Für meine Rezension des 4. Bandes der international gefeierten und für Netflix verfilmten Bridgerton-Reihe von Bestsellerautorin Julia Quinn orientiere ich mich ausnahmsweise mal am Stil der legendären, mysteriösen Lady Whistledown. Die scharfzüngigen Beiträge in ihrem Gesellschaftsjournal sind bei
der klatschsüchtigen Londoner Upper Class der frühen 1820er Jahre gleichermaßen beliebt wie auch…mehrFür meine Rezension des 4. Bandes der international gefeierten und für Netflix verfilmten Bridgerton-Reihe von Bestsellerautorin Julia Quinn orientiere ich mich ausnahmsweise mal am Stil der legendären, mysteriösen Lady Whistledown. Die scharfzüngigen Beiträge in ihrem Gesellschaftsjournal sind bei der klatschsüchtigen Londoner Upper Class der frühen 1820er Jahre gleichermaßen beliebt wie auch gefürchtet; niemand möchte in den Fokus der anonymen Schreiberin geraten, da sie - welch Skandal! – in ihren Artikeln keine schmeichelhaft allgemeinen Namens-Abkürzungen verwendet, sondern stets den vollen Namen der betreffenden Personen nennt.
Aus Lady Furbaby Moms Buchjournal:
Wie meiner geschätzten Leserschaft mittlerweile aufgefallen sein dürfte, bedarf es lediglich einer romantischen, im England der Regency-Zeit spielenden Geschichte voller sympathischer Protagonisten, um mich in Verzückung zu versetzen. Ich kann Ihnen mit Freude versichern, dass – auch wenn ich von Julia Quinn ohnehin nichts Geringeres als ein erfolgreiches Anknüpfen an ihre vorherigen schriftstellerischen Glanzleistungen erwartet hatte - das vorliegende Werk ebendiese Anforderungen vortrefflich erfüllt und mich in meinem Wunsch bestärkt hat, mir alle weiteren Bände der Bridgerton-Reihe zu Gemüte zu führen.
Amüsiert verfolgte ich die von Situationskomik und Wortwitz strotzenden Dialoge während der Annäherung unseres allseits hochgeschätzten, für seinen Charme berühmten – und, wie sich erst kürzlich herausgestellt hat, nur scheinbar hartnäckig auf sein Junggesellendasein bedachten - Mr. Colin Bridgerton und dem wohl noch am wenigsten dummen Mitglied der Featherington-Familie, dem freundlichen, bisher höchst unscheinbaren, stets mit gequältem Gesichtsausdruck am Rande der Tanzfläche anzutreffenden Mauerblümchen Miss Penelope Featherington. Wer beim Durchforsten seines Gedächtnisses nach Erinnerungen an besagte - mit ihren inzwischen schon 28 Jahren nicht mehr ganz taufrische - junge Dame erfolglos bleiben sollte, der rufe sich das Bild einer überreifen Zitrusfrucht vor Augen. Bis heute ist es der Verfasserin dieser Zeilen unbegreiflich, welche Mutter ihre bedauernswerte Tochter in einem solch unvorteilhaften Farbton debütieren lassen kann – wenn Sie mich fragen, war diese Gedankenlosigkeit eine willkommene Vorlage für die wie üblich gehässigen Bemerkungen von Lady Cressida Twombley, die ihre als Besorgnis getarnte Boshaftigkeit seit jeher hinter ihrem makellosen Teint zu verstecken versucht. Glaubt sie denn, wir alle seien Narren? Aber diese niederträchtige Person soll hier nicht weiter erwähnt werden, da Miss Penelope Featherington ein weitaus lohnenswerteres Gesprächsthema abgibt.
Die Tatsache, dass es nun ausgerechnet jener - meines Erachtens bezüglich ihrer Intelligenz hochgradig unterschätzten - Dame gelungen sein soll, den bezaubernden, wenn auch bedenklich oft hungrigen dritten Sprössling der Bridgerton-Brut von seiner Sehnsucht nach monatelangen Reisen zu kurieren und zur dauerhaften Heimkehr in heimatliche Gefilde zu überreden - womöglich gar von den Vorteilen einer längst überfälligen Eheschließung zu überzeugen -, dürfte zweifellos für die ein oder andere, der heftigen Enttäuschung geschuldeten Ohnmacht unter den jungen Damen der Londoner Gesellschaft (und wahrscheinlich nicht minder unter ihren noch ehrgeizigeren Müttern) gesorgt haben. Wie mir zugetragen wurde, hatte nicht einmal die beste Freundin Penelopes, Colins Schwester Eloise, diese in meinen Augen ebenso unterhaltsame wie begrüßenswerte Entwicklung kommen sehen.
Als einziges Manko der ansonsten formidablen, aus der Perspektive von Penelope und Colin geführten Erzählung erachte ich lediglich den unglücklich gewählten Klappentext, welcher den in der reizenden Geschichte selbst treffsicher platzierten Überraschungsmoment grausam ruiniert - ein beklagenswerter Makel, über den die für ihren guten Geschmack bekannten Bridgerton-Sympathisanten jedoch gewiss milde lächelnd hinwegsehen we