Essay aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, , Veranstaltung: Hintergründe der Gedichte Paul Celans, Sprache: Deutsch, Abstract: Paul Celan zählt nach allgemeiner Überzeugung zu den wichtigsten Lyrikern deutscher Zunge im 20. Jahrhundert. Die literarische Fachwelt seiner Zeit hätte sich wohl nicht gewundert, wenn ihm der Nobelpreis für Literatur zugedacht worden wäre. Dass dies nicht geschah, war möglicherweise auch seiner sehr eigenwilligen Sprache zuzuschreiben, die dem Normalleser oft schwer zugänglich ist und die oft einige Satzsplitter als Wortgefüge aneinanderreiht oder Einzelworte bar jeder Grammatik in eine Zeile setzt. Zudem werden wir aufgefordert, über eine Reihe "erschwiegener Worte" mehr als anderswo "zwischen den Zeilen zu lesen". Es entsteht eine semantische Mehrdeutigkeit, bei der Interpretationsversuche oft viel über den Deutenden aussagen, der Lücken zu schließen hat, die sowohl seine Phantasie als auch das eigene Menschenbild des Lesers verdeutlichen.Wer sich nun aber mit weltanschaulich geprägten Äußerungen des Dichters über seine Arbeit beschäftigt, bemerkt, dass er vom Chassidismus und seiner Mystik stark beeinflusst war. Ja, er wertet sie als Zentrum fast jeden lyrischen Schaffens, wenn er in derselben Quelle feststellt, Lyrik als solche sei Mystik. Dabei scheint er die etablierten Religionen, seien sie jüdisch, christlich oder muslimisch orientiert, nicht als die passenden Sachwalter dieses spirituellen Ansatzes zu erkennen, womit er seine Modernität zum Ausdruck bringt und die Religiösität als ein individuell zu beackerndes Feld ansieht.Als von den Sprachgittern seiner lyrischen Kunst tief bewegter möchte ich diese Spur weiter vertiefen und an lebendigen Sprachbeispielen zu veranschaulichen suchen. Ich betone diesen Aspekt nicht mit dem Ziel, zu behaupten, dass er der prägendste Blickwinkel sei, mit dem sein Werk betrachtet werden sollte.Zur Textsorte möchte ich noch dies sagen: Ich würdees als Essay bezeichnen, das in wichtigen Grundlinien wissenschaftlichen Anforderungen weitgehend gerecht geworden sein dürfte. Es verstehst sich vorwiegend als philosophisch geprägte Arbeit, die den Bereich Germanistik erst in zweiter Linie streift. Durch das Wesen der Lyrik, deren Lektüre und Deutung stets sehr persönlich gefärbt ist, habe ich mich in dieser Arbeit immer wieder spürbar dazu bekannt, dass ich wesentliche Impulse meiner eigenen idealistisch-neuplatonischen Weltsicht in den ausgewählten Texten bevorzugt wieder gefunden habe.
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