Selbstgeißelungen und Selbstkreuzigungen - für den westlichen Blick ebenso spektakulär wie erschreckend - sind feste Bestandteile österlicher Passionsbräuche auf den Philippinen. Alljährlich strömen Tausende von Menschen zusammen, um blutigen Kasteiungen beizuwohnen oder zu verfolgen wie sich Männer und Frauen im Nachvollzug des Leidenswege Christi ans Kreuz nageln lassen. Um solche Praktiken ritueller Selbstverletzung zu verstehen, ist zunächst eine religionshistorische Spurensuche erforderlich, die grundlegende Zusammenhänge von Körper, Schmerz und Christentum, von Leiden und Leidensgeschichte, von Imagination und Affekt rekonstruiert. Sich selbst freiwillig Schmerz zuzufügen erweist sich dabei als keineswegs urchristlich, sondern wird erst ab dem Mittelalter als Askesepraxis propagiert und später in die kolonialen Peripherien exportiert. Der Verfasser hat sich selbst auf den Weg gemacht und dokumentiert eindrücklich in Wort und Bild, was auf den Philippinen pasyon genannt wird. Das vorliegende Buch kombiniert religionshistorische Recherche und ethnographische Feldstudie. Es eröffnet Zugänge zu einer Innensicht des philippinischen Christentums, erschließt seine Binnenlogik und die Wechselbeziehungen von kolonialer Macht und lokalen Verhältnissen. Die Zusammenführung von Ethnologie und historischer Anthropologie zeigt, unter welchen Bedingungen sich Religion in der philippinischen Moderne artikuliert. Darüber hinaus wird hier ein wichtiger Beitrag zur Theoriedebatte über Körperlichkeit, Gewalt und Religion geleistet.
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