Eine Ode an die Oper: Elke Heidenreich erzählt von der Musik, von den Figuren auf der Bühne und ihrer Leidenschaft, vor allem aber immer wieder vom Hören. "Die großen, Jahrhunderte überdauernden Themen sind diese beiden: Liebe und Tod", sagte Heidenreich bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2008. In diesem Sinne versucht sie Hörer und Zuschauer für die großen Werke der Oper zu gewinnen. Fern jeder trockenen Belehrung zeigt die Kritikerin, Moderatorin und Librettistin Elke Heidenreich, dass Musik etwas ist, das jeden angeht, und von etwas spricht, was jeden in seinem eigenen Leben zutiefst betrifft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2009Die Gründe des Herzens
Elke Heidenreich erwärmt sich am Wunder der Musik
Die kühne Behauptung, es gehe im Umgang mit der Kunst um die Alternative Verstand oder Gefühl, Kopf oder Herz, war immer schon ein Affront. Elke Heidenreich aber hält am Habitus des trotzigen "Ich empfinde nun mal so!" fest. Ohne ihn wäre ihre "Liebeserklärung an die Musik" nicht denkbar. Sie gliedert sich in einen Teil mit Texten über Opern und Festspiele, einen anderen mit solchen über Musik und Musiker.
Der Oper gehört Heidenreichs große Liebe, und so reist sie an viele Festspielorte und lässt dabei ihren Gefühlen freien Lauf. "Die Oper erreicht nur mein Herz, und das Herz diskutiert nicht", dieser Satz Heidenreichs könnte den Titel des Buchs abgeben. Er ist eine Lizenz zu allem, zumal zur Formulierung von Gemeinplätzen. Heidenreich beobachtet, wahrlich nicht als Erste, das Wunder Oper, in der die Musik aus dem Pappmaché der Kulissen und den Trivialitäten des Librettos eine plausible Wirklichkeit erschafft. Das Staunen darüber führt freilich zu Formulierungen wie aus Opernlibretti genommen: "Unaussprechlich ist im Tiefsten auch die Liebe" oder auch: "Der Tod ist sehr viel entschiedener und endgültiger als die Liebe."
Wie klein wirken dagegen die Kritikaster, wenn "grandiose Musik", kostbare Kostüme" und "großartige Stimmen" sich zu überwältigender Wirkung vereinigen? Wer da nicht ergriffen ist, ist bei Heidenreich durchgefallen. Im Grunde gibt es nur eine Möglichkeit, ein solches Buch zu goutieren: Man muss sich lesend einschwingen in die großen Gefühle der Autorin, am besten zu den Klängen einer Verdi-Oper ("Ich bin Verdi-süchtig!") und bei einem Glase guten Weins. Dann plötzlich werden die Heidenreich-Sätze auf wundersame Weise wahr.
MICHAEL GASSMANN
Elke Heidenreich: "Passione". Liebeserklärung an die Musik. Hanser Verlag, München 2009. 158 S., br., 15,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Elke Heidenreich erwärmt sich am Wunder der Musik
Die kühne Behauptung, es gehe im Umgang mit der Kunst um die Alternative Verstand oder Gefühl, Kopf oder Herz, war immer schon ein Affront. Elke Heidenreich aber hält am Habitus des trotzigen "Ich empfinde nun mal so!" fest. Ohne ihn wäre ihre "Liebeserklärung an die Musik" nicht denkbar. Sie gliedert sich in einen Teil mit Texten über Opern und Festspiele, einen anderen mit solchen über Musik und Musiker.
Der Oper gehört Heidenreichs große Liebe, und so reist sie an viele Festspielorte und lässt dabei ihren Gefühlen freien Lauf. "Die Oper erreicht nur mein Herz, und das Herz diskutiert nicht", dieser Satz Heidenreichs könnte den Titel des Buchs abgeben. Er ist eine Lizenz zu allem, zumal zur Formulierung von Gemeinplätzen. Heidenreich beobachtet, wahrlich nicht als Erste, das Wunder Oper, in der die Musik aus dem Pappmaché der Kulissen und den Trivialitäten des Librettos eine plausible Wirklichkeit erschafft. Das Staunen darüber führt freilich zu Formulierungen wie aus Opernlibretti genommen: "Unaussprechlich ist im Tiefsten auch die Liebe" oder auch: "Der Tod ist sehr viel entschiedener und endgültiger als die Liebe."
Wie klein wirken dagegen die Kritikaster, wenn "grandiose Musik", kostbare Kostüme" und "großartige Stimmen" sich zu überwältigender Wirkung vereinigen? Wer da nicht ergriffen ist, ist bei Heidenreich durchgefallen. Im Grunde gibt es nur eine Möglichkeit, ein solches Buch zu goutieren: Man muss sich lesend einschwingen in die großen Gefühle der Autorin, am besten zu den Klängen einer Verdi-Oper ("Ich bin Verdi-süchtig!") und bei einem Glase guten Weins. Dann plötzlich werden die Heidenreich-Sätze auf wundersame Weise wahr.
MICHAEL GASSMANN
Elke Heidenreich: "Passione". Liebeserklärung an die Musik. Hanser Verlag, München 2009. 158 S., br., 15,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Dieser "Liebeserklärung an die Musik" von Elke Heidenreich hat sich Hans-Jürgen Linke nur widerwillig geöffnet, wie er deutlich macht. Dem Rezensenten gehen dabei nicht nur die gern in Zitate verpackten Weisheiten auf die Nerven, mit denen die Autorin ihre vor allem der Oper des späten 18. und des 19. Jahrhunderts entsprungenen Lieblingsstücke beschwärmt. Vor allem der normative Impetus, der alle nicht im gleichen Maße Liebenden zu Banausen ohne Herz und Bildung macht, erregt Linkes Ärger und nährt in ihm den Verdacht, dass sich dahinter Heidenreichs Verachtung für "ihr Publikum" verbirgt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Heidenreich macht Lust auf die Klänge, über die sie schreibt." Neue Presse Hannover, 28.02.09