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Paul ist vier, als sein kleiner Bruder Jacob geboren wird. Jacob hat das Down-Syndrom und mit seiner Ankunft verändert sich Pauls Leben von Grund auf. Für ihn scheint sich alles nur noch um seinen Bruder zu drehen, er fühlt sich zurückgesetzt. Zudem irritiert ihn Jacobs Andersartigkeit, er schämt sich für ihn und steigert sich in starrköpfige Ablehnung hinein. Mit allerlei Tricks versucht er, Jakob zu ignorieren und ihm möglichst aus dem Weg zu gehen. Doch dann passiert etwas, womit Paul nicht gerechnet hat - und plötzlich sieht er Jacob in einem ganz anderen Licht...

Produktbeschreibung
Paul ist vier, als sein kleiner Bruder Jacob geboren wird. Jacob hat das Down-Syndrom und mit seiner Ankunft verändert sich Pauls Leben von Grund auf. Für ihn scheint sich alles nur noch um seinen Bruder zu drehen, er fühlt sich zurückgesetzt. Zudem irritiert ihn Jacobs Andersartigkeit, er schämt sich für ihn und steigert sich in starrköpfige Ablehnung hinein. Mit allerlei Tricks versucht er, Jakob zu ignorieren und ihm möglichst aus dem Weg zu gehen. Doch dann passiert etwas, womit Paul nicht gerechnet hat - und plötzlich sieht er Jacob in einem ganz anderen Licht...
Autorenporträt
Paula Fox wurde am 22. April 1923 in New York City geboren. Ihre Eltern - der Vater war irisch-englischer Abstammung, ihre Mutter kam aus Kuba - ließen sie zunächst bei einem Pastor aufwachsen, mit sechs Jahren kam Paula Fox in ein Kinderheim nach Kalifornien. Zwei Jahre später zog sie zu der Familie ihrer Mutter nach Kuba, wo sie auf einer Zuckerrohrplantage lebte. Bis zu ihrem 12. Lebensjahr war Paula Fox bereits auf neun verschiedene Schulen gegangen. 1933 kehrte sie zusammen mit ihrer Großmutter nach New York zurück, wo sie auch heute noch lebt.
Für das Gesamtwerk ihrer Kinderbücher wurde sie 1978 mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis ausgezeichnet.
Die Wiederentdeckung ihres 1971 erstmals erschienenen Romans "Was am Ende bleibt" wurde in Deutschland zu einem großen Überraschungserfolg. Von ihr sind sechs Romane und zahlreiche Kinderbücher erschienen.
Rezensionen
"Keine bemühte Problemlösungsgeschichte." (Die Zeit)

"Hier wird ein Kinderleben geschildert ohne jede Beschönigung. Eine faszinierende, literarisch herausragende Erzählung." (Süddeutsche Zeitung)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2001

Der Bruder, der kein Monster ist
"Paul ohne Jacob", der neue Kinderroman von Paula Fox

Paul ist fast elf Jahre alt und ein ziemlich hartnäckiger Junge. Zwei Drittel seines Lebens hat er sich bemüht, ein Paul-ohne-Jacob-Leben zu führen. Das ist gar nicht so einfach, denn Jacob ist sein kleiner Bruder und lebt mit ihm unter einem Dach; die ersten Jahre in einem engen New Yorker Apartment, später auf dem Land, wo Paul sich immerhin im Wald verkriechen kann. Paul ignoriert Jacob, weil der einen "Konstruktionsfehler" hat, das Down-Syndrom, und davon will er einfach nichts wissen.

Zwar ist das Thema Behinderung im Kinderbuch keine Seltenheit. Ungewöhnlich aber ist die Beschreibung eines langwierigen Prozesses, das Unabänderliche anzuerkennen. Nicht eine Annäherung auf dem Hopplahopp-Weg wird vorgeführt, wie so oft in den politisch-korrekten Varianten des Themas. Vielmehr scheint lange Zeit Pauls Wahrnehmung des Bruders als "Monster" unüberwindbar: wie ihm das tolpatschige Gehen, der so oft versabberte Mund und vor allem die Anhänglichkeit zuwider sind. Natürlich gibt es klug eingefädelte Versuche der Erwachsenen, Jacob in einem anderen Licht zu zeigen. Besonders geschickt ist der Großvater. Das Wechselspiel zwischen Großvaters sanften erzieherischen Bemühungen und Pauls taktischen Ausweichmanövern hat dramatische Qualitäten, so interessant, daß man über manche Übersetzungsholprigkeit hinwegsieht.

Es ist schwer, an jemanden nicht denken zu wollen, weil man immerzu daran denken muß, wie man nicht an ihn denkt. Schon die zufällige Berührung mit einem nassen Forsythienstrauch erinnert Paul an Jacobs feuchte Hand. Wenn sich die Schulbustüren hinter ihm schließen und er an den sichersten Ort überhaupt, die Schule, fährt, dann ist Paul glücklich. Aber es gibt Anlässe, wo ein Entkommen unmöglich ist - zum Beispiel an Pauls Geburtstagen. Sie spielen in dieser auf Momente konzentrierten Erzählung eine besondere Rolle. Paul muß nicht nur anwesend sein, auch ein Entgegenkommen wird von ihm erwartet.. Mit der Zeit - die Geschichte umspannt sieben Jahre - werden Pauls Bewältigungsstrategien raffinierter und seine Seele verhärtet sich.

Am Ende ist es dann aber doch ein Jacob-Geburtstag, an dem Paul die Bruderschaft anerkennt. So weit aber konnte es nur kommen, weil Paul sich mit Jacob in der Öffentlichkeit zeigen muß. Auf dem gemeinsamen Gang zur Physiotherapeutin, in Pauls Vorstellung zunächst ein Horrortrip, wird ihm bewußt, wie beliebt sein Bruder im weiteren Umkreis ist. Da wird Paul sogar ein wenig eifersüchtig - ein untrügliches Zeichen einer echten Geschwisterbeziehung.

MYRIAM MIELES.

Paula Fox: "Paul ohne Jacob". Aus dem amerikanischen Englisch von Cornelia Krutz-Arnold. Sauerländer Verlag, Frankfurt am Main 2001. 112 S., geb., 22,95 DM. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2001

Ist er ein Monster?
Pauls mühsame Annäherung an seinen behinderten Bruder
Nein, ein liebenswerter Held ist er wahrlich nicht, dieser Paul, für den sein kleiner, geistig behinderter Bruder Jacob nur DER DA ist. Er findet ihn einfach „zum Kotzen” und übt sich systematisch darin, ihn zu vergessen, ihn aus seinem Kinderleben zu streichen. Paul war fünf Jahre alt, als Jacob in sein Leben einbrach und ihm aus seiner Sicht die Mutter nahm. „Sie beobachtete Jacob auf Schritt und Tritt. Wenn er aß, ging ihr Mund auf und zu, als wollte sie mit ihm essen. Wenn er weinte, verzog sich auch ihr Gesicht. Wenn er lachte, „ meist völlig grundlos, soweit Paul das erkennen konnte, lachte sie mit.”Auch die einst so innige Beziehung zu seinem Vater leidet unter Pauls Abwehr und Kälte. Anders als die hilflose Mutter reagiert dieser streng und verständnislos, und Paul zieht sich immer mehr in sich selbst zurück „Er dachte auch nicht an seine Eltern, an Mutter und Vater, die, soweit es Jacob anbetraf, seine Feinde geworden waren.” Nur seine Beziehung zu seinem Großvater bleibt stabil. Er wird zum wichtigsten Menschen in Pauls Leben. Immer wieder versucht dieser ihm zu zeigen, wie liebenswert der kleine fröhliche Bruder ist, der unverdrossen und rührend um die Zuneigung des Großen buhlt. Aber „Paul wollte Jacobs Liebe nicht.”
Schonungslos in ihrer dichten, glasklaren Sprache entwirft Paula Fox hier das Portrait eines Kindes, das seine Gefühle seinem Willen unterordnet. Vielleicht war er überfordert, als der wohlmeinende Großvater dem Fünfjährigen die ganze Wahrheit über die Besonderheit des kleinen Bruders mit dem Down Syndrom mitteilte. „Ist er ein Monster?” ist Pauls spontane Reaktion. Die Chance, eine gefühlsmäßige Beziehung zu dem winzigen Baby aufzubauen, ist vertan. Auch der Kinderarzt macht einen Fehler, als er Paul einige Jahre später sagt: „dass er der wichtigste Mensch in Jacobs Leben wäre”. Aus der natürlichen Eifersucht auf ein jüngeres Geschwisterchen wird bei Paul gnadenlose Abwehr und Hass. Erst als die Eltern den nunmehr elfjährigen Paul zwingen, sich endlich mit Jacob auseinandersetzen, beginnt sich sein Blick zu wandeln. Er erkennt, dass er sich selbst völlig isoliert hat mit seinen negativen Gefühlen, dass die Umwelt ganz anders reagiert auf den lustigen kleinen Kerl, als er erwartet hat, und als Jacob ihm nun seinerseits seine Zuneigung entzieht – „Er ist nicht mein Bruder”,– ist Paul sogar gekränkt. Zum Schlüsselerlebnis für ihn aber wird Jacobs siebter Geburtstag, als er seinen kleinen Bruder plötzlich in neuem Licht sieht, im wahrsten Sinne des Wortes, denn Jacob hat sich als strahlende Sonne verkleidet. „Pauls Welt hatte sich verrückt und war ein winziges Stück aus den Fugen geraten.”
Paula Fox liefert uns kein banales Happy-End, nur eine kleine Hoffnung, dass Pauls verhärtete Gefühle sich endlich lösen. Betroffen und erschüttert legt man das Buch zur Seite. Hier wird ein Kinderleben geschildert ohne jede Beschönigung. Die Schwierigkeiten für die Geschwister, mit einem geistig behinderten Kind aufzuwachsen, das alle Aufmerksamkeit der Eltern bündelt, ist kein neues Motiv. Neu aber ist der unverstellte Blick der Autorin auf die negativen Gefühle ihres Helden. Keine leichte Lektüre für Kinder, die in ihren Büchern nach Identifikationsfiguren suchen, aber eine faszinierende, literarisch herausragende Erzählung. (ab 11 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
PAULA FOX: Paul ohne Jacob. Aus dem
Amerikanischen von Cornelia Krutz-Arnold. Sauerländer, 2001. 112 Seiten. 22,95 Mark
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