America faces a full-scale socioeconomic collapse--the stock market plummets, commerce is crippled and the mounting crisis passes the tipping point--in this thrilling novel with more than 250,000 copies in print. Practically overnight, the fragile chains of supply and high-technology infrastructure fall, and wholesale rioting and looting grip every major city. As hordes of refugees and looters pour out of the cities, a small group of friends living in the Midwest desperately tries to make their way to a safe-haven ranch in northern Idaho. The journey requires all their skill and training since communication, commerce, transportation and law enforcement have all disappeared. Once at the ranch, the group fends off vicious attacks from outsiders and then looks to join other groups that are trying to restore true Constitutional law to the country. Patriots is a thrilling narrative depicting fictional characters using authentic survivalist techniques to endure the collapse of the American civilization. Reading this compelling, fast-paced novel could one day mean the difference between life and death.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2009Wie das Ende unserer Welt zu überleben ist
Einer ist gerüstet: Gestern wurde James Wesley, Rawles, der Mann mit dem Komma im Namen, noch belächelt, heute ist er der vielgelesene Prophet des Untergangs.
NEW YORK, 8. Mai
Wo er lebt, verrät er nicht. Irgendwo westlich der Rockies, sagt er gern auf Nachfrage, mehr nicht. Dort soll er sich mit Frau und Kindern mehr oder weniger versteckt halten. Aus Sicherheitsgründen. Aber auf unsere E-Mail hat er dann doch innerhalb weniger Stunden geantwortet. Wir hatten ihn gefragt, ob er für Deutschland ebenso schwarzsehe wie für die Vereinigten Staaten. Er schrieb zurück: "Die gleichen infrastrukturellen Schwachstellen, die wir in Amerika haben, bestehen auch in Deutschland. Weil die Bevölkerungsdichte in Deutschland noch viel höher liegt als in den Vereinigten Staaten und weil Deutschland von fremden Bezugsquellen für Treibstoff und Nahrungsmittel abhängiger als Amerika ist, könnten die Vorsorgungsengpässe und sozialen Unruhen noch schlimmer sein. Die gegenwärtige Lage könnte sich fortsetzen und sogar so übel werden, wie ich es in meinem Roman geschildert habe. Es ist darum klug, Vorkehrungen zu treffen."
Sein Roman heißt "Patriots" und stand kürzlich, ganz ohne dass die traditionell tonangebenden Medien von ihm Notiz genommen hätten, auf Rang sechs bei Amazon. James Wesley, Rawles, der Autor, der vor seinen Nachnamen ein Komma setzt, um die Demarkationslinie zwischen namentlichem Individualbesitz und Gemeingut seiner Meinung nach klar aufzuzeigen, entwirft darin eine nahe Zukunft des Grauens. "TEOTWAWKI" oder "The End Of The World As We Know It", wie die Alternativrocker von R.E.M. es einst besangen, ist darin bereits eingetreten. Ein globaler Wirtschaftszusammenbruch samt totalem Regierungsversagen, von Rawles "The Crunch" genannt, hat zur Geldentwertung geführt und Anarchie hervorgerufen. Jeder ist auf sich selbst angewiesen, um zu überleben. Gott sei Dank, und das sei durchaus wörtlich gemeint, war eine Gruppe Gleichgesinnter, die im Titel angekündigten Patrioten, schon von Vorahnungen erfüllt und hatte über die Jahre Vorsorge getroffen.
Aber erst einmal müssen sie der Hölle, in die verzweifelte, plündernde Massen Chicago verwandelt haben, mit einigermaßen heiler Haut entrinnen und ihre schwerbefestigte Ranch im nördlichen Idaho erreichen. Immer wieder müssen sie Angriffe auch auf ihr Refugium abschmettern. Eine sorgfältig ausgeheckte Überlebensstrategie ist ihre Rettung, so dass sie nach endlosen, durchaus gewalttätigen Auseinandersetzungen beim Wiederaufbau der Nation mithelfen dürfen. Denn auf uramerikanisch korrekte Art wird die Krise überwunden und bekommt das Individuum, fundamental unverzagt, obwohl aufs Schlimmste gefasst, die nächste Chance, mit Hilfe Gottes, der amerikanischen Verfassung und einer üppigen Waffensammlung die Zukunft zu meistern, fern aller staatlichen Gängelei.
Wie das auf immerhin dreihundertachtzig Seiten erzählt wird, ist nun höchstens für den verlockend, der unbedingt erfahren will, welche Wirkung eine als Groschenroman verkleidete Predigt auf ihn haben könnte. Gerade als Predigt aber scheint das Buch jetzt einen Nerv zu treffen. Taufrisch ist es nämlich nicht. Rawles hatte Skizzen erstmals Anfang der neunziger Jahre digital unter die Leute gebracht, bevor ein evangelikaler Verlag sich des Manuskripts annahm, mit sehr überschaubarem Erfolg. Mit der Wirtschaftskrise kam der Umschwung. Seit April wird "Patriots" in überarbeiteter, erweiterter Form von der kalifornischen Ulysses Press als Taschenbuch angeboten, versehen mit dem neuen Untertitel "Ein Roman des Überlebens im kommenden Zusammenbruch". Die Zeit ist fürs Buch nachgereift.
Doch allenfalls am Rande wird darin erwähnt, wie es zur Krise kam. Was der Staat und die Wirtschaft taten oder nicht taten, um TEOTWAWKI zu vermeiden, dürfen sich die Leser selbst zusammenreimen. Dafür erfahren sie umso genauer, wie sie sich im Notfall zu verhalten haben. Auch wenn ein "wichtiger Hinweis" sie davor warnt, den Roman als "Überlebenshandbuch" zu missbrauchen, ist er doch genau dies. Welche Waffen wofür taugen und wie mit Plünderern umzugehen ist, wird nicht minder ausführlich geschildert als Verhaltensweisen gegen das Verhungern, wenn es keine Supermärkte mehr gibt, und nicht zu verbluten, wenn jede ärztliche Versorgung fehlt.
Solch praktische Tipps schwappen in einer scharf gewürzten Soße, angerührt aus angeblich christlichen Werten und dem nicht eben mitfühlenden Extremindividualismus einer Ayn Rand. Statt in Romanform bietet Rawles diese Delikatesse auch als SurvivalBlog.com, die wohl erste Adresse im Internet für die heute vielleicht nicht mehr ganz so belächelte Randgruppe von unerschrockenen Apokalyptikern, die sich "Survivalists" nennen. In einer Zeit, die auch dem hoffnungsfrohesten Amerikaner den Angstschweiß auf die patriotische Stirn treibt, bekommen sie Zulauf. Lange genug hatten sie zu warten, bis ihren düsteren Prophezeiungen Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Rawles hat sich nicht erst beim Ausbruch der Wirtschaftskrise in seine gut befestigte Einsamkeit zurückgezogen. Jahrgang 1960, ist er, wie er selbst gesteht, Überlebenstheoretiker seit seinen Teenagerjahren, als er mit der Bedrohung der Atombombe zu leben lernte und sich zumindest übungstechnisch gegen sie zu wappnen hatte. In der Armee war er als Nachrichtenoffizier tätig, quittierte aber seinen Dienst, um nicht unter Bill Clinton dienen zu müssen: Das wäre für ein Mitglied der National Rifle Association und der erzkonservativen John Birch Society nicht zu verantworten gewesen. Er verdingte sich als Mitarbeiter von Softwarefirmen und Zeitschriften, die sich vor allem um Verteidigungselektronik kümmerten, zog sich aber allmählich mit seiner Familie auf die Ranch jenseits der Rockies zurück. Seine Frau, die er "The Memsahib" nennt, verrät im Blog, dass sie Schafe scheren und Wolle spinnen, färben, weben und zu Socken, Schals und Pullovern verarbeiten kann. Wenn sie nicht Hühner, Hasen, Hamster, Ziegen, Schafe, Esel und Rinder züchtet, unterrichtet sie die Kinder, die natürlich keine öffentlichen Schulen besuchen.
Die Familie Rawles lebt also bereits jetzt so wie die Patrioten im Roman. Der gesellschaftliche Kollaps ist zwar bisher ausgeblieben, könnte aber, wie es der Patriarch sich und uns ausmalt, kurz bevorstehen. Die letzten Monate haben ihn in seiner Weltsicht nur bestärkt. "Ich bin jetzt noch pessimistischer", schreibt er in seiner E-Mail, "weil ich glaube, dass die Regierungen und Zentralbanken den falschen Weg einschlagen, um aus dem ökonomischen Dilemma zu kommen. Anstatt dass sie dem Markt erlauben, sich selbst zu reparieren, versuchen sie, die Blase erneut aufzublasen. Das wird entweder die ökonomische Erholung verzögern oder in wenigen Jahren einen noch gewaltigeren Kollaps hervorrufen."
In seinem SurvivalBlog empfiehlt Rawles, in Farmland zu investieren, mit Pandemien zu rechnen, die Heimstatt gegen Angreifer zu sichern, Bankkonten zu meiden und lieber Gold und Silber zu horten, aber auch immer genug Vorrat an Treibstoff, Nahrung, Munition, Arznei zu haben: "Beans, Bullets and Band-Aids". Der Bach, der durch sein Anwesen fließt, wird ihn und die Seinen auch in Krisenzeiten mit Wasser und Fischen versorgen. Wild kann er in den umgebenden Wäldern erlegen. Sollte morgen die westliche Zivilisation untergehen, schreibt er, erführe er das erst aus dem Internet. Lange hat ihm, dem Rufer in den Wäldern, niemand zugehört. Jetzt wird er vernommen. Und gelesen.
JORDAN MEJIAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einer ist gerüstet: Gestern wurde James Wesley, Rawles, der Mann mit dem Komma im Namen, noch belächelt, heute ist er der vielgelesene Prophet des Untergangs.
NEW YORK, 8. Mai
Wo er lebt, verrät er nicht. Irgendwo westlich der Rockies, sagt er gern auf Nachfrage, mehr nicht. Dort soll er sich mit Frau und Kindern mehr oder weniger versteckt halten. Aus Sicherheitsgründen. Aber auf unsere E-Mail hat er dann doch innerhalb weniger Stunden geantwortet. Wir hatten ihn gefragt, ob er für Deutschland ebenso schwarzsehe wie für die Vereinigten Staaten. Er schrieb zurück: "Die gleichen infrastrukturellen Schwachstellen, die wir in Amerika haben, bestehen auch in Deutschland. Weil die Bevölkerungsdichte in Deutschland noch viel höher liegt als in den Vereinigten Staaten und weil Deutschland von fremden Bezugsquellen für Treibstoff und Nahrungsmittel abhängiger als Amerika ist, könnten die Vorsorgungsengpässe und sozialen Unruhen noch schlimmer sein. Die gegenwärtige Lage könnte sich fortsetzen und sogar so übel werden, wie ich es in meinem Roman geschildert habe. Es ist darum klug, Vorkehrungen zu treffen."
Sein Roman heißt "Patriots" und stand kürzlich, ganz ohne dass die traditionell tonangebenden Medien von ihm Notiz genommen hätten, auf Rang sechs bei Amazon. James Wesley, Rawles, der Autor, der vor seinen Nachnamen ein Komma setzt, um die Demarkationslinie zwischen namentlichem Individualbesitz und Gemeingut seiner Meinung nach klar aufzuzeigen, entwirft darin eine nahe Zukunft des Grauens. "TEOTWAWKI" oder "The End Of The World As We Know It", wie die Alternativrocker von R.E.M. es einst besangen, ist darin bereits eingetreten. Ein globaler Wirtschaftszusammenbruch samt totalem Regierungsversagen, von Rawles "The Crunch" genannt, hat zur Geldentwertung geführt und Anarchie hervorgerufen. Jeder ist auf sich selbst angewiesen, um zu überleben. Gott sei Dank, und das sei durchaus wörtlich gemeint, war eine Gruppe Gleichgesinnter, die im Titel angekündigten Patrioten, schon von Vorahnungen erfüllt und hatte über die Jahre Vorsorge getroffen.
Aber erst einmal müssen sie der Hölle, in die verzweifelte, plündernde Massen Chicago verwandelt haben, mit einigermaßen heiler Haut entrinnen und ihre schwerbefestigte Ranch im nördlichen Idaho erreichen. Immer wieder müssen sie Angriffe auch auf ihr Refugium abschmettern. Eine sorgfältig ausgeheckte Überlebensstrategie ist ihre Rettung, so dass sie nach endlosen, durchaus gewalttätigen Auseinandersetzungen beim Wiederaufbau der Nation mithelfen dürfen. Denn auf uramerikanisch korrekte Art wird die Krise überwunden und bekommt das Individuum, fundamental unverzagt, obwohl aufs Schlimmste gefasst, die nächste Chance, mit Hilfe Gottes, der amerikanischen Verfassung und einer üppigen Waffensammlung die Zukunft zu meistern, fern aller staatlichen Gängelei.
Wie das auf immerhin dreihundertachtzig Seiten erzählt wird, ist nun höchstens für den verlockend, der unbedingt erfahren will, welche Wirkung eine als Groschenroman verkleidete Predigt auf ihn haben könnte. Gerade als Predigt aber scheint das Buch jetzt einen Nerv zu treffen. Taufrisch ist es nämlich nicht. Rawles hatte Skizzen erstmals Anfang der neunziger Jahre digital unter die Leute gebracht, bevor ein evangelikaler Verlag sich des Manuskripts annahm, mit sehr überschaubarem Erfolg. Mit der Wirtschaftskrise kam der Umschwung. Seit April wird "Patriots" in überarbeiteter, erweiterter Form von der kalifornischen Ulysses Press als Taschenbuch angeboten, versehen mit dem neuen Untertitel "Ein Roman des Überlebens im kommenden Zusammenbruch". Die Zeit ist fürs Buch nachgereift.
Doch allenfalls am Rande wird darin erwähnt, wie es zur Krise kam. Was der Staat und die Wirtschaft taten oder nicht taten, um TEOTWAWKI zu vermeiden, dürfen sich die Leser selbst zusammenreimen. Dafür erfahren sie umso genauer, wie sie sich im Notfall zu verhalten haben. Auch wenn ein "wichtiger Hinweis" sie davor warnt, den Roman als "Überlebenshandbuch" zu missbrauchen, ist er doch genau dies. Welche Waffen wofür taugen und wie mit Plünderern umzugehen ist, wird nicht minder ausführlich geschildert als Verhaltensweisen gegen das Verhungern, wenn es keine Supermärkte mehr gibt, und nicht zu verbluten, wenn jede ärztliche Versorgung fehlt.
Solch praktische Tipps schwappen in einer scharf gewürzten Soße, angerührt aus angeblich christlichen Werten und dem nicht eben mitfühlenden Extremindividualismus einer Ayn Rand. Statt in Romanform bietet Rawles diese Delikatesse auch als SurvivalBlog.com, die wohl erste Adresse im Internet für die heute vielleicht nicht mehr ganz so belächelte Randgruppe von unerschrockenen Apokalyptikern, die sich "Survivalists" nennen. In einer Zeit, die auch dem hoffnungsfrohesten Amerikaner den Angstschweiß auf die patriotische Stirn treibt, bekommen sie Zulauf. Lange genug hatten sie zu warten, bis ihren düsteren Prophezeiungen Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Rawles hat sich nicht erst beim Ausbruch der Wirtschaftskrise in seine gut befestigte Einsamkeit zurückgezogen. Jahrgang 1960, ist er, wie er selbst gesteht, Überlebenstheoretiker seit seinen Teenagerjahren, als er mit der Bedrohung der Atombombe zu leben lernte und sich zumindest übungstechnisch gegen sie zu wappnen hatte. In der Armee war er als Nachrichtenoffizier tätig, quittierte aber seinen Dienst, um nicht unter Bill Clinton dienen zu müssen: Das wäre für ein Mitglied der National Rifle Association und der erzkonservativen John Birch Society nicht zu verantworten gewesen. Er verdingte sich als Mitarbeiter von Softwarefirmen und Zeitschriften, die sich vor allem um Verteidigungselektronik kümmerten, zog sich aber allmählich mit seiner Familie auf die Ranch jenseits der Rockies zurück. Seine Frau, die er "The Memsahib" nennt, verrät im Blog, dass sie Schafe scheren und Wolle spinnen, färben, weben und zu Socken, Schals und Pullovern verarbeiten kann. Wenn sie nicht Hühner, Hasen, Hamster, Ziegen, Schafe, Esel und Rinder züchtet, unterrichtet sie die Kinder, die natürlich keine öffentlichen Schulen besuchen.
Die Familie Rawles lebt also bereits jetzt so wie die Patrioten im Roman. Der gesellschaftliche Kollaps ist zwar bisher ausgeblieben, könnte aber, wie es der Patriarch sich und uns ausmalt, kurz bevorstehen. Die letzten Monate haben ihn in seiner Weltsicht nur bestärkt. "Ich bin jetzt noch pessimistischer", schreibt er in seiner E-Mail, "weil ich glaube, dass die Regierungen und Zentralbanken den falschen Weg einschlagen, um aus dem ökonomischen Dilemma zu kommen. Anstatt dass sie dem Markt erlauben, sich selbst zu reparieren, versuchen sie, die Blase erneut aufzublasen. Das wird entweder die ökonomische Erholung verzögern oder in wenigen Jahren einen noch gewaltigeren Kollaps hervorrufen."
In seinem SurvivalBlog empfiehlt Rawles, in Farmland zu investieren, mit Pandemien zu rechnen, die Heimstatt gegen Angreifer zu sichern, Bankkonten zu meiden und lieber Gold und Silber zu horten, aber auch immer genug Vorrat an Treibstoff, Nahrung, Munition, Arznei zu haben: "Beans, Bullets and Band-Aids". Der Bach, der durch sein Anwesen fließt, wird ihn und die Seinen auch in Krisenzeiten mit Wasser und Fischen versorgen. Wild kann er in den umgebenden Wäldern erlegen. Sollte morgen die westliche Zivilisation untergehen, schreibt er, erführe er das erst aus dem Internet. Lange hat ihm, dem Rufer in den Wäldern, niemand zugehört. Jetzt wird er vernommen. Und gelesen.
JORDAN MEJIAS
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