The definitive Paul McCartney biography, written with his approval by bestselling biographer Philip Norman. Since the age of twenty-one, Paul McCartney has lived one of the ultimate rock-n-roll lives played out on the most public of stages. Now, Paul's story is told by rock music's foremost biographer, with McCartney's consent and access to family members and close friends who have never spoken on the record before. Paul McCartney reveals the complex character behind the favßade and sheds new light on his childhood -- blighted by his mother's death but redeemed by the father who introduced him to music. This is the first definitive account of Paul's often troubled partnership with John Lennon, his personal trauma after the Beatles' breakup, and his subsequent struggle to get back to the top with Wings -- which nearly got him murdered in Africa and brought him nine days in a Tokyo jail. Readers will learn about his marriage to Linda, including their much-criticized musical collaboration, and a moving account of her death. Packed with new information and critical insights, Paul McCartney will be the definitive biography of a musical legend.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.11.2017Die Schattenseiten des Königs
Gründlicher und kritischer als Philip Norman hat das Leben Paul McCartneys noch niemand erzählt
Ach, man würde sich wünschen, das Leben dieses Menschen wäre in umgekehrter Richtung verlaufen. Dann hätte man beim Lesen seiner Biografie die vierzig Seiten unappetitliche Scheidungsschlacht gegen Heather Mills gleich am Anfang hinter sich, müsste danach nur ein paar zähe Kapitel über mittelprächtige Soloalben und Konzerte wegarbeiten und wäre dann schon beim abschließenden Höhepunkt: den Beatles. Aber es hilft ja nichts, Paul McCartneys Leben, das ist die klassische biografische Antiklimax. Der englische Musikjournalist Philip Norman arbeitet sie in seiner Biografie mit der Gelassenheit eines Sherpas auf. Knapp 1000 Seiten, Norman hat extrem akribisch gearbeitet, fleißig Daten und Details zusammengetragen. Die erste Begegnung zwischen McCartney und John Lennon leitet er so ein: „Obwohl der britische Sommer 1957 insgesamt herrlich heiß und sonnig war, entpuppte sich der 6. Juli als diesig und schwül.“
Gründlicher als hier hat man Sir Paul kaum je erzählt bekommen. Wobei Norman den Jahren nach den Beatles genauso viel Aufmerksamkeit und Seiten widmet wie den wenigen Jahren zwischen 1960 und 1970. Das Gute ist: Norman will nicht dringend freundlich sein. Die sogenannte offizielle Biografie, die der treue McCartney-Freund Barry Miles Ende der Neunziger vorlegte, war über weite Strecken reine Hofmalerei, der König in bestem Licht. Norman dagegen beschreibt nüchtern auch die Schattenseiten. McCartneys Rumprobieren mit den Wings in den Siebzigern, seine hoffnungslosen Unternehmungen in den Achtzigern („Give My Regards To Broad Street“). Seinen legendären Geiz, die lächerlichen Wochenpauschalen, die er seinen Musikern zahlte. Und die komplett dämlichen Ideen McCartneys benennt Norman klar: „ ,Give Ireland Back To The Irish‘ brachte erneut seine Schwäche im Umgang mit großen Themen zum Vorschein, die sich auch schon an ,Wild Life‘ gezeigt hatte. Abgesehen von der schlichten Botschaft wirkte die Rockvertonung eher unpassend, der Tonfall seltsam anbiedernd.“ Oder: „Verglichen mit dem düsteren und mahnenden ,Happy Xmas (War Is Over)‘ war sein ,Wonderful Christmastime‘ so substanzlos wie Lametta. Trotzdem kletterte es auf Platz sechs.“
Sachliche Kritik statt ständiger Verbeugung, so gelingen Biografien. Und weil Norman mit vielen Menschen gesprochen hat, die McCartney gut kennen und auch mehrmals mit John Lennon in den Siebzigern (über den er auch eine Biografie geschrieben hat), ist dieses Buch voll starker Szenen und Momente. Eine der schönsten erzählt von McCartneys Lebensthema und scheint einen Einblick in sein Innerstes zu offenbaren: „Nach einiger Zeit, meist gegenüber Freunden wie dem Designer David Litchfield – oder wenn er betrunken war –, gelang es ihm, Scherze über den Wettstreit mit John zu machen und zu erklären, John habe ihn mit seinem Tod endgültig übertrumpft. ,Er ist als Legende gestorben, und ich werde als alter Mann sterben. Typisch John!‘ “
All das macht Normans Biografie über weite Strecken sehr lesbar – dazwischen ist aber auch viel brave Chronologie wegzublättern, also das, was fleißdicke Biografien oft so zäh macht: „Im März kehrten Paul und Linda nach L. A. zurück, um das Album in den Wally-Heider-Studios fertigzustellen und aus gleich doppelt erfreulichem Anlass die Grammy-Verleihung zu besuchen. ,Band On The Run‘ hatte sich inzwischen über fünf Millionen Mal verkauft.“ Jaja, schon recht.
Normans Biografie ist dabei kein Buch geworden, das eine neue Lesart der Karriere McCartneys ermöglichen würde. Es will – zum Glück – nicht um jeden Preis Aufsehen erregen wie die berüchtigte John-Lennon-Biografie von Albert Goldman (der mutmaßte, Lennon könnte durch eine Schlägerei schuld am frühen Tod des Ur-Beatles Stu Sutcliffe gewesen sein). Norman möchte das Leben von McCartney einfach nur gründlich nachzeichnen. Hier und da ist das allerdings auch ein bisschen wenig. Statt noch mal jedes Detail über die Scheidungs-Schlacht mit Heather Mills auszubreiten, wäre es sinnvoller gewesen, den größten lebenden Popkomponisten als Künstler noch besser begreiflich zu machen. Wie denkt der Mann, wie schreibt er seine Lieder, wie macht er das, was ihn ausmacht? Der Mann selbst, sein Denken, seine Haltung zur Welt, zum Leben, zur Kunst, all das bleibt letztlich doch ein bisschen zweidimensional. Da war McCartney-Freund Miles näher dran. Vielleicht sollte man einfach Miles’ und Normans Biografien im Wechsel lesen.
MAX FELLMANN
Das Gute ist: Der Biograf
will nicht allzu dringend
freundlich sein
Philip Norman:
Paul McCartney. Aus
dem Englischen von
Conny Lösch. Piper Verlag,
München 2017.
976 Seiten, 32 Euro.
E-Book 26,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Gründlicher und kritischer als Philip Norman hat das Leben Paul McCartneys noch niemand erzählt
Ach, man würde sich wünschen, das Leben dieses Menschen wäre in umgekehrter Richtung verlaufen. Dann hätte man beim Lesen seiner Biografie die vierzig Seiten unappetitliche Scheidungsschlacht gegen Heather Mills gleich am Anfang hinter sich, müsste danach nur ein paar zähe Kapitel über mittelprächtige Soloalben und Konzerte wegarbeiten und wäre dann schon beim abschließenden Höhepunkt: den Beatles. Aber es hilft ja nichts, Paul McCartneys Leben, das ist die klassische biografische Antiklimax. Der englische Musikjournalist Philip Norman arbeitet sie in seiner Biografie mit der Gelassenheit eines Sherpas auf. Knapp 1000 Seiten, Norman hat extrem akribisch gearbeitet, fleißig Daten und Details zusammengetragen. Die erste Begegnung zwischen McCartney und John Lennon leitet er so ein: „Obwohl der britische Sommer 1957 insgesamt herrlich heiß und sonnig war, entpuppte sich der 6. Juli als diesig und schwül.“
Gründlicher als hier hat man Sir Paul kaum je erzählt bekommen. Wobei Norman den Jahren nach den Beatles genauso viel Aufmerksamkeit und Seiten widmet wie den wenigen Jahren zwischen 1960 und 1970. Das Gute ist: Norman will nicht dringend freundlich sein. Die sogenannte offizielle Biografie, die der treue McCartney-Freund Barry Miles Ende der Neunziger vorlegte, war über weite Strecken reine Hofmalerei, der König in bestem Licht. Norman dagegen beschreibt nüchtern auch die Schattenseiten. McCartneys Rumprobieren mit den Wings in den Siebzigern, seine hoffnungslosen Unternehmungen in den Achtzigern („Give My Regards To Broad Street“). Seinen legendären Geiz, die lächerlichen Wochenpauschalen, die er seinen Musikern zahlte. Und die komplett dämlichen Ideen McCartneys benennt Norman klar: „ ,Give Ireland Back To The Irish‘ brachte erneut seine Schwäche im Umgang mit großen Themen zum Vorschein, die sich auch schon an ,Wild Life‘ gezeigt hatte. Abgesehen von der schlichten Botschaft wirkte die Rockvertonung eher unpassend, der Tonfall seltsam anbiedernd.“ Oder: „Verglichen mit dem düsteren und mahnenden ,Happy Xmas (War Is Over)‘ war sein ,Wonderful Christmastime‘ so substanzlos wie Lametta. Trotzdem kletterte es auf Platz sechs.“
Sachliche Kritik statt ständiger Verbeugung, so gelingen Biografien. Und weil Norman mit vielen Menschen gesprochen hat, die McCartney gut kennen und auch mehrmals mit John Lennon in den Siebzigern (über den er auch eine Biografie geschrieben hat), ist dieses Buch voll starker Szenen und Momente. Eine der schönsten erzählt von McCartneys Lebensthema und scheint einen Einblick in sein Innerstes zu offenbaren: „Nach einiger Zeit, meist gegenüber Freunden wie dem Designer David Litchfield – oder wenn er betrunken war –, gelang es ihm, Scherze über den Wettstreit mit John zu machen und zu erklären, John habe ihn mit seinem Tod endgültig übertrumpft. ,Er ist als Legende gestorben, und ich werde als alter Mann sterben. Typisch John!‘ “
All das macht Normans Biografie über weite Strecken sehr lesbar – dazwischen ist aber auch viel brave Chronologie wegzublättern, also das, was fleißdicke Biografien oft so zäh macht: „Im März kehrten Paul und Linda nach L. A. zurück, um das Album in den Wally-Heider-Studios fertigzustellen und aus gleich doppelt erfreulichem Anlass die Grammy-Verleihung zu besuchen. ,Band On The Run‘ hatte sich inzwischen über fünf Millionen Mal verkauft.“ Jaja, schon recht.
Normans Biografie ist dabei kein Buch geworden, das eine neue Lesart der Karriere McCartneys ermöglichen würde. Es will – zum Glück – nicht um jeden Preis Aufsehen erregen wie die berüchtigte John-Lennon-Biografie von Albert Goldman (der mutmaßte, Lennon könnte durch eine Schlägerei schuld am frühen Tod des Ur-Beatles Stu Sutcliffe gewesen sein). Norman möchte das Leben von McCartney einfach nur gründlich nachzeichnen. Hier und da ist das allerdings auch ein bisschen wenig. Statt noch mal jedes Detail über die Scheidungs-Schlacht mit Heather Mills auszubreiten, wäre es sinnvoller gewesen, den größten lebenden Popkomponisten als Künstler noch besser begreiflich zu machen. Wie denkt der Mann, wie schreibt er seine Lieder, wie macht er das, was ihn ausmacht? Der Mann selbst, sein Denken, seine Haltung zur Welt, zum Leben, zur Kunst, all das bleibt letztlich doch ein bisschen zweidimensional. Da war McCartney-Freund Miles näher dran. Vielleicht sollte man einfach Miles’ und Normans Biografien im Wechsel lesen.
MAX FELLMANN
Das Gute ist: Der Biograf
will nicht allzu dringend
freundlich sein
Philip Norman:
Paul McCartney. Aus
dem Englischen von
Conny Lösch. Piper Verlag,
München 2017.
976 Seiten, 32 Euro.
E-Book 26,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Norman is an enviably skilled pen-portraitist, with a consummate ability to conjure the presence of [McCartney] ... A powerful sense of McCartney the man comes across in this book's evocative high points ... A capably executed biography, brimming with detail John Harris THE GUARDIAN