Chester Brown has never shied away from tackling controversial subjects in his work. In his 1992 book, The Playboy, he explored his personal history with pornography. His bestselling 2003 graphic novel, Louis Riel, was a biographical examination of an extreme political figure. The book won wide acclaim and cemented Brown's reputation as a true innovator.
Paying for It is a natural progression for Brown as it combines the personal and sexual aspects of his autobiographical work with the polemical drive of Louis Riel. Brown calmly lays out the facts of how he became not only a willing participant in but a vocal proponent of one of the world's most hot-button topic prostitution. While this may appear overly sensational and just plain implausible to some, Brown's story stands for itself. Paying for It offers an entirely contemporary exploration of sex work from the timid john who rides his bike to his escorts, wonders how to tip so as not to offend, and reads Dan Savage for advice, to the modern-day transactions complete with online reviews, seemingly willing participants, and clean apartments devoid of clich street corners, drugs, or pimps.
Complete with a surprise ending, Paying for It provides endless debate and conversation about sex work and will be the most talkedabout graphic novel of 2011.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Paying for It is a natural progression for Brown as it combines the personal and sexual aspects of his autobiographical work with the polemical drive of Louis Riel. Brown calmly lays out the facts of how he became not only a willing participant in but a vocal proponent of one of the world's most hot-button topic prostitution. While this may appear overly sensational and just plain implausible to some, Brown's story stands for itself. Paying for It offers an entirely contemporary exploration of sex work from the timid john who rides his bike to his escorts, wonders how to tip so as not to offend, and reads Dan Savage for advice, to the modern-day transactions complete with online reviews, seemingly willing participants, and clean apartments devoid of clich street corners, drugs, or pimps.
Complete with a surprise ending, Paying for It provides endless debate and conversation about sex work and will be the most talkedabout graphic novel of 2011.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2011Ein amerikanischer Zeichner im Bordell
Wenn ein Mensch nicht, wie es üblich ist, seine ganze Person für Geld hergibt, sondern nur seinen Körper, dann ist das Prostitution. Diese affirmierende, unmoralische und wie immer hochironische Definition für käuflichen Sex hat Robert Musil im "Mann ohne Eigenschaften" vorgeschlagen - und man könnte zu dieser Verharmlosung des Österreichers einwenden: Kein Wunder, dass er Prostitution so locker sah - er war schließlich ein Mann.
Mindestens auf ähnliche Kritik muss sich jetzt Chester Brown, der Comicbuchzeichner aus Kanada, gefasst machen, der Prostitution nicht nur in einem Nebensatz zu entskandalisieren versucht, sondern die Richtigkeit und Existenzberechtigung der in Amerika verbotenen Sex-Praxis in einer ganzen Graphic Novel thematisiert.
In dem autobiographischen Comic "Paying for it" stellt Brown in nüchternen Zeichnungen und amüsanten Dialogen schonungslos dar, warum er auf feste Beziehungen verzichtet (zu viel Streit, zu anstrengend), warum einmalige Nummern nichts für ihn sind (er würde gerne, aber seine Kommunikationsfähigkeiten sind desaströs) und wie er als glücklicher Single trotzdem regelmäßig zu Sex kommt - indem er nämlich zweimal im Monat ins Bordell geht. Ein Bekenntnis, eine veröffentlichte Privatsache. Aber: Ist das in Ordnung?
Browns großer Kollege Robert Crumb hat einen Einführungstext zu "Paying for it" geschrieben, in dem er die Legitimität und Seriosität des Unterfangens plausibel macht. Auch wenn Crumb vorsichtig andeutet, dass er selbst nicht zum Kreis der Bordellgänger gehöre, ja noch nie in einem Bordell gewesen sei, weist er darauf hin, dass das Comic - "vielleicht eines der besten Werke von Chester Brown" - ein wichtiger und längst fälliger Beitrag im Liberalisierungsprozess Amerikas ist, gerade weil sich der Zeichner in einem Appendix mit den Einwänden der Prostitutionsgegner ernsthaft auseinandersetzt. Feministische, moralische und rechtliche Argumente werden in kleinen Comic-Strips vorgestellt und wieder zurückgewiesen.
"Paying for it" soll also in erster Linie ein Pamphlet für die Legalisierung von Prostitution sein - ein Versuch, käuflichen Sex zu entkriminalisieren. Der Autor kann zumindest mit der Unterstützung der amerikanischen Literaturkritik(er) rechnen: Weil die autobiographischen Bordellgeschichten aus der Perspektive eines bescheidenen, fair bezahlenden und respektvoll mit den Prostituierten umgehenden Mannes geschrieben sind, zeigt sich die umstrittene Praxis von ihrer harmlosen und natürlichen Seite.
Wir Deutschen allerdings können nach dem Hamburg-Mannheimer-Skandal bezeugen, dass nicht alle Bordellbesucher so pflegeleicht sind. Insofern wäre es schön, wenn das Thema, gern ebenfalls als Graphic Novel, einmal aus der Perspektive einer Frau dargestellt würde, aus der Perspektive einer Prostituierten sogar. Doch darauf wird man lange warten können: Schließlich werden Frauen, die dazu Auskunft geben können, in der Regel nicht fürs Schreiben bezahlt.
TOMASZ KURIANOWICZ
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn ein Mensch nicht, wie es üblich ist, seine ganze Person für Geld hergibt, sondern nur seinen Körper, dann ist das Prostitution. Diese affirmierende, unmoralische und wie immer hochironische Definition für käuflichen Sex hat Robert Musil im "Mann ohne Eigenschaften" vorgeschlagen - und man könnte zu dieser Verharmlosung des Österreichers einwenden: Kein Wunder, dass er Prostitution so locker sah - er war schließlich ein Mann.
Mindestens auf ähnliche Kritik muss sich jetzt Chester Brown, der Comicbuchzeichner aus Kanada, gefasst machen, der Prostitution nicht nur in einem Nebensatz zu entskandalisieren versucht, sondern die Richtigkeit und Existenzberechtigung der in Amerika verbotenen Sex-Praxis in einer ganzen Graphic Novel thematisiert.
In dem autobiographischen Comic "Paying for it" stellt Brown in nüchternen Zeichnungen und amüsanten Dialogen schonungslos dar, warum er auf feste Beziehungen verzichtet (zu viel Streit, zu anstrengend), warum einmalige Nummern nichts für ihn sind (er würde gerne, aber seine Kommunikationsfähigkeiten sind desaströs) und wie er als glücklicher Single trotzdem regelmäßig zu Sex kommt - indem er nämlich zweimal im Monat ins Bordell geht. Ein Bekenntnis, eine veröffentlichte Privatsache. Aber: Ist das in Ordnung?
Browns großer Kollege Robert Crumb hat einen Einführungstext zu "Paying for it" geschrieben, in dem er die Legitimität und Seriosität des Unterfangens plausibel macht. Auch wenn Crumb vorsichtig andeutet, dass er selbst nicht zum Kreis der Bordellgänger gehöre, ja noch nie in einem Bordell gewesen sei, weist er darauf hin, dass das Comic - "vielleicht eines der besten Werke von Chester Brown" - ein wichtiger und längst fälliger Beitrag im Liberalisierungsprozess Amerikas ist, gerade weil sich der Zeichner in einem Appendix mit den Einwänden der Prostitutionsgegner ernsthaft auseinandersetzt. Feministische, moralische und rechtliche Argumente werden in kleinen Comic-Strips vorgestellt und wieder zurückgewiesen.
"Paying for it" soll also in erster Linie ein Pamphlet für die Legalisierung von Prostitution sein - ein Versuch, käuflichen Sex zu entkriminalisieren. Der Autor kann zumindest mit der Unterstützung der amerikanischen Literaturkritik(er) rechnen: Weil die autobiographischen Bordellgeschichten aus der Perspektive eines bescheidenen, fair bezahlenden und respektvoll mit den Prostituierten umgehenden Mannes geschrieben sind, zeigt sich die umstrittene Praxis von ihrer harmlosen und natürlichen Seite.
Wir Deutschen allerdings können nach dem Hamburg-Mannheimer-Skandal bezeugen, dass nicht alle Bordellbesucher so pflegeleicht sind. Insofern wäre es schön, wenn das Thema, gern ebenfalls als Graphic Novel, einmal aus der Perspektive einer Frau dargestellt würde, aus der Perspektive einer Prostituierten sogar. Doch darauf wird man lange warten können: Schließlich werden Frauen, die dazu Auskunft geben können, in der Regel nicht fürs Schreiben bezahlt.
TOMASZ KURIANOWICZ
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