Im Zentrum des Bandes stehen Leben und Werk des katholischen Tübinger Theologen Paul von Schanz. Entlang der sozialgeschichtlich verorteten Biographie wird durch die Erschließung des Werkes ein Stück deutscher Theologiegeschichte rekonstruiert. In seinen Tätigkeiten als Professor für Mathematik und Naturwissenschaften, für neutestamentliche Exegese sowie für Dogmatik und Apologetik entfaltete Schanz ein Werk, das sich von den Vorgaben des Ersten Vatikanischen Konzils her verstand und das Wissenschaft und christlichen Glauben widerspruchsfrei zu denken versuchte. Schanz erwies sich hierbei als Vertreter einer "katholischen Wissenschaft", die versucht hat, den Katholizismus mit der Kultur und Wissenschaft der Moderne zu vermitteln.Markus Thurau zeigt Chancen und Grenzen dieses Versuchs auf, indem er das komplexe Agieren eines explizit "katholischen Wissenschaftlers" deutlich macht. Damit erhellt er auch das Vorfeld der katholischen Modernismuskrise des frühen 20. Jahrhunderts.