Friedrich Paulus (1890-1957) zählt zu den bekanntesten, aber auch umstrittensten Heerführern des Zweiten Weltkriegs. Sein Name ist untrennbar mit der Schlacht um Stalingrad und mit dem Untergang seiner 6. Armee verbunden. Das Drama von Stalingrad markierte den Wendepunkt des Krieges - auch für Paulus. Als er am 31. Januar 1943 in den Ruinen der Stadt kapitulierte und für 10 Jahre in russische Gefangenschaft ging, endete eine glänzende Karriere. Er wandelte sich zum Gegner Hitlers; 1953 ging er in die DDR, in deren Dienst er sich nehmen ließ - ein Abschnitt seines Lebens, der völlig unbekannt geblieben ist. Torsten Diedrichs fesselnde Biographie ist die erste vollständige Darstellung von Paulus' Lebensweg - vor Stalingrad und danach. Sie räumt mit vielen Vorurteilen auf und gibt Einblick in das Denken und Handeln eines Mannes, der deutsche Geschichte mitschrieb und dabei zu einer tragischen Figur wurde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2008Ohne den Mut zum Ungehorsam
Nach dem Weltkrieg bekannte sich Friedrich Paulus offen zu seiner Verantwortung
Die elend zugrunde gehende Armee und ihr Feldmarschall, bei der Gefangennahme gebrochen und ausgemergelt, wie eine Personifizierung menschlichen Scheiterns und Verderbens: Das sind die Bilder, die das kollektive Gedächtnis der Deutschen bestimmen, wenn von Stalingrad die Rede ist. Das Schicksal der 6. Armee und von Friedrich Paulus scheinen untrennbar verbunden. Paulus wurde kaum je anders gesehen als ein General, der erst zu unfähig war, den Untergang einer Viertelmillion Soldaten zu verhindern, und der dann in sowjetischer Gefangenschaft und in der DDR obendrein noch "vom Paulus zum Saulus" wurde, indem er sich vom kommunistischen Erzfeind einspannen ließ. Dieses doppelte Stigma des Versagers und Verräters mag dazu beigetragen haben, dass sich bisher niemand an eine umfassende Biographie wagte. Eine weitere Ursache ist die dürftige Überlieferung an persönlichen Papieren, besonders für die Zeit vor 1943. Das erschwert den Blick ins Innere, den jeder Biograph gerne riskieren möchte.
Auch Torsten Diedrich, Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam, kann keine überraschenden neuen Quellenfunde vorweisen, aber er hat in vorbildlicher Weise alles Material zusammengetragen, das man über Paulus finden kann. Das Ergebnis ist die erste und gültige Biographie des Generals, flüssig geschrieben, auf der Höhe der Forschung, nachdenklich, zum Nachdenken anregend. Die Stereotype werden endlich durch ein differenziertes Bild ersetzt. Das betrifft zunächst die angebliche professionelle Unfähigkeit. Paulus hatte als Sohn eines kleinen hessischen Beamten ungleich schlechtere Startbedingungen als die meisten seiner Kameraden. Dieses soziale Manko wurde teilweise durch die glückliche Heirat in den rumänischen Hochadel und durch eine gehörige Portion Opportunismus ausgeglichen, aber eben auch durch Begabung und Leistung.
Der ehrgeizige Homo novus bewältigte den Aufstieg in die höchsten Positionen der Militärelite auf dem klassischen Weg der Generalstabskarriere, die nach Hitlers Machtübernahme an Tempo gewann. Das war nicht ungewöhnlich und hatte auch wenig mit der Sympathie für das nationalsozialistische Regime zu tun, die Paulus mit den meisten nationalkonservativen Offizieren teilte. Vielmehr boten Aufrüstung und Krieg Möglichkeiten zur Profilierung, und Paulus nutzte sie: als wesentlicher Mitgestalter der jungen Panzerwaffe, als Generalstabschef "seiner" Armee in den ersten Blitzfeldzügen, schließlich als engster Mitarbeiter Franz Halders im Oberkommando des Heeres. Paulus galt als eine der größten operativen Begabungen seiner Offiziersgeneration und hätte auch unter anderen Umständen früher oder später ein großes Kommando erhalten. Abseits des Fachlichen fiel er nicht weiter auf, weder als Fanatiker noch als Querdenker, "klug, aber irgendwie subaltern", wie ein Vertrauter rückblickend urteilte. Auch in dieser Hinsicht war er ein typischer Repräsentant der Heeresführung, die sich mit Hitler arrangierte und den verbrecherischen Krieg gegen die Sowjetunion mittrug.
An der haarsträubenden militärischen Fehlplanung des Ostfeldzugs, der ohne Netz und doppelten Boden als "Blitzkrieg" konzipiert war, hatte Paulus als Oberquartiermeister I ebenso Anteil wie am unsinnigen Vorantreiben der völlig erschöpften deutschen Truppen auf Moskau Ende 1941. Dagegen fielen die rassenideologischen Schandtaten der deutschen Kriegführung zunächst nicht in seine Zuständigkeit. Erst als Armeeoberbefehlshaber wurde er mit der mörderischen Besatzungsherrschaft im "Ostraum" konfrontiert und scheint sie an einigen Punkten gemildert zu haben. Dennoch kam es auch in seinem Befehlsbereich weiterhin zu Kriegsverbrechen, etwa gegen die Zivilbevölkerung Stalingrads. Paulus trug zumindest eine Mitverantwortung daran. Dieser Aspekt wird von seinem Biographen ein wenig zu nachsichtig und etwas zu oberflächlich behandelt.
Doch wird Paulus gemeinhin nicht an solchen Verantwortlichkeiten und Fehlern gemessen, sondern fast allein an Stalingrad. Auch Diedrich kommt daran nicht vorbei, so sehr er sich auch bemüht, endlich den ganzen Lebenslauf des Generals zu erschließen. Sein Buch wird dazu beitragen, den Armeeführer gerechter zu beurteilen. Paulus befehligte die 6. Armee, die er im Januar 1942 übernahm, zunächst mit Können und Geschick. Vom Nachteil, dass er bisher keine Erfahrung als Truppenführer besaß, war nichts zu spüren. Auch in der äußersten Krise, als seine Armee eingekesselt wurde, reagierte Paulus zunächst richtig, indem er den sofortigen Ausbruch beantragte, der allein zu diesem frühen Zeitpunkt möglich gewesen wäre. Sein Antrag wurde von Hitler abgelehnt. Nun schlug die Stunde des Friedrich Paulus. Er ließ sie verstreichen, ohne den Mut zum Ungehorsam zu finden. Und die Geschichtsschreibung der Verlierer hatte ihren Sündenbock. Ausgerechnet Erich von Manstein, der in einer Lagebeurteilung vom Ausbruch abgeraten und dadurch ein geschlossenes Vorgehen gegen Hitlers Haltbefehl unterminiert hatte, zeigte nach dem Krieg besonders deutlich auf Paulus. Dabei war der Gehorsam des unglücklichen Paulus nur ein kleines Glied in der Kette von Fehlentscheidungen der deutschen militärischen Führung.
So nahm der Untergang der 6. Armee seinen Lauf. Das lange Aushalten und Weiterkämpfen im Kessel gegen die sowjetische Übermacht kann man Paulus nicht zum Vorwurf machen. Unbestritten wurden dadurch so viele gegnerische Kräfte gebunden, dass eine noch größere Katastrophe an der Südfront gerade noch abgewendet werden konnte. Abgesehen davon wird Stalingrad heute ohnehin nicht mehr als militärischer Wendepunkt angesehen, trotz der moralischen Wirkung und Nachwirkung dieser Schlacht.
Nach Stalingrad begann das zweite Leben des Friedrich Paulus. In einem längeren Lernprozess, den Diedrich treffend als "Neusozialisation" bezeichnet, gab Hitlers Feldmarschall in sowjetischer Gefangenschaft sein sektorales Rollenverständnis auf und bezog schließlich Stellung gegen seinen obersten Kriegsherrn. Dieser Linie folgte auch sein Auftritt im Nürnberger Prozess, wo Paulus als einer der wenigen Zeugen mit seiner eigenen Vergangenheit abrechnete. Irritierend war die Entscheidung, nach der Kriegsgefangenschaft in Dresden zu leben. Dort ließ er sich von der DDR verwöhnen, überwachen und natürlich instrumentalisieren, etwa gegen die Westbindung und Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Diedrich zeigt, dass es zu kurz greift, darin nur Charakterschwäche zu sehen. Wichtiger war wohl der aus tiefen Schuldgefühlen entstandene, wenn auch irreale Wunsch, auf diese Weise zu einem friedlichen und einigen Deutschland beitragen zu können.
Die vernehmlichen Schuldgefühle sind es letztlich auch, die Paulus aus der Militärelite der NS-Diktatur hervorheben. Kaum ein zweiter General bekannte sich nach dem Krieg so offen zu seiner Verantwortung. Während die Halders, Mansteins, Guderians den "verlorenen Siegen" nachtrauerten und ihr "Hitler war's" verkündeten, schrieb Paulus von der "gefährlichen Irreführung, die Ansicht zu vertreten, dass dieser Krieg nur verlorenging, weil Hitler so viele Fehler gemacht habe". Sein Urteil über die Generalität war vernichtend, und er wusste, dass er damit den Stab über sich selbst brach. Dem ist im Ergebnis wenig hinzuzufügen.
JOHANNES HÜRTER
Torsten Diedrich: Paulus. Das Trauma von Stalingrad. Eine Biographie. Schöningh Verlag, Paderborn 2008. 580 S., 39,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nach dem Weltkrieg bekannte sich Friedrich Paulus offen zu seiner Verantwortung
Die elend zugrunde gehende Armee und ihr Feldmarschall, bei der Gefangennahme gebrochen und ausgemergelt, wie eine Personifizierung menschlichen Scheiterns und Verderbens: Das sind die Bilder, die das kollektive Gedächtnis der Deutschen bestimmen, wenn von Stalingrad die Rede ist. Das Schicksal der 6. Armee und von Friedrich Paulus scheinen untrennbar verbunden. Paulus wurde kaum je anders gesehen als ein General, der erst zu unfähig war, den Untergang einer Viertelmillion Soldaten zu verhindern, und der dann in sowjetischer Gefangenschaft und in der DDR obendrein noch "vom Paulus zum Saulus" wurde, indem er sich vom kommunistischen Erzfeind einspannen ließ. Dieses doppelte Stigma des Versagers und Verräters mag dazu beigetragen haben, dass sich bisher niemand an eine umfassende Biographie wagte. Eine weitere Ursache ist die dürftige Überlieferung an persönlichen Papieren, besonders für die Zeit vor 1943. Das erschwert den Blick ins Innere, den jeder Biograph gerne riskieren möchte.
Auch Torsten Diedrich, Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam, kann keine überraschenden neuen Quellenfunde vorweisen, aber er hat in vorbildlicher Weise alles Material zusammengetragen, das man über Paulus finden kann. Das Ergebnis ist die erste und gültige Biographie des Generals, flüssig geschrieben, auf der Höhe der Forschung, nachdenklich, zum Nachdenken anregend. Die Stereotype werden endlich durch ein differenziertes Bild ersetzt. Das betrifft zunächst die angebliche professionelle Unfähigkeit. Paulus hatte als Sohn eines kleinen hessischen Beamten ungleich schlechtere Startbedingungen als die meisten seiner Kameraden. Dieses soziale Manko wurde teilweise durch die glückliche Heirat in den rumänischen Hochadel und durch eine gehörige Portion Opportunismus ausgeglichen, aber eben auch durch Begabung und Leistung.
Der ehrgeizige Homo novus bewältigte den Aufstieg in die höchsten Positionen der Militärelite auf dem klassischen Weg der Generalstabskarriere, die nach Hitlers Machtübernahme an Tempo gewann. Das war nicht ungewöhnlich und hatte auch wenig mit der Sympathie für das nationalsozialistische Regime zu tun, die Paulus mit den meisten nationalkonservativen Offizieren teilte. Vielmehr boten Aufrüstung und Krieg Möglichkeiten zur Profilierung, und Paulus nutzte sie: als wesentlicher Mitgestalter der jungen Panzerwaffe, als Generalstabschef "seiner" Armee in den ersten Blitzfeldzügen, schließlich als engster Mitarbeiter Franz Halders im Oberkommando des Heeres. Paulus galt als eine der größten operativen Begabungen seiner Offiziersgeneration und hätte auch unter anderen Umständen früher oder später ein großes Kommando erhalten. Abseits des Fachlichen fiel er nicht weiter auf, weder als Fanatiker noch als Querdenker, "klug, aber irgendwie subaltern", wie ein Vertrauter rückblickend urteilte. Auch in dieser Hinsicht war er ein typischer Repräsentant der Heeresführung, die sich mit Hitler arrangierte und den verbrecherischen Krieg gegen die Sowjetunion mittrug.
An der haarsträubenden militärischen Fehlplanung des Ostfeldzugs, der ohne Netz und doppelten Boden als "Blitzkrieg" konzipiert war, hatte Paulus als Oberquartiermeister I ebenso Anteil wie am unsinnigen Vorantreiben der völlig erschöpften deutschen Truppen auf Moskau Ende 1941. Dagegen fielen die rassenideologischen Schandtaten der deutschen Kriegführung zunächst nicht in seine Zuständigkeit. Erst als Armeeoberbefehlshaber wurde er mit der mörderischen Besatzungsherrschaft im "Ostraum" konfrontiert und scheint sie an einigen Punkten gemildert zu haben. Dennoch kam es auch in seinem Befehlsbereich weiterhin zu Kriegsverbrechen, etwa gegen die Zivilbevölkerung Stalingrads. Paulus trug zumindest eine Mitverantwortung daran. Dieser Aspekt wird von seinem Biographen ein wenig zu nachsichtig und etwas zu oberflächlich behandelt.
Doch wird Paulus gemeinhin nicht an solchen Verantwortlichkeiten und Fehlern gemessen, sondern fast allein an Stalingrad. Auch Diedrich kommt daran nicht vorbei, so sehr er sich auch bemüht, endlich den ganzen Lebenslauf des Generals zu erschließen. Sein Buch wird dazu beitragen, den Armeeführer gerechter zu beurteilen. Paulus befehligte die 6. Armee, die er im Januar 1942 übernahm, zunächst mit Können und Geschick. Vom Nachteil, dass er bisher keine Erfahrung als Truppenführer besaß, war nichts zu spüren. Auch in der äußersten Krise, als seine Armee eingekesselt wurde, reagierte Paulus zunächst richtig, indem er den sofortigen Ausbruch beantragte, der allein zu diesem frühen Zeitpunkt möglich gewesen wäre. Sein Antrag wurde von Hitler abgelehnt. Nun schlug die Stunde des Friedrich Paulus. Er ließ sie verstreichen, ohne den Mut zum Ungehorsam zu finden. Und die Geschichtsschreibung der Verlierer hatte ihren Sündenbock. Ausgerechnet Erich von Manstein, der in einer Lagebeurteilung vom Ausbruch abgeraten und dadurch ein geschlossenes Vorgehen gegen Hitlers Haltbefehl unterminiert hatte, zeigte nach dem Krieg besonders deutlich auf Paulus. Dabei war der Gehorsam des unglücklichen Paulus nur ein kleines Glied in der Kette von Fehlentscheidungen der deutschen militärischen Führung.
So nahm der Untergang der 6. Armee seinen Lauf. Das lange Aushalten und Weiterkämpfen im Kessel gegen die sowjetische Übermacht kann man Paulus nicht zum Vorwurf machen. Unbestritten wurden dadurch so viele gegnerische Kräfte gebunden, dass eine noch größere Katastrophe an der Südfront gerade noch abgewendet werden konnte. Abgesehen davon wird Stalingrad heute ohnehin nicht mehr als militärischer Wendepunkt angesehen, trotz der moralischen Wirkung und Nachwirkung dieser Schlacht.
Nach Stalingrad begann das zweite Leben des Friedrich Paulus. In einem längeren Lernprozess, den Diedrich treffend als "Neusozialisation" bezeichnet, gab Hitlers Feldmarschall in sowjetischer Gefangenschaft sein sektorales Rollenverständnis auf und bezog schließlich Stellung gegen seinen obersten Kriegsherrn. Dieser Linie folgte auch sein Auftritt im Nürnberger Prozess, wo Paulus als einer der wenigen Zeugen mit seiner eigenen Vergangenheit abrechnete. Irritierend war die Entscheidung, nach der Kriegsgefangenschaft in Dresden zu leben. Dort ließ er sich von der DDR verwöhnen, überwachen und natürlich instrumentalisieren, etwa gegen die Westbindung und Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Diedrich zeigt, dass es zu kurz greift, darin nur Charakterschwäche zu sehen. Wichtiger war wohl der aus tiefen Schuldgefühlen entstandene, wenn auch irreale Wunsch, auf diese Weise zu einem friedlichen und einigen Deutschland beitragen zu können.
Die vernehmlichen Schuldgefühle sind es letztlich auch, die Paulus aus der Militärelite der NS-Diktatur hervorheben. Kaum ein zweiter General bekannte sich nach dem Krieg so offen zu seiner Verantwortung. Während die Halders, Mansteins, Guderians den "verlorenen Siegen" nachtrauerten und ihr "Hitler war's" verkündeten, schrieb Paulus von der "gefährlichen Irreführung, die Ansicht zu vertreten, dass dieser Krieg nur verlorenging, weil Hitler so viele Fehler gemacht habe". Sein Urteil über die Generalität war vernichtend, und er wusste, dass er damit den Stab über sich selbst brach. Dem ist im Ergebnis wenig hinzuzufügen.
JOHANNES HÜRTER
Torsten Diedrich: Paulus. Das Trauma von Stalingrad. Eine Biographie. Schöningh Verlag, Paderborn 2008. 580 S., 39,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Peter Joachim Lapp lobt die Biografie des Feldmarschalls, weil sie ihm viele bis dahin unbekannte Informationen und Zusammenhänge eröffnete. Ein detailreiches Portrait schildere zunächst Paulus Lebensweg bis zu seiner Beförderung durch Hitler zum Marschall und die Kesselschlacht von Stalingrad 1943. Es folgt die Darstellung von Paulus' Kriegsgefangenschaft, mit der Diedrich dem Leser ein bisher wenig bearbeitetes Feld eröffne: In sowjetischer Gefangenschaft entwickelte sich Paulus zum Nazigegner, der "weiteres Unglück vom deutschen Volk fernhalten" wollte. Trotzdem blieb er Nationalkonservativer und erklärte sich zum Funktionär Stalins, während er auf Freilassung hoffte. Zurück in der DDR wurde er 1953 von der SED-Spitze eingesetzt um ehemalige Offiziere für die Wiedervereinigung zu gewinnen, sein "Verwendungswert" sank jedoch, und auch seine schriftstellerischen Aufgaben zur Darstellung der Stalingrader Schlacht zeigten keine Ergebnisse. Er starb 1957 als "unabhängiger Patriot", wie er sich selbst nannte. Lapp nennt Diedrichs Darstellung als "sehr lesenswert".
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