Bisher verdrängen Kunstwelt und Forschung mehrheitlich die ambivalente, mehr als 100-jährige Rezeptionsgeschichte von Paula Modersohn-Beckers Werk. Das vorliegende Buch verhandelt die Wahrnehmung ihres uvres erstmals kritisch. / Paula Modersohn-Becker (1876-1907) gilt heute als berühmteste Künstlerin Deutschlands, als Mutterfigur einer ganzen Künstlerinnen-Generation und als 'Pionierin der Moderne'. Ihre Arbeiten wie Liegende Mutter mit Kind und das Selbstbildnis am sechsten Hochzeitstag werden als Inkunabeln der Emanzipation verehrt. Der Autor des Buches kann zeigen, dass solche Einschätzungen die frühere Rezeption ihres Werkes überdecken und ausblenden. Er geht erstmals der Frage nach, warum Modersohn-Becker vor 1933 besonders von völkisch orientierten Bewunderern gesammelt wurde. Ihr größter Verehrer war der Bremer Industrielle Ludwig Roselius, ein Unterstützer der Nationalsozialisten. Die Kunst der Moderne lehnte er ab, was ihn jedoch nicht daran hinderte, für seine Modersohn-Becker-Sammlung 1927 ein Museum zu errichten. Diesem scheinbaren Widerspruch geht Artinger auf den Grund. Das Buch ist daher keine weitere Künstlerbiografie, sondern eine kritische und facettenreiche Darstellung der Wirkung und Beurteilung Modersohn-Beckers.
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