Eines muss man Emma Tennant ja zugestehen: Dass sie sich an die Fortsetzung eines so vielgelesenen und vielgeliebten Klassikers wie „Pride & Prejudice“ gewagt hat, zeugt von großem Selbstbewusstsein. Allerdings scheint dies das Einzige zu sein, was die Autorin im Übermaß besitzt – Talent zum
Schreiben und Sprachwitz sucht man bei ihr jedenfalls vergebens. Dieses Sequel ist ein einziges Ärgernis,…mehrEines muss man Emma Tennant ja zugestehen: Dass sie sich an die Fortsetzung eines so vielgelesenen und vielgeliebten Klassikers wie „Pride & Prejudice“ gewagt hat, zeugt von großem Selbstbewusstsein. Allerdings scheint dies das Einzige zu sein, was die Autorin im Übermaß besitzt – Talent zum Schreiben und Sprachwitz sucht man bei ihr jedenfalls vergebens. Dieses Sequel ist ein einziges Ärgernis, ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Kritik anfangen soll. Tennant scheint Austens Roman nur überflogen zu haben, jedenfalls unterlaufen ihr ständig Fehler in der Chronologie. So sind Elizabeth und Darcy in diesem Buch z.B. seit knapp einem Jahr verheiratet, doch ihre Schwester Jane hat schon eine Tochter, die plappern kann und Lydia sogar vier Kinder – haben die beiden nicht mit bzw. nur wenige Monate vor Lizzy geheiratet, und jetzt gleich eine Kinderschar? Mr. Bennet ist bereits vor Monaten verstorben – in „Pride & Prejudice“ blickt Jane Austen auf der letzten Seite aber ein wenig in die Zukunft und verrät, dass er seine Tochter sehr oft auf Pemberley besucht hat. Am meisten versagt die Autorin allerdings bei der Charakterzeichnung ihrer Figuren: Ist Elizabeth Bennet im Original noch eine intelligente, geistreiche, selbstbewusste junge Frau, verkommt sie hier zu einer gehässigen Lästerzunge (und Darcy lacht sogar noch über ihre Gemeinheiten!) und weinerlichen Jammerliese. Der tadellose Bingley hat plötzlich ein uneheliches Kind, von Darcy wird auch eine frühere Affäre bekannt – das ist inhaltlich einfach nur Seifenopern-Niveau und passt überhaupt nicht zu Jane Austens Figuren. Und das Ganze ist dann auch noch unterirdisch schlecht geschrieben. Von Jane Austens Sprachgewandtheit, ihren geschliffenen Dialogen und ihrer detailreichen Milieustudie ist dieser Roman jedenfalls Lichtjahre entfernt– eigentlich eine Unverschämtheit, ihren Namen in Verbindung mit diesem Werk überhaupt zu nennen. Alle Fans von Austen seien deshalb gewarnt: Finger weg von diesem Buch!