Mit dem 1. Advent 2018 wurde in den Gliedkirchen der Ev. Kirche in Deutschland die neue Ordnung der gottesdienstlichen Lesungen eingeführt. Das Heft resümiert die theologischen Programme und Prinzipien der Überarbeitung und trägt Erfahrungen des ersten Kirchenjahres zusammen, in dem die neue Ordnung in Gebrauch ist. Dabei gilt es auch über den gottesdienstlich-liturgischen Rahmen hinaus zu fragen: Wie ändern sich die medialen Bedingungen für Lesen und Hören der Heiligen Schrift? Welchen Einfluss haben die digitalen Medien auf die Rezeption des gelesenen Bibelwortes? Und grundsätzlich: Wie steht es um die Rolle des Buches in den von flüchtigen Bildern geprägten "visual cultures" unserer Gegenwart? Die gottesdienstliche Lesung muss dabei auch bezogen werden auf die tiefen Veränderungen im Leben der Gemeinden und Gemeinschaften. Immer weniger kann vorausgesetzt werden, dass die einzelne Lesung des Gottesdienstes in den größeren Zusammenhang des Kirchenjahres und der gesamten Bibel eingebettet ist und auch durch eine persönliche Praxis der Bibellektüre getragen wird. Das Heft möchte die liturgischen Fragen reflektieren und Anregungen geben zu einer liturgischen, gemeindlichen und persönlichen Spiritualität der "Lectio".