgingen. Indes gab es schon vor 1930 zwei Frauen, deren Prosa erhebliche Wirkung auf Kollegen, zeitgenössische Kritiker und andere Leser hatte: Jessie Fauset und Nella Larsen.
Fauset (1882 bis 1961) und Larsen (1891 bis 1964) ragen heraus, weil sie sich in ihren Werken gegen das Stereotyp schwarzamerikanischer Frauendarstellungen wehren: Statt überfürsorglichen Müttern und tragischen Mulattinnen aus einfachen Verhältnissen begegnen wir selbstbewussten Protagonistinnen, die dem aufstiegsorientierten Bürgertum angehören. Als Gewächse einer großstädtischen Moderne sind sie selbstbestimmte Heldinnen, die ihre Bedürfnisse, zumal die sexuellen, weder vor sich noch vor anderen verleugnen. Fausets Roman "There is Confusion" (1924) und Larsens Roman "Quicksand" (1928) sind Monumente einer Identitätssuche, die bestimmende soziale Faktoren - Rasse, Klasse und Geschlecht - beispielhaft abbilden.
Es ist das Verdienst des Zürcher Dörlemanns Verlags, nun erstmals eine deutsche Übersetzung von Larsens zweitem Roman, "Passing" (1929), anzubieten. Während "Quicksand" noch im Autobiographischen verhaftet blieb - die Autorin hatte einen westindischen Vater und eine dänische Mutter -, löst sich der auf Deutsch "Seitenwechsel" genannte zweite Roman vielfach davon. Und an die Stelle eines ausgreifenden, verzierten, narrativ komplexen Gebildes tritt ein eher als längere Erzählung aufzufassender Text, der seine Wucht durch das Knappe, Schnörkellose, Geradlinige erhält.
Im Zentrum der Geschichte steht die wechselvolle Beziehung zweier jüngerer schwarzer Frauen. Irene und Clare hatten sich nach der Schulzeit aus den Augen verloren und begegnen sich nach etlichen Jahren zufällig im Chicago der roaring twenties wieder. Zwei Jahre später beginnen sie, einander regelmäßig in New York zu treffen, wo Irene wohnt. Beide sind verheiratet, haben gutsituierte Ehemänner und sind Mütter mehrerer Kinder. Clares Existenz birgt ein Geheimnis: Ihrem weißen rassistischen Gatten gegenüber hat sich die Hellhäutige als Weiße ausgegeben. Jetzt aber sucht sie Anschluss an das Leben der Schwarzen, das sie sehr vermisst.
Larsen lässt in die Handlung, die wie das Uhrwerk einer griechischen Tragödie abläuft, geschickt allerlei Reflexionen und Erkenntnisse einfließen, die in Lakonik und Tiefe miteinander konkurrieren. So bekommt Clare aus Irenes Sicht die Dinge, die sie haben wollte, "da sie die entscheidende Bedingung des Eroberns erfüllte, die opfern heißt". Und so versteht die über sich sinnierende Irene irgendwann, "dass sie zwar alles ertragen konnte, aber nur, wenn niemand wusste, dass sie etwas ertragen musste".
Hinzu kommt eine auf genauen Beobachtungen basierende, scheinbar mühelos produzierte Formulierungskunst. Irenes Mann Brian etwa nimmt "den Hut ab in dieser aufreizend höflichen Weise, die so erfolgreich seinen Zorn im Zaun hielt und ihn dennoch offenbarte". Und Irene scheint es einmal, "als hätte Clare das Wort mit den Zähnen an sich gerissen und dann von sich geschleudert". Die erfahrene Übersetzerin Adelheid Dormagen hat das Geschmeidige der Originalsprache bewahrt.
Nella Larsen erhielt als erste schwarze Frau ein Guggenheim-Stipendium und reiste für einige Zeit nach Europa, um ihren dritten Roman zu schreiben. Der Verlag lehnte "Mirage" jedoch ab, die Veröffentlichung einer Kurzgeschichte weitete sich zur Plagiatsaffäre aus, das private Glück zerbrach. Bis zu ihrem Tod arbeitete Larsen wieder in ihrem erlernten Beruf als Krankenschwester. Ihre Leistung, in die männlich dominierte, alle Ausdrucksformen erfassende Kulturbewegung namens "Harlem Renaissance" weibliche Perspektiven eingebracht zu haben, hat aber überdauert.
Zu den Gründen dafür zählt das Buch "Seitenwechsel". Dieser Roman ist eine literarische Unabhängigkeitserklärung, die innere Konflikte von Menschen gemischtrassiger Abstammung schon veranschaulichte, bevor afroamerikanische Großschriftstellerinnen wie Toni Morrison oder Alice Walker auch nur geboren waren. Der Roman ist eine echte Entdeckung, zeitdiagnostisch und zugleich - das zeigen die jüngeren, hitzigen Diskussionen zum Thema "Rasse" in den Vereinigten Staaten - zeitlos.
THOMAS LEUCHTENMÜLLER
Nella Larsen: "Seitenwechsel". Roman.
Aus dem Englischen von Adelheid Dormagen. Dörlemann Verlag, Zürich 2011. 192 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
It is a tragic story rooted in inescapable facts of American life: that whiteness conferred an almost universal unearned advantage, and that loyalty to a black racial identity was not only an act of pride but also one of courage.
The New York Times
The New York Times