Kaum ein Konzept im Werk Jean-Jacques Rousseaus trägt so großes Gewicht und ist so komplex angelegt wie das der "amour-propre" (Eigenliebe). Frederick Neuhouser hat die erste umfassende Studie zu diesem Begriff vorgelegt und enthüllt auf eindrucksvolle Weise dessen doppeltes Gesicht: Im Gegensatz zur "amour de soi" (Selbstliebe), die den Menschen im Naturzustand kennzeichnet, kommt die "amour-propre" erst im Gesellschaftszustand zum Vorschein. Sie ist der Quell von Neid, Eitelkeit und Konkurrenzdenken - des Bösen. Aber sie ist auch, wie Neuhouser zeigt, Motor des Kampfes um Anerkennung und somit Grundbedingung für die progressive Entfaltung von Vernunft, Freiheit und Moral - von Subjektivität überhaupt. Sie unterscheidet den Menschen vom Tier und ist deshalb auch Voraussetzung für Tugenden und Glück - das Gute. Ein Grundlagenwerk, nicht nur für Rousseau-Spezialisten.